Vor kurzem hat NXP eine neue Generation seiner MIFARE-Ultralight-Chips herausgebracht. Sie werden derzeit hauptsächlich in elektronischen Tickets verwendet. Wir sprachen mit Marketing-Manager Denis Scheller über seine Produkte und den Markt.
NXP hat nach eigenen Angaben bereits 800 Millionen »MIFARE-Ultralight-Chips« verkauft. Wo stecken die drin?
Wir haben MIFARE Ultralight im Jahr 2001 eingeführt, um Tickets mit Magnetstreifen durch kontaktlose Tickets zu ersetzen. Ziel war ganz klar der Nahverkehr. Die Chips waren aber auch in den Tickets zur Fußball-WM 2006 in Deutschland.
Was kann der neue Chip »MIFARE Ultralight C«, was der Vorgänger nicht konnte?
Mit der ersten Generation der MIFARE-Ultralight-Chips wollten wir die Magnetstreifen ersetzen, also ein einfaches Speichermedium mit kontaktloser Schnittstelle ohne integrierte Sicherheit. Die Daten konnten, wie bei den Magnetstreifen, jedes kontaktlose Lesegerät basierend auf der ISO-14443-A-Schnittstelle auslesen.
MIFARE Ultralight C bietet nun neben mehr Speicher auch den offenen Kryptografiestandard 3DES und eine 16-bit-Zählfunktion. Die Chips sind daher viel sicherer. Es ist so, als ob ein offenes Buch sieben Siegel bekommen hätte. Der 3DES-Standard wurde bisher noch nicht geknackt. Dadurch erschließen sich auch neue Anwendungen.
Welche sind das?
Der Markt mit elektronischen Fahrscheinen ist zwar nach wie vor der größte, aber mit den neuen Chips können wir zum Beispiel auch Kundenbindungsprogramme oder Geschenkgutscheine unterstützen. Wenn Sie da von einem Wert von 50 oder 100 Euro ausgehen, sind diese Gutscheine mit 3DES gut geschützt.
In welchen Anwendungen könnten solche Chips in Zukunft noch eingesetzt werden?
Ein Trend, den wir sehen, ist, dass Anwendungen zusammengeführt werden, zum Beispiel Park&Ride. In Nordamerika und Asien gibt es Überlegungen, den Straßenverkehr zu bündeln und auf den öffentlichen Nahverkehr zu übertragen. Mit einem elektronischen Ticket könnte man parken und gleichzeitig den Nahverkehr bezahlen.
Unsere Kunden sind bei den MIFARE-Produkten aber auch schon sehr kreativ. Unter den derzeit 40 Anwendungen gibt zum Beispiel solche, bei denen Golfschläger oder Shrimps gelabelt werden.
Ist es gerechtfertigt, dass ein MIFARE-Ultralight-Chip in einem Ticket steckt, dass selbst nur wenige Cent wert ist?
Das ist der springende Punkt. Bei den Fahrscheinen konkurrieren wir mit den Medien-Papier, Magnetstreifen und dem traditionellen Bargeld. MIFARE-Ultralight-C-Chips sind zwar im unteren Preissegment unseres Portfolios angesiedelt, allerdings sind sie dann immer noch teurer als die anderen Medien. Man muss sich aber die Systemkosten anschauen. Durch das kontaktlose Zahlen entfallen zum Beispiel Wartungskosten für die Magnetstreifenleser. Außerdem hat jedes elektronische Ticket eine Nummer, mit der sich statistische Daten viel besser erfassen lassen. Dadurch lassen sich dann die Fahrpläne oder Routen optimieren. Das spart am Ende auch Geld.
Warum nutzen Sie einen offenen Kryptografie-Standard?
Im Gegensatz zu Verschlüsselungs-Algorithmen, die nicht für jeden einsehbar sind, kann ihn jeder testen oder etwas daran verbessern.
Welchen Verlauf wird der Markt mit elektronischen Tickets in den nächsten Jahren nehmen?
Konkret für unsere MIFARE- und MIFARE-Ultralight-Produkte, die in Fahrscheinen und Anwendungen wie Eintrittskarten oder Geschenkkarten eingesetzt werden, gehen wir in den nächsten fünf Jahren von einem Wachstum zwischen 20 und 30 Prozent pro Jahr aus.