Auf welche vertikalen Märkte ist Ihre Fertigung spezialisiert?
Wir haben keine direkte Fokussierung und sind in ganz unterschiedlichen Bereichen vertreten, zum Beispiel der Kraftwerks-, Industrie- und Medizinelektronik, der Luftfahrt und im Bereich Automotive bei nicht sicherheitsrelevanten Komponenten, wie etwa die Steuerungselektronik für Motoren, die beispielsweise in Auto-Sitzen verbaut werden. Hier bieten wir neben der Serien- auch Nachserienproduktionen an und haben kürzlich erste Entwicklungsanfragen erhalten.
Welche Firmen sind besonders interessant als Kunden für Sie?
Wir arbeiten wie gesagt mit größeren OEMs, haben aber auch sehr interessante kleinere Partner, beispielsweise Entwicklungsunternehmen, die keine eigene Fertigung und Produktion haben. Wann immer Sie beispielsweise in München mit einer Boarding-Karte ins Flugzeug einsteigen, treffen Sie auf eine Scannereinheit, die die Boarding-Karte erfasst. Die wurde hier in Bayreuth von einem unserer Kunden, der Firma Desko, designt und entwickelt. Mit solchen kleineren und innovativen Unternehmen wollen wir künftig verstärkt zusammenarbeiten.
Wie schätzen Sie das Potenzial der erneuerbaren Energien für GBS ein?
Wir werden uns verstärkt im Bereich der Elektromobilität engagieren. Erste Anfragen gibt es bereits. Aber das ist dann eher ein Geschäft für 2013 und 2014. Im Solarumfeld haben wir keine Kunden – in der aktuellen Situation sicher ein Vorteil für uns.
Wo sehen Sie die Herausforderungen im EMS-Geschäft?
In der Bandbreite der Fertigung. Im Bereich der Eisenbahntechnologie beispielsweise haben Sie Leiterplatten mit Ausmaßen von 40 x 60 cm. Da arbeiten Sie mit großen Kondensatoren und Widerständen, die mit Axial-Maschinen bestückt werden. Diese Technik muss stabil sein und 50 Jahre halten. Miniaturisierung ist hier gar kein Thema. Auf der anderen Seite gibt es Produkte, deren Leiterplatten eine Größe von 1 x 1 cm aufweisen. Diese Klaviatur muss man beherrschen.
Und auf der wirtschaftlichen Seite?
Es ist nach wie vor eine Herausforderung, in Deutschland zu produzieren. Bei unseren Diktiergeräten überwiegt der Vorteil der Kundennähe.
Für den EMS-Bereich würde ich den Standortvorteil ähnlich sehen: Wenn es nicht um sehr große Stückzahlen oder Standard-Großserien geht, lohnt es sich nicht, das Produkt irgendwo auf der Welt fertigen zu lassen. Meist ist hier die Technologie der Produkte auch anspruchsvoller. Da ist es von Vorteil, wenn die Kommunikationswege kürzer sind.
Setzen Sie asiatische Zulieferer für Ihre Diktiergeräte ein?
Wir beziehen Kunststoffspritzteile aus Asien für unsere Diktiergeräte. Aber die Nacharbeit, die Qualitätskosten und die Fehllieferungen, die wir vielfach haben, stehen mittlerweile in keinem Verhältnis mehr zu den Kosten, die wir mit einem Lieferanten im EU-Raum haben. Mit einem Partner und Lieferanten, der vor Ort ist, sind Sie oft besser dran.
Wie lauten Ihre Ziele für die nächste Zeit?
Wie gesagt, wir wollen unser Diktiergeschäft stabil halten. Potenzial sehe ich im Ausland und durch die Umstellung der »analogen« Kunden auf digitale Geräte. Ich gehe davon aus, dass wir mit unseren Produkten weiterhin vorne mitreden werden. Wir wollen Technologieführer bleiben, können aber nicht unbedingt Kostenführer sein.
Und im EMS-Bereich?
Hier wollen wir uns von der Wertschöpfungskette her breiter aufstellen und möchten noch mehr Kunden aufbauen, die ein komplettes Produkt bei uns fertigen lassen. Stand heute ist, dass wir mit dem Kunden in der Entwicklung intensiv zusammenarbeiten, bei der Auswahl der Bauteile, dem Layout der Leiterplatte. Wir können uns aber künftig auch vorstellen, ein komplettes Produkt für den Kunden zu entwickeln.
Abschließend noch Ihre Einschätzung: Wie geht es konjunkturell in Deutschland weiter?
Die Kunden sind weniger entscheidungsfreudig und warten momentan lieber erst mal ab. Wir bekommen zwar sehr viele Anfragen, der Zeitverzug bis zum Feedback über eine Auftragsvergabe ist aber relativ lang. Aber nichtsdestotrotz: Substanziell geht es dem deutschen Mittelstand nach wie vor gut. Deutsches Know-how und Wissen werden auch künftig gefragt sein. Daher schaue ich zuversichtlich in die Zukunft. Wenn Sie als Unternehmen gut aufgestellt sind, wissen, woher Sie kommen und was Sie können, dann müssen Sie als Unternehmer auch in der Lage sein, mal ein raueres Wetter zu überstehen.
Das Interview führte Karin Zühlke