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Energiesparen durch Heimvernetzung

3. Dezember 2014, 16:19 Uhr | Von Torsten Rothe und Ingo Seehagen
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Heimautomatisierung: von der Nische zum Massenmarkt

Um IoT richtig zu etablieren und umfassend zu nutzen, müssen auf allen Ebenen die Geräte, Messstationen usw. internetfähig gemacht werden. Das gilt auch für den Bereich der Heimautomatisierung. Heimautomatisierung ist ein Schlagwort, das schon lange auf dem Markt kursiert. Bisher ist es aber aus seiner Nischenposition nicht herausgekommen – ganz im Gegensatz zur Gebäude-Automatisierung. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Diskussion wurde oft vom Standpunkt der Energieeffizienz und steigenden Energiekosten geführt. In diesem Bereich hat sich durch neue, sparsamere Geräte, z.B. neue LED- oder Energiespar-Beleuchtung, sehr viel getan und der Strombedarf pro Gerät ist ständig gesunken. Die im Vergleich dazu hohen Kosten für die Heimautomatisierung würden sich so nur schwer amortisieren. In einigen Bereichen haben sich aber trotzdem verschiedene Insellösungen durchgesetzt. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass es sich hierbei oft um hochpreisige und sehr ausgereifte, aber geschlossene Lösungen handelt. Im Vordergrund stand hauptsächlich der Wunsch nach Komfort. Leider haben sich daraus nur wenige und nicht zueinander kompatible Standards entwickelt. Somit ist der Kunde immer auf wenige Hersteller oder Integratoren beschränkt und es existiert kein Massenmarkt.

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Was ist der Grund, dass Heimautomatisierung heute wieder interessant wird? Avnet sieht hier verschiedene Markttreiber. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich die größere Akzeptanz durch das Voranschreiten der digitalen Vernetzung im Heim-/Endkundenbereich. Fast jeder Haushalt besitzt heute einen Internetanschluss und damit die Voraussetzung für eine Vernetzung – Schlagwort IoT. Das Smart­phone hat unsere Welt deutlich verändert. Wir steuern heute schon verschiedene Geräte in unserem Haushalt per App auf dem Smart­phone. Diesen Komfort erwarten die Kunden auch von den restlichen Geräten.

Der Wunsch nach Komfort und Sicherheit, der demografische Wandel und unsere erhöhte Mobilität steigern den Bedarf nach Fernwartung und Überwachung. Ein weiterer Punkt sind die steigenden Anforderungen durch die sogenannte Energiewende. Hier sind vor allem zwei Punkte interessant:

  • Die Energieeinsparungsverordnung EnEV (bzw. Minenergieanforderungen Schweiz) bestimmt den Primärenergiebedarf eines Hauses. Bis 2050 soll dieser um 50 % sinken. Dies lässt sich durch bessere Dämmstoffe oder andere geeignete Massnahmen nur noch geringfügig verbessern. Der finanzielle Aufwand steigt hier enorm an und steht bald in keinem Verhältnis mehr zu der erreichbaren Energieeinsparung. Ein Ausweg ist die Verwaltung der verfügbaren Energie.
  • Der zweite Punkt betrifft den Anteil der Erneuerbaren Energie. Die neue EnEV 2014 schließt nun auch die Anlagentechnik, wie Heizen, Kühlen, Lüften, Raumluft, Beleuchtung und Versorgung mit Warmwasser, in die Betrachtung ein. Ein reines Ein-/Ausschalten reicht hier nicht mehr.

Hier sind nun schon einige Energielieferanten und Telekommunikations-Gesellschaften aktiv geworden. So begegnet man dem Schlagwort „Smart Grid“ überall. Stromlieferanten und Telecoms versuchen mit eigenen Lösungen, neue Geschäftsfelder zu erobern. Die intelligente Verwaltung und Verteilung der Energie gewinnt in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung. Energie wird heute teilweise schon dezentral erzeugt und in das Netz eingespeist (Photovoltaik, Windräder). Es kommt jetzt aber auch darauf an, diese Energie intelligent an die Verbraucher zu verteilen. Dazu wird es immer bedeutender, den zu erwartenden Bedarf zu bestimmen, damit die Energielieferanten besser planen können und auftretende Spitzen besser abgefangen werden können.

Kostendruck: meist geringer Etat für Heimautomatisierung

Smart Grid und Smart Metering werden aus Avnet-Sicht so lange nicht erfolgreich, wie ein Monitoring des Energiebedarfs in jedem Haushalt fehlt. Das betrifft Eigenheimbesitzer genauso wie Mieter von größeren Wohngebäuden, Bürogebäuden und Fabrikanlagen. Für Neubauten ist der Einbau von Heimautomatisierungslösungen sicherlich mit vertretbarem Aufwand möglich. Wie sieht es aber bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden aus? Welche Lösungen werden hier zum Erfolg führen? Der größte Teil der Wohnhäuser in Deutschland stammt aus den Jahren 1949 bis 1978 und eine Sanierung steht in den meisten Fällen bald an (Quelle: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de).

Für diese gilt bei der Modernisierung die EnEV2014. Dem entgegen steht aber, dass Bauen trotz der niedrigen Zinsen sehr teuer geworden ist. Dieser Kostendruck bewirkt, dass schon bei der Planung an allen Stellen gespart wird. Das Elektrohandwerk kommt in der Planungsphase sehr weit hinten und somit bleibt meist nicht mehr sehr viel Geld dafür übrig. Es wird nur das Nötigste gemacht. Langfristige und vorrausschauende Planung sieht meistens anders aus.

Bei den Anforderungen gibt es zwei große Gruppen: Eigenheimbesitzer und Mieter. Im Bereich Wohneigentum muss man noch einmal zwischen Luxus- und Massenbereich unterscheiden (Tabelle). Der Luxusbereich wird aus Komfortgründen sicherlich eine Heimautomatisierung installieren. Die Ersparnis spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Sie gibt es quasi gratis dazu. Der zweite Bereich ist von den gesetzlichen Vorgaben betroffen und hat den Fokus auf Ersparnis und Komfort – in dieser Reihenfolge. Dieser Punkt gilt sicherlich auch für den Mieter. Da es sich nicht um sein Eigentum handelt, ist er auch weniger an einer festen Installation bei Nachrüstungen interessiert. Der Vermieter besitzt sicherlich auch kein großes Interesse, da sich diese Kosten selten auf den Mieter umlegen lassen.

 Luxussegment (z.B. Villa)Massenmarkt (Reihen-, Einfamilienhaus)Mieter
Kundenanforderungen hoher Anspruch an Komfort und Sicherheit  muss gesetzliche Anforderungen erfüllen, Komfort, einfache Handhabung, Energieersparnis Komfort, einfache Handhabung, Energieersparnis
Herausforderungen anspruchsvolle Systeme mit hoher Integration und Bedienkomfort  sehr preissensitiv, einfache Installation, Interoperabilität, nur begrenzt neue Kabel möglich  günstige Nachrüstlösungen, eventuell mobile Lösung, Interoperabilität, neue Kabel faktisch unmöglich

Arten des Wohnens



  1. Energiesparen durch Heimvernetzung
  2. Heimautomatisierung: von der Nische zum Massenmarkt
  3. Nachrüstung bei Bestandsbauten

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