5-V-NOR-Flash: Numonyx schließt die Lücke

17. April 2009, 15:32 Uhr | Corinna Puhlmann, Markt&Technik

Dass Spansion die 5-V-NOR-Flash-Bausteine abkündigt, trifft vor allem die Automotive-Branche und den Industriesektor. Numonyx will die Lücke schließen, die Spansion hinterlässt. Dennoch bleibt ein kleines Restrisiko für den Kunden bestehen.

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Die Ankündigung von Spansion im Dezember letzten Jahres, sämtliche 5-V-NOR-Flash-Produkte auslaufen zu lassen, hatte die Industrie kalt erwischt. Die Gründe für Spansion sind jedoch nachvollziehbar: Das Fertigungsabkommen mit FSET (Fujitsu Semiconductor Technology) wird Ende des Jahres auslaufen. Während Spansion die 3-V-Bausteine aus diesem Fertigungsabkommen zum Teil hin zu anderen Fertigungslinien transferieren wird, rechtfertigt sich dieser Schritt bei den 5-V-Bausteinen wegen der geringen Nachfrage und der ohnehin schwierigen Situation nicht, in der sich Spansion befindet.

»Dass wir dafür auch noch öffentlich kritisiert werden, entbehrt nicht einer gewissen Ironie«, bemerkt John Nation, Director of Corporate Marketing von Spansion. »Wir waren der letzte große Hersteller, der diesem Produktsegment über Jahrzehnte treu geblieben ist.« Und genau darin liegt auch das Problem: Spansion ist nicht nur der Marktführer im 5-V-Flash-Bereich, das Unternehmen bietet auch das breiteste Portfolio in diesem Segment an. Zwar gibt es noch Alternativen, jedoch ist hier zu differenzieren: »Wir kennen mindestens drei ernsthafte Anbieter, die die Bausteine in den Industriemarkt mit dem dafür geforderten Temperaturbereich liefern können,« berichtet Jürgen Hoika, Senior Marketing Manager für Mikrocontroller von Infineon.

»Anders gestaltet sich leider die Situation im Automotive-Segment.« Dass Numonyx jetzt ankündigt, wieder in den Markt für 5-V-Flash-Bausteine einzusteigen, ist deshalb gerade für die Automobilindustrie interessant. Unter der Bezeichnung »Axcell M29F« wird das Unternehmen eine vollständige automotive-taugliche Produktfamilie auf den Markt bringen, die Speichertypen mit 16, 8, 4 und 2 MBit umfassen wird. Jedoch kommt es auf das richtige Timing an. Spansion hat im Dezember zur »Last Buy Order« aufgerufen. Ab diesem Zeitpunkt nimmt das Unternehmen noch für sechs Monate Bestellungen entgegen, die Auslieferung erfolgt – wie in der Industrie üblich – auch noch danach.

Anwender sollten sich langfristig eindecken

Numonyx kann frühestens die ersten Testmuster von 5-V-Flash-Bausteinen im Juni zur Verfügung stellen. Die volle Produktqualifikation und die Produktion sind für den September angesetzt. Numonyx arbeitet also mit Hochdruck daran, die Lücke, die Spansion hinterlassen wird, zu schließen. Der Zeitrahmen ist dennoch sehr eng gesteckt. Rolf Huber, Business Development Manager von EBV Elektronik, betont: »Wir raten unseren Kunden, sich jetzt langfristig einzudecken.« Denn ein gewisses Restrisiko bleibe bestehen.

Erstens hat Spansion bekanntlich Gläubigerschutz beantragt, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Zweitens bleibt abzuwarten, ob der Konkurrent Numonyx den Zeitrahmen so einhalten kann. »Wer heute vorausschauend plant, kann das Risiko jedoch minimieren«, sagt Rolf Huber. Betroffen von den Abkündigungen ist unter anderem Infineon, weil die bestehende Mikrocontroller-Architektur C166 externe 5-V-Flash-Bausteine nutzt.

Jürgen Hoika von Infineon kann die Kunden dennoch beruhigen: »Durch die neuen Numonyx-Produkte ist die Liefersicherheit für alle mit 5 V betriebenen Automotive- und Industrie-Applikationsplattformen auf Basis der C166-Familie weiterhin gegeben. Wir bieten die C166-Produktfamilie seit Anfang der 90er Jahre an. Es ist nicht geplant, sie abzukündigen. Infineon wird den Kunden C166-Produkte auch in den nächsten Jahren bereitstellen.« Spansion habe Infineon rechtzeitig informiert. Infineon hatte somit die Möglichkeit, aktiv auf die Halbleiterhersteller zuzugehen, um nach Alternativen zu suchen. Mit Numonyx, so ist sich Jürgen Hoika sicher, habe man einen Partner gefunden, der zuverlässig – ähnlich wie Spansion über die vergangenen Jahrzehnte – die Lieferung garantieren kann.

Betroffen sind ohnehin nur die bestehenden Plattformen. Seit der Einführung der C166-Architektur hat Infineon das Portfolio dieser Familie ständig weiterentwickelt: »Die aktuelle XE166-Familie für Industrieanwendungen und die XC2000-Familie für Automobilanwendungen benötigen nur noch in den wenigsten Fällen einen externen Programmspeicher, da der integrierte Flashspeicher eine Speicherkapazität von bis zu 1,6 MByte hat«, betont Jürgen Hoika. Zudem können die Kunden wegen der Kompatibiltät der C166- und der XE166- und XC200-Familien problemlos auf die neuen Produkte mit Embedded-Flash umsteigen. Zumindest aus Sicht von Infineon besteht kein Anlass zur Sorge. »Wir sind froh, unsere Kunden in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Numonyx weiterhin unterstützen zu können.« 


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