Obwohl Großbritannien erst in frühestens zwei Jahren tatsächlich aus der Europäischen Union austreten wird, sehen sich international tätige Unternehmen bereits heute mit verschiedenen Folgen des Brexit-Votums konfrontiert: 71 Prozent geben an, konkrete Auswirkungen in ihrem Geschäft zu spüren – das betrifft vor allem die Gewinnmargen, die bei 28 Prozent der Unternehmen geschrumpft sind, und die Einkaufspreise, die sich für 29 Prozent erhöht haben. Infolge des Votums hatte das britische Pfund massiv an Wert verloren, was Importe nach Großbritannien deutlich verteuerte.
Barth warnt daher: „So erfreulich die steigende Attraktivität des Investitionsstandortes Deutschland ist – dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU viele deutsche Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellen wird.“ Für die Automobilindustrie beispielsweise stehe viel auf dem Spiel. Die Lieferketten von Herstellern und Zulieferern seien über viele Länder hinweg eng verflochten – auch und gerade mit Großbritannien. Neue tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse seien für viele Unternehmen eine echte Belastung.
Jedes dritte Unternehmen in Großbritannien besorgt wegen Brexit
Für die in Großbritannien ansässigen Unternehmen ist der Brexit die Hauptsorge: Jedes dritte Unternehmen macht sich Gedanken deswegen. Ganz anders bewerten Unternehmen, die nicht in Großbritannien ansässig sind, den bevorstehenden Austritt aus der Europäischen Union. Lediglich 15 Prozent machen sich Sorgen deswegen. Viel schwerer wiegen aus ihrer Sicht die geopolitische und EU-weite Instabilität sowie die Verlangsamung der weltweiten Handelsströme.
Noch nie seit Beginn der Befragung im Jahr 2004 wurde zudem die Entwicklung der Attraktivität des Standortes Großbritannien so schlecht bewertet wie diesmal. Mehr als jedes dritte befragte Unternehmen (34 Prozent) erwartet, dass die Attraktivität Großbritanniens in den nächsten drei Jahren abnimmt – der höchste bisher erhobene Wert. Gleichzeitig erwarten nur noch 29 Prozent eine Verbesserung. Zum Vergleich: Kurz vor dem Brexit-Votum im März 2016 gingen immerhin noch 36 Prozent von einer Verbesserung aus, im Jahr 2015 lag der Anteil bei 54 Prozent.
Obwohl die Unternehmen die Folgen des Brexit-Votums bereits zu spüren bekommen, sind sie kaum vorbereitet. Gerade einmal vier Prozent der befragten Unternehmen haben inzwischen eine Strategie im Umgang den sich verändernden Bedingungen im Zuge des Brexit.
Hubert Barth rät den Unternehmen, möglichst frühzeitig eine passende Strategie zu erarbeiten. „Volatilität ist die neue Normalität. International tätige Unternehmen sollten sich darauf einstellen. In einer sich immer schneller verändernden Welt gilt es, flexibel zu bleiben und sich Investitionen beziehungsweise Desinvestitionen offen zu halten. Wer technologisch vorangeht, kann sich einen Vorteil verschaffen. Eine konsequente Digitalisierung aller Geschäftsbereiche kann Unternehmen dabei helfen, sich schnell und flexibel an veränderte Marktbedingungen anzupassen.“