Als Multiprozessorbus muss der VMEbus kontinuierlich prioritätengerecht die Aufgaben an die unterschiedlichen Prozessorkarten verteilen. Dies erfolgt über die Daisy-Chain-Leitungen. Das VMEbus-Protokoll fordert fünf Daisy Chains auf Position P1 einer jeden Backplane. Alle hier anstehenden Signale laufen per Definition durch sämtliche Tochterkarten, weshalb an unbeschalteten Eingängen die Signale überbrückt werden müssen. Die möglichen Überbrückungs-Varianten sind:
Auf der Vorderseite der Rückwandplatine lassen sich Tochterkarten mit fünfreihigen Messerleisten stecken. Diese fünfreihigen Messerleisten sind ausschließlich in Löttechnik verfügbar. Vier voreilende 1,5-mm-Kontakte (Bild 6) dienen während des Steckvorgangs dazu, die Logik der Sende-/Empfängereinheit in einen definierten Zustand zu setzen. Die Baugruppen können während des Betriebes gesteckt werden: „Live Insertion“.
Bild 2 zeigt eine Übersicht über die Steckverbindertypen des VME64x-Steckverbindersystems. Auf der Rückwandleiterplatte des VME64x-Steckverbindersystems sind verschiedene Federleisten abgebildet. Alle Federleisten für die Rückwandplatinen haben ausschließlich Anschlussstifte in der lötfreien Einpresstechnik (Bild 3). Das Einpressen kann über einen Flachstempel erfolgen.
Auf der Standard-VME64x-Rückwandplatine findet man in der Ebene P2 Federleisten mit 17 mm langen Pfosten. Die partiell vergoldeten Anschlussstifte mit präzise gerundeten Spitzen (Bild 4) ermöglichen den Einsatz von rückwärtigen Übergabesystemen. Auf den 17 mm langen Pfosten auf der Rückseite sind Übergaberahmen aufgepresst. Diese liegen in sieben verschiedenen Typen für Leiterplatten-Stärken zwischen 2,8 und 6,4 mm vor. Die Übergaberahmen bilden zusammen mit den langen Pfosten der Federleisten das Steckgesicht einer fünfreihigen Messerleiste. In dieses Steckgesicht lassen sich wahlweise vier verschiedene Steckverbinder stecken.
Am häufigsten wird der gewinkelte Tochterkarten-Steckverbinder eingesetzt, der auch „Transition Connector“ genannt wird. Er bietet die Möglichkeit, die Rückwandplatine als Mittelplatine einzusetzen, d.h., es gibt auf der Vorder- und der Rückseite der Hauptplatine Tochterkarten. Dieser „Transition Connector“ überträgt Signale und Strom bis 1 A über 160 Kontakte.
Der Kabelsteckverbinder nutzt die Crimp-Technologie. Hier kann der Anwender selbst entscheiden, an welchen der 160 Positionen er Signale über den Kabelsteckverbinder und ein Kabel aus dem System herausführen möchte. Der Crimp-Isolierkörper wird nur an diesen Positionen mit Kontakten bestückt. Hierfür sind – neben dem Crimp-Isolierkörper – Crimpkontakte für Leiterquerschnitte von 0,08 bis 0,56 mm, Schalengehäuse, Rasthebel und Rastelemente sowie alle notwendigen Werkzeuge verfügbar.
Einige Anwender gehen dazu über, für die schnelle und direkte Übertragung zwischen verschiedenen Slots Parallel-Rückwandplatinen auf der Rückseite der Haupt-Rückwandplatine aufzusetzen. Diese Platine ist mit geraden, 160-poligen Federleisten bestückt, die das gleiche Steckgesicht aufweisen wie der Kabelstecker bzw. der Transition Connector.
Relativ selten ist es erforderlich, Tochterkarten mit dreireihigen Federleisten der Bauform R nach DIN 41612 auf der Rückseite des Systems zu stecken. Für diese Anwendungen wird ein Polarisierungseinsatz in den Übergaberahmen eingesetzt. Dieser gewährleistet, dass die dreireihige Federleiste ausschließlich in der richtigen Polarisierung in den Reihen a, b und c gesteckt werden kann.
Im Bereich P1 der Standard-VME64x-Backplane findet man in den Slots zwei bis 20 Federleisten mit kurzen Pfosten (5,0 oder 4,5 mm lang). Die Variante mit gemischten Kontakten (4,5 mm in den Reihen a, b und c; 5,0 mm in den Reihen z und d) wird von den Platinenbestückern gerne eingesetzt. Sie erleichtert das Einfädeln der Kontakte in die Platine, da der Bediener „nur“ auf die 64 Kontakte mit 5,0 mm Länge achten muss, die restlichen 96 kürzeren Kontakte ziehen sich automatisch beim Einpressen in die Löcher hinein.
Während der Entwicklung neuer Systeme und im Servicefall ist es erforderlich, in laufenden Systemen unter möglichst realen Bedingungen Messungen durchführen zu können. Hierzu werden eine oder mehrere Tochterkarten mit Hilfe so genannter Extender-Karten außerhalb des eigentlichen Systems in Betrieb genommen. Die Extender-Karte wird dabei anstelle der Tochterkarte in die Rückwandplatine gesteckt, die Tochterkarte wiederum in die Extender-Karte. Damit befindet sich die Tochterkarte vor der Frontblende des Systems. Von dort ist es möglich, an die verschiedenen Messpunkte auf der Tochterkarte mit den Mess-Spitzen heranzukommen.
Für diese Anwendung ist ein gewinkelter Steckverbinder erforderlich, der jedoch dem Steckgesicht der geraden rückwärtskompatiblen Federleiste (siehe Bild 3) entspricht. Dieser „Extender Card Connector“ wird als hybrider Steckverbinder realisiert, d.h., es ist eine Kombination aus Transition Connector mit aufgesteckter gerader Federleiste (Bild 7).