Rund 1100 Hersteller hat Mouser als Vertragspartner. Zudem hat der Distributor 2021 mehr denn je in den Lagerwert investiert und in Deutschland weitere Marktanteile gewonnen. Das Erfolgsrezept verrät Marie-Pierre Ducharme, Director Supplier Marketing & Business Development EMEA.
Markt&Technik: Covid-19 beschäftigt uns nach wie vor. Wie hat sich die Pandemie in den letzten zwölf Monaten auf Mouser ausgewirkt, insbesondere in Deutschland und Zentraleuropa?
Marie-Pierre Ducharme: Die zwischenmenschliche Interaktion ist für die Kunden in der DACH-Region und insbesondere in Deutschland sehr wichtig. Dabei führte die Pandemie natürlich zu Herausforderungen. Auch unsere Mitarbeiter im EMEA-Headquarter in München waren natürlich im Homeoffice. Aber durch die Möglichkeiten von Video-Telefonie und Chatfunktionen konnten wir das sehr gut abfedern.
Zudem sind die deutschen Kunden nicht so stark online-affin wie die Kunden in anderen Regionen. Unsere Kunden in Deutschland recherchieren zwar gerne die Produkte online, aber für die Finalisierung der Bestellung wollen sie immer noch gerne mit einem Mitarbeiter sprechen. Insgesamt hat die Pandemie aber bewirkt, dass auch hier mehr Kunden online kaufen. Gleichzeitig verzeichnen wir mehr Anrufe als früher.
Die Kunden wollen dabei in Landessprache, also auf Deutsch, mit uns reden. Daher ist es uns wichtig, dass unsere Kollegen im Headquarter in München Deutsch sprechen und mit den deutschen Gepflogenheiten vertraut sind, damit sich die Kunden verstanden fühlen, nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch in anderen Regionen wie in Italien, Frankreich oder Spanien.
Aber um auf Ihre Frage nach den Auswirkungen zurückzukommen: Die letzten zwölf Monate hatten wir es einerseits mit der Pandemie zu tun, andererseits mit der drastischen Verknappung von Bauteilen in der Lieferkette. In Summe war das ein Volltreffer für unser Geschäftsmodell, wie für andere Online-Distributoren mit Lagerverfügbarkeit.
Die Covid-Pandemie hat mehr Leute dazu bewegt, die Möglichkeiten des eCommerce zu nutzen, und gleichzeitig konnten wir bei den Lieferketten-Herausforderungen punkten, weil wir ein sehr breites Portfolio haben.
Konnte Mouser 2021 in DACH Marktanteile hinzugewinnen?
Ja, wie wir anhand der Erhebungen unserer Hersteller sehen können. Deutschland ist mit etwa 35 Prozent nach wie vor unser größter Markt in EMEA.
Online-Distribution in Kombination mit Lagerverfügbarkeit ist die ideale Kombination, um in diesen Zeiten Marktanteile zu gewinnen.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit im Headquarter in München und sind Erweiterungen geplant?
In EMEA haben wir um die 200 Mitarbeiter und gut die Hälfte davon arbeitet in München. Wir haben auch seit Beginn der Pandemie weiterhin Mitarbeiter eingestellt, vor allem im Kundenservicebereich. Zusätzlich haben wir mehr Bürofläche am Headquarter angemietet, und ich gehe davon aus, dass wir 2022 weitere Mitarbeiter an Bord holen werden.
Was unterscheidet aus Ihrer Sicht die Anforderungen der Kunden in der DACH-Region vom Rest der Welt?
Der Wunsch nach persönlichem Kontakt ist hier viel ausgeprägter als in anderen Regionen. Die Kunden in DACH möchten einen Ansprechpartner haben, den sie bei Bedarf kontaktieren können. In letzter Zeit geht der Trend schon mehr und mehr Richtung Online-Bestellungen, aber der persönliche Kontakt bleibt nach wie vor wichtig.
Auch auf Pünktlichkeit bzw. pünktliche Lieferung legen die Kunden hierzulande sehr großen Wert. Wir versuchen das natürlich weiterhin bestmöglich umzusetzen. Aber in Zeiten der Lieferketten-Kapriolen und Logistik-Herausforderungen liegt ja nicht mehr alles in unseren Händen …