Sind Bedientechnologien aus dem Konsumgüter-Umfeld geeignet für die Industrie?
Unsere Endkunden sind viele Technologien aus ihrem privaten Umfeld gewohnt und möchten den Komfort im Beruf oft nicht missen. Deshalb orientiert sich die Industrie heute in einigen Bereichen am Consumer-Umfeld. Natürlich sollte man aber nicht sofort jedem Technik-Trend folgen, sondern vorab genau prüfen, was im industriellen Umfeld tatsächlich sinnvoll sein könnte und welche Modifikationen eventuell benötigt werden. Damit beschäftigen wir uns sehr intensiv. In unserem Future Lab experimentieren bereichsübergreifende Teams mit neuen Technologien. So entstehen immer wieder innovative und kreative Lösungen oder Denkansätze. Die Ergebnisse setzen wir kundengerecht in unseren Produkten um.
Können Sie Beispiele nennen?
Unsere Touch-Displays sind auf Wunsch für die Handschuh-Bedienung optimiert. Andererseits vermissen Bediener bei Touch-Displays oft das haptische Gefühl, das man beim Drücken einer Taste hat. Um Fehlbedienungen zu vermeiden, sind haptische Feedback-Funktionen, also die spürbare Rückmeldung bei der Berührung eines Touch-Displays, eine gute Lösung. In Branchen wie der Medizintechnik interessant, ist diese Funktionsart jedoch in anderen Bereichen nicht oder nur schwer umsetzbar. Auch Smart Wheels haben, unter anderem aus der Automobiltechnologie kommend, ihren Weg in die Industrie gefunden. Die adaptiven Dreh-Drückknöpfe können schon sehr viel und sind häufig hochkomplex. In der Entwicklung einiger Kundenprojekte haben wir festgestellt, dass Devices mit zu vielen Funktionen auch abschreckend sein können. Hier gilt oft noch das Motto ‚weniger ist mehr‘. Bei der kundenspezifischen Konfiguration unseres Feedback-Overrides, das bereits sehr erfolgreich in Serie gegangen ist, konzentrieren wir uns aktuell auf die wichtigsten Parameter wie Vibrationsrückmeldung, verschiedene Leuchtintensitäten oder die Brems- und Haltezeiten. Parallel arbeiten wir aber natürlich auch an der Weiterentwicklung der Features. Spannend sind auch unsere Tests mit 3D-Displays beziehungsweise der Gestensteuerung. Sensoren erkennen den Bediener bereits, wenn er an das Display herantritt. Er kann virtuell eine Taste drücken oder ein Rad drehen, ohne den Screen tatsächlich zu berühren. Für uns ist es bei der Entwicklung neuer Technologien grundsätzlich wichtig, den Kunden und seine tatsächlichen Bedürfnisse intensiv mit einzubeziehen. Nur dann kann am Ende ein erfolgreiches Produkt stehen.
Sollen mit den Neuerungen auch Märkte außerhalb der Industrieautomation angesprochen werden?
Unsere Schwerpunkte liegen tatsächlich in der Industrieautomation, der Medizintechnik und im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus. Aber auch für Branchen wie die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft sind unsere Lösungen mit entsprechenden Zertifizierungen wie IP69 relevant. Regional wollen wir weiter in unseren Kernmärkten in der DACH-Region wachsen, nach und nach aber auch Europa erschließen. Generell ist uns ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum wichtig.
Wann gibt es die neuen Produkte?
Wir werden die neuen Produkte, aber auch unsere Kompetenz in der Entwicklung von kundenspezifischen Gesamtlösungen bei der diesjährigen SPS im November in Nürnberg vorstellen. 2019 feiern wir übrigens auch zehn Jahre Prime Cube!
Das Interview führte Manne Kreuzer.