Gewonnen hat mit dem Leitfaden aber nicht nur die produzierende Seite der Lieferkette, sondern auch die Distribution, die sich auch im Rahmen des Fachverbandes für die Bauelementedistribution (FBDi) an der Erstellung des Leitfadens beteiligt hat. Für die Distribution hat der Leitfaden eine klare Kommunikationsbasis für das Materialmanagement geschaffen, wie Dorwarth unterstreicht: »Die Traceability war in der Distribution ursprünglich nur eine Art eine Absicherung, auch gegenüber den Versicherern, weil wir ja nur eine Dienstleistung für den Kunden ausführen. Das hat sich inzwischen etwas gedreht, aufgrund der rechtlichen Anforderungen, die in den letzten Jahren für die Elektronikindustrie und für uns hinzugekommen sind«.
Seit dem Inkrafttreten von REACH und RoHS hat es die Distribution mit der Frage der Importeursrolle zu tun und ist seither verstärkt in den Fokus von Marktüberwachungsbehörden gerückt. Gut beraten ist also, wer hier lückenlos die nötigen Nachweise erbringen kann. Doch damit hat sich die Funktion der Traceabiltiy für den Distributor noch nicht erschöpft: »Die Traceability können wir auch wunderbar als Vorinformation für den Markt und unsere Kunden nutzen«, bekräftigt Dorwarth. So könne der Distributor zum Beispiel im Bezug auf Vorlaufzeiten in Zusammenhang mit RoHS 2 den Lagerbestand entsprechend prüfen und die Kunden auf künftige »Non-RoHS« Produkte hinweisen. Solche Informationen, die weit über die üblichen Hersteller-Infos hinausgehen, sind zum einen nützlich, zum anderen ein Differenzierungsmerkmal und ein Argument für die Distribution.
Darüber hinaus bietet die Traceability auch logistische Erleichterungen bei der Materialverfolgung: So lässt sich für den Distributor, der nach dem Leitfaden arbeitet, genau nachvollziehen, wann er welche Produkte bekommen hat und wann welches Produkt an welchen Kunden weitergegeben wurde. »Was wir aber auch weiterhin nicht zur Verfügung stellen können, sind Prozessparameter für die Fertigung - beispielsweise Löttemperatureraturkurven, etc. Das, so Dorwarth, sei einfach nicht Aufgabe der Distribution, auch wenn so mancher Kunde solche Informationen gerne vom Distributor hätte. Und wie haben die Bauelemente Hersteller auf den Leitfaden reagiert? Auch hier zieht Dorwarth eine überwiegend positive Bilanz: »Wir mussten die Anforderungen des Traceability-Leitfadens erst einmal in regionale Texte übersetzen. Anfangs hatten die Hersteller befürchtet, wir wollen pro Bauteil jetzt »10 GB« an Informationen, aber das ist ja nicht der Fall. Mittlerweile läuft die Informationsweitergabe ganz gut, weil die Hersteller jetzt wissen, was wir brauchen.«