Die Grenzen von CMOS erweitern

17. März 2009, 10:21 Uhr |
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Optimierung der Silizium-Kristallstruktur

Die Beweglichkeit der Ladungsträger im halbleitenden Silizium-Einkristall hängt auch von der Orientierung des Kristallgitters ab. Die Ladungsträgerbeweglichkeit hat wiederum großen Einfluss auf die Schaltgeschwindigkeit von Transistoren. Deshalb setzt man seit Jahren „Strain“-Techniken zur Verspannung des Kristallgitters ein, die die Ladungsträgerbeweglichkeit steigern (siehe Elektronik 3/2009, S. 22). Bei Fujitsu ist man jedoch der Meinung, dass die Strained-Silicon-Verfahren zur Steigerung der Ladungsträgerbeweglichkeit in der 45-nm-Fertigungsgeneration ihre Grenze erreicht haben.

Ätzt man bestimmte Kristallorientierungen frei und bringt dort die Transistoren auf, lässt sich ebenfalls die höhere Ladungsträgerbeweglichkeit ausnutzen. Während PMOS-Transistoren davon profitieren, wenn sie auf einer (110)-Kristallebene statt der üblicherweise genutzten (001)-Ebene liegen, sinkt die Geschwindigkeit der NMOS-Transistoren. Weil der kumulierte Durchlassstrom von PMOS- und NMOS-Transistoren auf der (001)-Kristallebene höher ist als auf der (110)-Ebene, nutzt man für schnelle CMOS-Prozessoren üblicherweise erstere.

Fujitsu hat nun ein Verfahren gefunden, um den Duchlassstrom von NMOS-Transistoren auf der (110)-Kristallebene wieder auf dasselbe Niveau wie auf der (001)-Ebene zu bringen. Es kommt bereits im aktuellen 45-nm-Prozess zum Einsatz und soll unverändert auch in der kommenden 32-nm-Generation angewendet werden.

Bei den (110)-NMOS-Transistoren liegt der größte Teil der Gate-Elektrode zwar auf der (110)-Ebene, doch mittels eines so genannten Silizium-Migrations-Prozesses (SMP) werden durch eine Wärmebehandlung unter Zufuhr von Gasen an die (110)-Ebene angrenzende (111)- und (331)-Lagen erzeugt (Bild 2). Dadurch steigt der Durchlassstrom der NMOS-Transistoren deutlich an. Die verbleibenden Nachteile der (110)-NMOS-Transistoren kompensiert Fujitsu durch die selektive Implantation von Aluminium-Ionen in die Silizid-Lage der NMOSTransistoren, was den Kontaktwiderstand zwischen Silizid und Silizium verbessert. Die neue Technik soll auch im Vergleich zu HKMG recht preiswert sein.

Für die aktuelle 45-nm-Prozesslinie hat auch Intel ein Verfahren zur Herstellung von PMOS-Transistoren auf (110)-orientierten Silizium-Kristallebenen vorgestellt; dabei sollen zweidimensionale Kurzkanaleffekte die Nachteile der (110)-orientierten NMOS-Transistoren kompensieren, während die PMOS-Transistoren Rekordwerte erreichen.

In der nächsten Elektronik werden die kleinste DRAM-Zelle der Welt auf Basis der Buried-Wordline-Technologie sowie eine Batterie, deren Elektroden aus Nanodrähten besteht, vorgestellt. Mit letzterer soll sich die Kapazität gegenüber herkömmlichen Lithium-Batterien schlagartig verdoppeln lassen. fr

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Bild 2. In (a) ist der Bereich um das Gate ohne SMP dargestellt, in (b) nach Anwendung des SMP. In (c) sind die einzelnen Lagen aus (b) dargestellt. Zwischen der (110)-Ebene (Gate) und der (331)-Lage beträgt der Winkel 13°, zwischen (331) und (111) 3

  1. Die Grenzen von CMOS erweitern
  2. Optimierung der Silizium-Kristallstruktur

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