Durch mehr Wertschöpfung für den Entwicklungszyklus des Kunden wollen sich viele Distributoren spezialisieren und differenzieren. Dieser Ansatz ist zwar nicht ganz neu, bekam aber durch diverse Neuvorstellungen auf der embedded world einen kräftigen Schub. So demonstrierte beispielsweise Fortec den Wandel vom Handelshaus zum Hightech-Anbieter mit einer neuen Boardentwicklung: Die Computer-on-Module Familie SMARC-sAMX6i aus der Fortec-Entwicklungschmiede ist bestückt mit Freescale-Prozessoren vom Typ i.MX6, und eignet sich für Applikationen, bei denen es auf sehr niedrigen Stromverbrauch und einen kleinen Formfaktor ankommt. Zur Verfügung stehen Single-, Dual- und Quad-Core-Ausführungen des Prozessors, der auf der ARM Cortex A9-Architektur aufbaut.
Mit sechs Referenzboards hat Silica sein ArchiTech Programm aus der Taufe gehoben. Im Rahmen von ArchiTech bietet der Distributor eigene Design Tools und Entwicklungsboards bis hin zu Software-Support und Training. Bis Ende des Jahres sollen neun weitere Boards folgen. Alle Boards sind exklusiv über Silica oder online über das Portal Avnet Express erhältlich. Auf der Herstellerseite sind derzeit TI, ST, NXP, Freescale, Maxim und Xilinx mit im Boot. Weitere sollen demnächst folgen. Die Roadmap ist ehrgeizig: Jedes Jahr sollen 10 bis 15 Boards hinzukommen. Das bedeutet für die 15 Design Ingenieure, die für das Programm zuständig sind, fast »Entwicklung am Fließband«. Von der Idee zur Produktion eines solchen Boards sollen gerade einmal 12 bis 20 Wochen vergehen. »Wir wollen mit unserem Programm die Lücke zwischen dem Angebot der Halbleiterhersteller und den Anforderungen des Entwicklers schließen«, erläutert Mauro Pasqualini, Suppliers and Technology Director EMEA. Zwar bieten viele Halbleiterhersteller Entwicklungsboards oder Starter-kits für Ihre Chips an, aber diese sind teils recht aufwändig konzipiert und daher teuer. Auch benötigt nicht jeder Entwickler immer die komplette Bandbreite, die ein Herstellerboard bietet. Silica dagegen fährt eine »Slim Strategie«: die Boards enthalten also nur so viele Features wie nötig, und sie sind kostengünstig. Als Obergrenze nennt Pasqualini 250 bis 300 Dollar. »Denn wir wollen mit unserem Programm eine breite Zielgruppe erreichen. Schließlich sind die Boards kein Selbstzweck, sondern ein Vehikel zur »Demand Creation“«. Das erste Board der Reihe ist das bereits vorgestellte »Pengwyn« Board, ein Single-Board-Computer mit dem ARM Cortex-A8 und dem AM3354 Prozessor von TI. Weitere Boards des ArchiTech-Programms sind zum Beispiel das Seriz II für RFID/NFC Applikationen und das Tusa Aufsteckboard für LPCXpresso/mbed Boards.
Auch Glyn hat seine Aktivitäten in punkto Referenzdesigns verstärkt und auf der embedded world sein Glyn/Renesas Evaluationboard-Konzept für den 32-bit-Mikrocontroller RX63N vorgestellt. Das Board hat Glyn entwickelt und legt seinen Fokus auf ein minimalistisches Konzept aus MCU und den nötigen peripheren Bauteilen. »Muster, Dokumente und Beispielsoftware hat uns der Hersteller schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt bereitgestellt«, berichtet Bernd Haberzettl, verantwortlich für das Marketing von Glyn. Herausgekommen ist ein flexibles und sehr preiswertes Bordkonzept, mit dem der Entwickler über Adapterplatinen künftig viele Referenz-Anwendungen realisieren kann. Für das Evaluationboard bietet Glyn drei zusätzliche Adaptermodule an, die direkt aufgesteckt werden: ein Ethernet/USB Modul, ein BLDC Motor-Control Modul und ein Modul zur Ansteuerung von grafischen Passiv-Matrix OLEDs. Zum Produktlaunch verteilte der Distributor das Basis-Board an 5555 Messebesucher sogar kostenlos. Wird es ein solches Boardkonzept auch für andere Hersteller geben? »Wir planen, diese Referenz-Anwendungen für andere Boardkonzepte unserer Hersteller anzupassen«, so Haberzettl.