Forschung

Drei Schwerpunkte für Embedded-Forschung in Europa

14. Juni 2011, 10:17 Uhr | Joachim Kroll
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Gesundheit, Mobilität und Infrastruktur

Aus diesen Problembereichen hat die Artemis IA drei Anwendungsbereiche abgeleitet, in denen Forschungsschwerpunkte gesetzt werden sollen – was allerdings nicht ausschließt, dass auch Projekte in anderen Bereichen gefördert werden:

  • Gesundheit und Wohlbefinden,
  • umweltschonende und sichere Mobilität,
  • intelligente Gebäude und kommunale Infrastruktur der Zukunft.

Der letzte Bereich adressiert die Tatsache, dass immer noch 40 Prozent der Energie für Heizung und Kühlung von Gebäuden benötigt wird. Der Infrastruktur-Aspekt steht für eine effizientere Nutzung der Ressourcen, die eine Stadt oder Gemeinde zur Verfügung stellt, wie z.B. Energie (smart grids), Wasser, Abwasser, Müll etc.

Erklärungsbedürftig ist der zweite Punkt, das Verkehrswesen. Im Original heißt es »Green, Safe & Supportive Transportation«. Während »green« etwa auf Elektromobilität und die Vernetzung aller Verkehrsträger abzielt, ist mit »supportive« gemeint, dass die Menschen in einer alternden Gesellschaft ihre Mobilität möglichst lange erhalten sollen, auch wenn sie auf dem Land leben und nicht (mehr) selbst Auto fahren können.

Diese Mobilität älterer Menschen ist verknüpft mit dem Gesundheitswesen. Um bei dem andauernden medizinischen Fortschritt die Kosten im Griff zu behalten, sollen mehr Menschen zuhause behandelt werden. Doch trotz aller Ferndiagnosen und Patientenüberwachungssysteme ist der persönliche Kontakt zum Arzt von Zeit zu Zeit notwendig – was die entsprechende Mobilität voraussetzt, sei es die des Patienten oder die des Arztes.

Entwicklung von Referenzdesigns und -anwendungen

Da Artemis eine Initiative der Industrie ist, sind Artemis-Projekte anwendungsnah,
aber im vorwettbewerblichen Bereich. Alles andere wäre eine von der EU-Kommission untersagte, unerlaubte Subvention. Alle Forschungsergebnisse müssen veröffentlicht werden und vielfach sind sie auch allgemein zugänglich, z.B. im Rahmen von Open-Source-Software. Gleichwohl entstehen im Rahmen der Artemis-Projekte nicht nur Spezifikationen und Konzepte auf Papier, sondern auch greifbare Anwendungen. So ist eines der Ziele von Artemis die Entwicklung von Referenz-Designs und -Architekturen.

Weitere Schwerpunkte sind Entwicklung von Systemen mit unbegrenzter Interoperabilität und Konnektivität sowie von Methoden und Tools, z.B. um Sicherheit beherrschbar und bezahlbar zu machen.

Sicherheitskritische Anwendungen auf unsicherer Infrastruktur

Prof. Rolf Ernst von der Universität Braunschweig, Mitwirkender und Ideengeber der Strategic Research Agenda, zeigte einige der Beweggründe auf, die hinter der Agenda stehen. So seien in der Agenda von 2006 große vernetzte Systeme vorhergesagt worden, was sich bewahrheitet hat. Diese Systeme öffnen sich nun: Fahrzeuge beginnen, mit der Außenwelt und der Verkehrsinfrastruktur zu kommunizieren. Bei den Heimnetzwerken, über die derzeit Audio- und Videoinhalte verbreitet oder Heizungen und Jalousien gesteuert werden, gilt es nun, Dinge wie Smart Grid oder Patientenüberwachung und den Kontakt zum Arzt zu integrieren. Das hat zwei weitreichende Folgen: für die Netze, die sich zu komplexen »Systems of Systems« weiterentwickeln, gibt es keinen einzelnen Betreiber mehr, sondern eine offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Gleichzeitig kommunizieren sicherheitskritische Geräte über unsichere und unzuverlässige Verbindungen wie Internet und drahtlose Netzwerke. Prof. Ernst: »Das Internet wird niemals so zuverlässig werden wie spezialisierte Netzwerke. Damit müssen die Embedded-Systeme der Zukunft zurechtkommen. Wir brauchen Systeme, die robust und autonom sind und sich ständig selbst akualisieren, die sicher sind, aber trotzdem mit unsicherer Kommunikation umgehen können.«

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