»Daraus allerdings bereits erste Anzeichen einer nachhaltigen Erholung oder gar eine bevorstehende massive Allokation für bzw. in Deutschland abzuleiten, halte ich für gewagt. Zunächst einmal dürfte es sich dabei wohl in erster Linie um temporäre Effekte handeln«, sagt Gerhard Becker, Leiter Produktmarketing Displays und Systeme von Gleichmann Electronics. »Dafür spricht auch, dass im Industriebereich sowohl Lieferzeiten als auch Preise bislang weitgehend stabil sind, im Einzelfall sogar leicht nach unten tendieren. Industrielle 15-Zoll-Displays zum Beispiel werden momentan von den Herstellern sogar geringfügig günstiger angeboten als noch zu Jahresbeginn.«
Ähnlich sieht es Sharp: Der europäische Markt für Industrie-LCDs ab 10 Zoll habe die Talsohle durchschritten. In Sektoren wie eSignage und Automobildisplays sei die Nachfrage weiter schleppend. Viele eSignage-Projekte hätten die Firmen erst einmal zurückgestellt. Dagegen verzeichnet Sharp einen starken Bedarf nach großen TV-Panels, vor allem aufgrund der Nachfrage aus China. Deshalb hatte sich Sharp entschlossen, den Start der G10-Fabrik in Sakai um fünf Monate vor zu ziehen.
Fazit: Die Warnungen der IC-Hersteller an die Automobilindustrie sind nicht unbegründet, denn die teilweise sehr speziellen Komponenten fertigen die Hersteller meist entsprechend der Vorbestellungen. Wer nicht rechtzeitig plant, wird hin und wieder längere Lieferzeiten in Kauf nehmen müssen. Grundlegend aber bleibt alles offen, wie Jürgen Weyer formuliert: Es sei vollkommen unklar, welche Lagerbestände bis Ende des Jahres noch vorhanden sind.