Und welche Services bietet Mouser für Kunden in DACH? Zum Beispiel telefonische Beratung in Landessprache?
Wir haben, wie schon eingangs gesagt, einen deutschen Kundenservice, und online bieten wir landessprachliche Landing Pages. Wir stellen darüber hinaus zahlreiche Online-Inhalte, eBooks, Videos und White Papers nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Deutsch – und in weiteren Sprachen – zur Verfügung.
Für ganz EMEA haben wir online ein Customer Resources Center und ein Technical Resources Center eingeführt. Das sind beides quasi Hubs, wo die Kunden zentral alle unsere Services und technische Inhalte finden, auf die sie zugreifen können.
Insgesamt ist im letzten Jahr bei unseren Kunden in EMEA der Bedarf an logistischen Kommunikations-Tools wie EDI und API weiter gestiegen; dem tragen wir natürlich ebenso Rechnung.
Wie hat die Pandemie die Kundenansprache verändert?
Die Art und Weise der Kundenansprache gar nicht so sehr, aber die Kommunikation ist in diesen Zeiten noch wichtiger geworden, um die Vertrauensbasis zwischen Kunden und uns – und auch Herstellern – zu stärken.
Und das ist auch gelungen, wie wir sehen: So kaufen Kunden, die früher eher skeptisch gegenüber der reinen Online-Bestellung waren, nun doch online, weil sie wissen, wenn sie auf den Bestell-Button drücken, dann kommt die Ware auch wirklich bei ihnen an.
Wir sind überzeugt davon, dass unser Hybrid-Modell auch in Zukunft bestehen bleibt, d. h. wir müssen und wollen den Kunden auch weiterhin die Möglichkeit geben, mit uns persönlich in Kontakt zu treten.
Während sich andere Online-Distributoren zunehmend auch in Richtung Industrieautomation orientieren, weil sie ein „One-Stop Shop“ sein möchten, ist Mouser nach wie vor sehr stark auf Halbleiter bzw. Bauelemente fokussiert. Wie sieht Ihre Supplier-Strategie für 2022 aus?
Unser bisheriger Fokus bleibt bestehen. Wir werden unsere Strategie auch 2022 nicht ändern. Es gibt genügend Herausforderungen, sodass wir uns auf unser bestehendes – und sehr gut funktionierendes - Business Model konzentrieren. Wir möchten vor allem die Designphase unterstützen und nicht die Produktion. Design-Aktivitäten werden immer stattfinden, unabhängig von äußeren Rahmenbedingungen. Es gibt so viele Startup-Firmen, zum Beispiel im Bereich Robotics und AI. Sie alle benötigen Unterstützung in der Designphase.
Ob und inwieweit wir unser Augenmerk irgendwann in Zukunft auch auf Industrial Automation legen, werden wir zu gegebener Zeit sehen.
Die Lieferkette ist derzeit das Top-Thema – im negativen Sinn. Wie lautet Ihre Einschätzung dazu?
Es spielen leider viele Gegebenheiten zusammen, die niemand wirklich beeinflussen kann und die langsam, aber sicher zur aktuellen Situation geführt haben.
Und die ist für alle Akteure in der Lieferkette gleichermaßen herausfordernd. Was wir beeinflussen können, das tun wir selbstverständlich. Dazu gehört, dass wir die Produkte auf Lager haben. Für uns war und ist Inventory immer Key! In den letzten zwölf Monaten haben wir den Lagerwert sogar verdoppelt. Wir haben noch nie zuvor so viel Lagerbestand gehabt wie jetzt. Wir wollen sichergehen, dass jeder Ingenieur das findet, was er braucht, wenn er sich in unserem Online-Shop bewegt. Wir führen über eine Million verschiedene Produkte, also Teilenummern in unserem Shop.
Wie stellen Sie die Belieferung Ihrer Kunden sicher? Ist z. B. Ware für Stammkunden oder kritische Bereiche allokiert?
Generell bevorzugen wir keine Kunden. Unsere Kunden sind alle gleich und alle gleich wichtig. Wir haben weltweit über 700.000 Kunden.
Wir haben strikt darauf geachtet, dass wir bei Produkten, von denen wir nur kleinere Mengen vom Hersteller erhalten haben, an viele Kunden gehen anstatt dass ein Kunde kommt und – als Beispiel genannt – alle 500 Stück eines Produktes kauft. Das heißt, wir haben keine Hamsterkäufe zugelassen.
In Ausnahmefällen gab es auf Herstellerwunsch eine bevorzugte Zuteilung für besonders kritische Applikationen in Zusammenhang mit der Covid-Pandemie. Aber das waren wie gesagt Ausnahmen. Unser System ist dafür eigentlich nicht ausgelegt.
Wie steht Mouser zum Thema Marktplatz? Es gibt ja inzwischen einige Marktplätze von Mitbewerbern, die auch für andere Anbieter offen sind.
Darüber gibt es bei uns gar keine Diskussion. Wir sehen, das Modell funktioniert für einige gut, für andere weniger gut. Für unser Modell sehen wir keinen Mehrwert in einem Marktplatz. Unser Geschäftsmodell funktioniert wie gesagt sehr gut, und daran wollen wir auch nichts ändern.
Ein Thema, das neben Covid ganz in Vergessenheit geraten ist: Ist Mouser von Auswirkungen des Brexit betroffen? Zum Beispiel durch Lieferwege aus den USA über UK?
Der Logistikweg aus den USA nach UK hat sich geändert. Wir gehen für UK nicht mehr über Paris Charles de Gaulle, sondern über Stansted. Aber das ist die einzige Änderung.
Und wie lautet Ihr Ausblick für dieses Jahr?
Inventory ist King! Es wird wieder ein gutes Jahr werden. Aber auch die Herausforderungen werden bleiben. Unsere Hersteller haben uns signalisiert, dass die Lieferzeiten weiterhin sehr lange sind. Denn Kapazitäten, die derzeit bei den Herstellern aufgebaut werden, werden 2022 noch nicht in dem Maße zum Tragen kommen. Einige Hersteller haben ihre Order Books für 2022 bereits voll und es werden vermehrt bereits Bestellungen für 2023 platziert.