Bei Reverse HTTP (PTTH) handelt es sich um eine recht einfache Abwandlung des HTTP-Protokolls. Der wesentliche Unterschied zu HTTP besteht darin, dass der Datenlogger von sich aus eine Verbindung zu einem speziellen Server, dem so genannten Reverse HTTP Reflector, aufbaut. Das ist so gut wie immer möglich, egal über welche Technologie der Datenlogger Zugriff auf das Internet hat – sogar über einen HTTP-Proxy-Server. Der Trick besteht nun darin, dass die Verbindung sozusagen umgedreht wird, sobald sie aufgebaut ist. Der Reverse HTTP Reflector kann über die nun bestehende Verbindung Anfragen zum Datenlogger senden, die dann vom Web-Server des Datenloggers beantwortet werden. Der Reverse HTTP Reflector enthält ebenfalls einen Web-Server, der Anfragen vom Web-Browser des Benutzers entgegennimmt und diese Anfragen dann über die Reverse-HTTP-Verbindung des Gerätes an den Web-Server des Datenloggers transparent weiterleitet.
Der Reflector muss natürlich wissen, an welches Gerät die Anfrage weiterzuleiten ist. Dies kann entweder über die Web Adresse (URL) erfolgen (z.B. http://log1.my-devices.net) oder über einen Cookie, der nach erfolgtem Log-in-Vorgang am Reflector-Server im Browser des Clients gesetzt wird. Bei ersterer Methode wird im DNS-Server ein Wildcard-Eintrag definiert, der alle Zugriffe auf *.my-devices.net auf den Reflector Server www.my-devices.net weiterleitet. Der Server kann dann anhand des Host Headers im HTTP-Request, sowie einer Zuordnungstabelle erkennen, welches Gerät gemeint ist, und die Anfrage entsprechend weiterleiten. Der für dieses Verfahren notwendige Reverse-HTTP-Reflector-Server kann entweder selbst betrieben werden, oder es wird ein von einem Dienstleister betriebener Server benutzt. Für den Betrieb des Reflector-Servers eignen sich sehr gut Cloud Services, wie sie von Amazon (EC2) oder Rackspace angeboten werden.
Da der Reflector-Server selbst keinerlei Daten speichert, sondern die HTTP-Anfragen nur transparent weiterleitet, ist diese Methode auch aus dem Betrachtungswinkel der Datensicherheit weitestgehend unbedenklich. Selbstverständlich kann sowohl die Reverse-HTTP-Verbindung vom Datenlogger zum Reflektor, als auch die HTTP-Verbindung vom Browser zum Reflector mit SSL, bzw. TLS verschlüsselt werden. Ein einzelner unter Linux laufender Reflector-Server kann leicht mehrere tausend Datenlogger bedienen, mit bis zu 100 oder mehr simultanen Browser-Zugriffen. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass sie eine sehr sichere Anbindung der Datenlogger ermöglicht. Da das Gerät nur über die zum Reflector-Server aufgebaute Verbindung und somit nur über den Reflector-Server erreichbar ist, besteht keine Gefahr durch Denial-of-Service-Angriffe auf den Datenlogger.
Zugriffe auf den Datenlogger über den Reflector erfordern natürlich eine vorhergehende Authentifizierung des Benutzers. Auch der Datenlogger selbst muss sich gegenüber dem Reflector-Server authentifizieren. Dies kann entweder über ein Passwort erfolgen oder über ein digitales Zertifikat. Nachteil des Verfahrens ist, dass nur HTTP-Zugriff auf den Datenlogger möglich ist, nicht aber FTP oder ein Shell-Login.
Reverse HTTP kann natürlich nicht nur dazu benutzt werden, um auf Web-Seiten auf dem Datenlogger zuzugreifen. Jeder auf HTTP basierende Kommunikationsmechanismus kann auch über Reverse HTTP verwendet werden, so z.B. auch Web-Services, die auf SOAP-, JSON- oder REST-Technologie basieren.
Die für die Integration von Reverse HTTP in einen Datenlogger notwendige Software sowie der Reflector-Server bietet Applied Informatics an. Bestehende Geräte, bei denen eine entsprechende Erweiterung der Software nicht möglich ist, können über ein spezielles Gateway angebunden werden. Das Gateway befindet sich im selben Netz wie der Datenlogger, verbindet sich mit dem Reflector-Server und leitet die Anfragen vom Reflector-Server an den jeweiligen Datenlogger weiter.
Reverse HTTP in Verbindung mit einem Reflector-Server stellt eine hochinteressante Alternative zu Technologien wie VPN und NAT Port Forwarding dar, um das Web-Interface eines Datenloggers per Fernzugriff nutzbar zu machen. Diese neue Technologie lässt sich ohne Eingriff in die Netzwerk Infrastruktur einsetzen – der notwendige Reflector-Server kann auch »in der Cloud« oder durch einen Dienstleister betrieben werden. Auf Seite des Datenloggers ist entweder die Integration einer Reverse-HTTP-Client-Software erforderlich, was ohne großen Aufwand möglich ist, oder die Anbindung erfolgt über einen speziellen Gateway.
Eine Demonstration der Reverse-HTTP-Technologie von Applied Informatics steht unter der Adresse http://my-devices.net zur Verfügung. Die für die Demonstration erforderliche Zugangskennung mit Passwort kann über die Seite http://www.appinf.com/de/company/contact.html angefordert werden.