Der Blick über den Tellerrand muss deshalb unbedingt ein vorausschauender, fortlaufender Dialog nach allen Seiten sein, damit die Anforderungen nicht schon wieder überholt sind, bevor die Entwicklung abgeschlossen ist. Die Prüfvorschriften des Steckverbinderherstellers sind grundsätzlich praxisbezogen und daher ohnehin häufig höher als die Mindestanforderungen der Normen.
Zuverlässigkeit und Anlagenverfügbarkeit haben grundsätzlich Vorrang vor Marketingeffekten. Ein Beispiel: Bei der Ermittlung des Bemessungsstromes nach DIN EN 61984 erlaubt die DIN EN 60512-5-2 einen Messaufbau mit 20 cm langen Leiterbrücken im maximalen Nennquerschnitt unterhalb der Leiterplatte. Diese wirken aber bei Leistungssteckverbindern aufgrund der größeren Querschnitte als Kühlkörper. In der Praxis sind derartige Leiterschleifen nicht vorhanden. Bei Dauerbelastung mit einem derart gemessenen Nennstrom besteht daher nicht nur aus Sicht des Autors das Risiko einer Überhitzung. Ein applikationsorientierter Komponentenhersteller verzichtet deshalb bei der Ermittlung der Bemessungsströme auf diese „künstlichen Kühlkörper“, damit die Komponenten nicht nur im Labor den vollen Bemessungsstrom sicher führen können.
Als Faustregel gilt: Eine Reduzierung der Betriebstemperatur um 10 K verdoppelt die Lebensdauer der Baugruppe – und umgekehrt halbiert eine um 10 K höhere Temperatur die Lebensdauer. Der thermische Einfluss einer Anschlussklemme oder eines Steckverbinders kann deshalb wesentlich höher sein als im Allgemeinen bekannt.
Auch das Thema EMV zieht bei der Verteilung der Prioritäten und Ressourcen oft den Kürzeren. Hat man doch bisher die Probleme mit einem größeren Filter oder Änderungen am Gehäuse immer noch in den Griff bekommen. Nur die Kosten lasssen sich dabei nicht bändigen. Dabei würde ein EMV-gerechtes Design diesen zusätzlichen Aufwand an Zeit und Kosten sparen. Die Neuauflage des Teils 3 der DIN EN 61800 zeigt außerdem, dass die Elektromagnetische Verträglichkeit zukünftig eine noch stärkere Beachtung finden wird.
Die Erfahrung beweist es schon jetzt: Eine in den Stecker integrierte Schirmanbindung hat erhebliche Vorteile:
Komplexe High-end-Geräte für mechatronische Systeme mit bis zu 100 Achsen (mit High-speed-EtherCAT) und integrierten Safety-Funktionen erfordern aber mehr als Standardprodukte, da die Funktions- und Sicherheitskette bekanntlich nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Das Prinzip „soviel Leistung wie nötig, so wenig Kosten wie möglich“ ist kennzeichnend für ein bedarfsgerechtes, durchdachtes Portfolio und zieht sich wie ein roter Faden durch das Produktprogramm des Steckverbinderherstellers.