Bei der Local-for-local-Produktion in China halten sich die Auswirkungen nach Auskunft der Diskussionsteilnehmer hingegen derzeit noch in Grenzen: Gehen in China gefertigte Produkte auf den lokalen Markt oder nach Europa, werden schließlich keine Strafzölle fällig. »Wir produzieren in China einen Teil für amerikanische Kunden für den asiatischen Markt, dieser Markt ist nach wie vor da«, berichtet Felix Timmermann, Vice President EMEA von Asteelflash.
Auf ähnliche Erfahrungen verweist Jörg Planta, Business Development Manager von Neways: »Wir bedienen mit unserem Werk in China vor allem Local-for-local-Geschäft von europäischen Kunden und produzieren dort sehr spezielle Produkte, daher spüren wir noch keine Auswirkungen.«
Auch TQ produziert in China vor allem für den lokalen Markt. Hier merke man nach den Worten von Rüdiger Stahl, Geschäftsführer von TQ Systems, zwar durchaus einen Rückgang, dieser konnte aber bisher kompensiert werden durch neue Projekte bei Robotik und Embedded-Systemen. Stahl kann indes der Situation auch etwas Positives abgewinnen und spricht von neuen Chancen: »Die Wertschätzung der Aktivitäten in China ist wieder stärker, die dortige Regierung wird kooperativer und die Kontinuität bei der Belegschaft steigt. Alle merken, dass es nicht selbstverständlich ist, dass es immer nur aufwärts geht.«
Folgeeffekte befürchtet
Felix Timmermann bringt einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein: Sobald sich die Zolleskapaden geklärt haben, müsse die Branche mit Folgeeffekten rechnen, befürchtet er: »Es gibt Verlagerungen innerhalb der Kapazitäten in Asien. Wir sehen z.B. viele Freikapazitäten bei Flex, weil Huawei viel Produktion von dort weggenommen hat, und das wird zu Herausforderungen führen.«
Flex, ehemals unter dem Namen Flextronics bekannt, ist einer der weltgrößten Elektronikdienstleister mit etwa 200.000 Mitarbeitern und Hauptsitz in den USA und unterhält mehrere Standorte in China. Die jüngste Flex-Fabrik in China, in der nur Produkte für Huawei gefertigt wurden, hat der US-Konzern erst 2018 eröffnet. US-Medienberichten zufolge wurde fast die komplette Belegschaft dort freigestellt.
Gewinner des Streits
Und welche Region profitiert von den Verwerfungen in der Lieferkette? Laut Jörg Planta findet aus China heraus derzeit eine Fertigungsverlagerung nach Vietnam statt. Dies blieb offensichtlich auch US-Präsident Trump nicht verborgen und Konsequenzen dürften nicht lange auf sich warten lassen.
Größter Profiteur des Zollstreits zwischen China und USA ist laut einhelligen Meinungen aber der Fertigungsstandort Mexiko: Nach der Einigung im Zollstreit mit den USA – Markt&Technik berichtete in Ausgabe 29 – hat sich die Lage in Mexiko beruhigt und der Standort ist als Tor zum US-Markt für die Elektronikfertigung sehr attraktiv.
Insgesamt steht bei der Auswahl des Fertigungsstandortes die Frage nach etwaigen Zöllen inzwischen ganz oben: »Das Thema Zölle bekommt einen viel höheren Stellenwert in der Diskussion mit dem Kunden«, resümiert Johann Weber.
Mehr zu diesem und weiteren Diskussionsthemen lesen Sie im EMS Guide 2019, der im Oktober erscheint.