»Fangen Sie ruhig auch am falschen Ende an!«

Traceability einzuführen, ist nicht immer einfach - der ZVEI-Leitfaden hilft

10. November 2011, 10:17 Uhr | Karin Zühlke
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Auch für »alte Traceability Hasen« ist der Leitfaden sinnvoll

»Wenn man sich auf die Traceability einlässt, kann man enorme Synergien generieren«, davon ist auch Josef E. Denzel, Senior Manager Technology Managment & CTO Support von Cassidian überzeugt. Als OEM aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt verfügte die EADS-Tochter Cassidian schon lange über ein Traceability-Konzept, vor drei Jahren hat das Unternehmen seine Traceability umgestellt. Cassidian hat wie fast alle Round Table Teilnehmer aktiv am Traceability-Leitfaden mitgewirkt und seine Erfahrungen - nicht zuletzt aus der Umstellung des eigenen Traceability-Systems in den Leitfaden eingebracht: »Unser großes Ziel war die Prozessverbesserung, weg von einem komplexen SAP-gestützen System der manuellen Rückverfolgbarkeit hin zu schlanken Barcode-gestützten Prozessen.« Mit dem Ergebnis ist Denzel sehr zufrieden. »Wir sind über die Ziele, die wir uns definiert haben, sogar noch hinausgekommen, haben nun eine sehr kurze Fehlerrückkoppelungsschleife und können extrem schnell reagieren.«  Mit im Traceability-Boot sitzt seit der Umstellung übrigens auch der Logistik-Partner von Cassidian. Das Luft- und Raumfahrtunternehmen hat eine sehr tiefe Fertigungstiefe im Haus und fertigt einzelne Komponenten für den Eigenbedarf selbst: darunter Wickelgüter, Kabel und Leiterplatten sowie Frästeile bis hin zu großen Systemen und Plattformen. Dabei ist die Fertigung von Cassidian mit 40.000 Baugruppen pro Jahr eher eine Manufaktur als eine Großfertigung. »Unsere besondere Herausforderung ist, dass die Fertigung über sehr lange Zeitachsen Produkte verfügbar halten muss. Das heißt gefertigt werden Produkte, die vor 30 Jahren entwickelt wurden, gleichzeitig  haben wir aber auch ganz neue »State of the Art« High-End-Produkte in der Fertigung«, schildert Denzel.

Dass hier die Traceability eine Schlüsselrolle spielt, liegt auf der Hand. Das seit 2008 sukzessive neu eingeführte System fußt im Wesentlichen auf drei Säulen: Chargenverfolgbarkeit - für die Luftfahrt ist das Voraussetzung -, das Labeln von Leiterplatten und die Prozessüberwachung bis hin zur Prozessverriegelung, wenn bestimmte Prozessparameter nicht den Soll-Wert erreicht haben: Für jede Baugruppe wird ein individuelles Lötprofil angefertigt: Denn im Fall von Ausfällen muss das Unternehmen nachweisen, dass ein bestimmtes Bauteil mit einem zulässigen Lötprofil gelötet wurde. Ohne Traceability-System ist das nicht nachweisbar, mit einer sauberen Traceabiliy habe man hier bessere Argumente in der Hand, so Denzel. 

Nun - bei so viel Erfahrung mit der Traceability - brauchen solche Firmen wie Siemens Health Care, Cassidian und Miele denn überhaupt noch einen Leitfaden?

Reiner W. Jung, General Manager Medical Electronics & Imaging Solutions bringt  es auf den Punkt: »Der Leitfaden ist ein hervorragendes Instrument für die eigene Organistation. Sie haben eine verbindliche Unterlage, die sich auch Partnern weiter geben können. Denn jeder definiert oder hat lange Traceability anders definiert. Der Leitfaden schafft eine gemeinsame Verständnisbasis.« Und Partner hat Siemens Healthcare in der Lieferkette viele, vom Materialeinkauf bis hin zur Produktion: Etwa 60 Prozent fertigt das Unternehmen selber, der Rest wird von EMS-Firmen produziert.



  1. Traceability einzuführen, ist nicht immer einfach - der ZVEI-Leitfaden hilft
  2. Auch für »alte Traceability Hasen« ist der Leitfaden sinnvoll
  3. Hilfreich auch für das Materialmanagement
  4. Knackpunkt »Anlagenschnittstelle«

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