15. Elektroniktechnologie-Kolleg

Auftragsfertigung in Deutschland - so funktioniert’s

27. April 2012, 12:58 Uhr | Karin Zühlke
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Flexible Lieferkette: Lieferanten steuern sich selber

Mit der digitalen Fabrik geplante Inselproduktion
Mit der digitalen Fabrik geplante Inselproduktion
© Zollner Elektronik

Weber setzt in seinen Fabriken auf die Lieferantenselbststeuerung und Produktionsinseln. Dabei kommen die Materiallieferungen nicht mehr als Einzelteile, sondern als Bauteile-Kits direkt ship-to-line in die Fertigungsinseln des EMS-Dienstleisters. Das Ergebnis: Es gibt für die Inselproduktionen weder einen Wareneingang noch eine Warenannahme oder eine Wareneinlagerung. Auch der administrative Aufwand für den Einkauf reduziert sich deutlich. So waren in einem Beispiel vor der Umstellung auf die Ship-to-line-Inselproduktion eines großen Testsystems 135 Lagerfächer und 80 Palettenstellplätze erforderlich. Jetzt sind es in beiden Fällen Null. Auch in punkto Einzelteile fällt die Verbesserung deutlich aus: Vorher bekam der EMS zum Beispiel für ein Produkt 212 Stück Einzelteile geliefert, jetzt sind es 25 Sätze an Bauelementen. Auch bei den C-Teilen sieht Weber großes Optimierungspotenzial: Hier arbeitet Zollner ebenfalls mit der Lieferantenselbststeuerung: Indirekte Aufwendungen werden dadurch so gering wie möglich gehalten.

Die Lieferantenselbststeuerung funktioniert aber nicht nur vom Bauteile-Lieferanten hin zur Produktion, sondern auch in die andere Richtung, nämlich vom EMS zum Kunden, wie Weber betont: »Dabei produzieren wir täglich nach dem Bedarf des Kunden und beliefern ihn täglich, wie sein Takt es vorgibt, ebenfalls ship-to-line, beispielsweise wenn es sich um ein Zulieferprodukt handelt.« Ist das EMS-Produkt ein Endgerät, die ebenfalls zum EMS-Spektrum von Zollner zählen, liefert Zollner sogar direkt an den Endkunden seines Kunden, um die Lieferkette weiter zu vereinfachen.

Damit die Lieferantenselbststeuerung und die Wertströme so gut wie bei Zollner funktionieren, ist allerdings auch einiges an System- und damit an Kostenaufwand erforderlich: So funktioniert die Lieferantenselbststeuerung nicht ohne eine logistische Anbindung - beispielsweise über EDI. Geplant werden die Wertströme bei Zollner am Computer mit der Software »Digitale Fabrik«, und ergänzend dazu führt der EMS Simulationsstudien durch. Für OEMs ist die Digitale Fabrik inzwischen zum festen Bestandteil der Produktionsgestaltung geworden, beim EMS sind solche theoretischen Planungswerkzeuge aber noch längst nicht Standard.

Als entscheidende Wettbewerbskriterien sieht Weber auch das technische Angebot des EMS: Das Anforderungsprofil reicht hier von Schutzbeschichtungen über Underfill-Prozesse für BGAs, QFNs oder LGAs bis hin zu umfassenden Testmöglichkeiten wie Boundary Scan und Röntgeninspektion.


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  2. Flexible Lieferkette: Lieferanten steuern sich selber
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