Einkäufer=Preisdrücker. Auf diesen simplen Nenner wird der Einkauf – nicht nur in der Elektronikbranche – gerne reduziert. Man pflegt seine Feindbilder und die Einkäufer sind aus Sicht vieler so etwas wie die »Bad Guys« der Branche. Ein Image, das mit den Schockwellen zu tun haben dürfte, welche ein gewisser José Ignacio López, seit 1993 als Vorstand für Produktionsoptimierung und Beschaffung beim VW-Konzern durch seine kompromisslosen Verhandlungsmethoden in der deutschen Zulieferindustrie auslöste. Der oft gebrauchte Ausdruck »López-Effekt« bezieht dabei übrigens auf die Qualitätsprobleme, die im Gefolge dieser Preisdrückerei auftraten.
Aus Sicht von Hansmann hat López dagegen zum ersten Mal für so etwas wie eine Machtbalance zwischen der Ingenieur-getriebenen Entwicklung und dem kaufmännisch orientierten Einkauf gesorgt. Deutsche Lösungen hing oft das Prädikat »Overengineering« an. Das trieb die Produktionskosten in die Höhe, und die Anwender – nicht nur aus Kostengründen – manchmal zur Verzweiflung.
Auf die Einhaltung des »Design-to-Cost«-Ansatzes zu achten, ist darum eine der Hauptaufgaben des Einkaufs, der sich inzwischen in einer gewissen Form von »Einkauf 4.0« zu einem modernen, crossfunktionalen Einkaufsmanagement gewandelt hat, das viele Schnittstellen im Auge zu behalten und zu bedienen hat.
In der Vergangenheit sah das anders aus: Welches Image Einkaufsleitern anhing, illustriert Hansmann mit einer Anekdote über den ehemaligen Einkaufsleiter eines großen deutschen Chemie- und Pharmaunternehmens: »Als der nach Jahren einen Weggefährten aus seinen Anfangsjahren im Unternehmen traf, fragte er ihn als Erstes: ‚Was hast du denn verbrochen, dass sie dich zum Einkaufsleiter gemacht haben‘«?
Die immer noch herrschenden Machtverhältnisse zwischen Vertrieb und Einkauf in der deutschen Industrie lassen sich für Adomeit gut daran ablesen, »dass es in Deutschland etwa zwei Dutzend Lehrstühle gibt, die sich dem Thema Verkauf widmen, aber nur zwei, die sich mit der Thematik des Einkaufsmanagements auseinander setzen«. Den komplexen Anforderungen eines weltweiten Sourcings in einer globalisierten Industrie werden die alten Konzepte nicht gerecht. Das Anforderungsprofil an Einkaufsmanager hat sich deutlich gewandelt. Bleibt abzuwarten, wie lange es dauert, bis die Branche Abschied vom liebgewordenen Feindbild der »Bad Guys« nimmt. (eg)
Einkäufer=Preisdrücker. Auf diesen simplen Nenner wird der Einkauf – nicht nur in der Elektronikbranche – gerne reduziert. Man pflegt seine Feindbilder und die Einkäufer sind aus Sicht vieler so etwas wie die »Bad Guys« der Branche. Ein Image, das mit den Schockwellen zu tun haben dürfte, welche ein gewisser José Ignacio López, seit 1993 als Vorstand für Produktionsoptimierung und Beschaffung beim VW-Konzern durch seine kompromisslosen Verhandlungsmethoden in der deutschen Zulieferindustrie auslöste. Der oft gebrauchte Ausdruck »López-Effekt« bezieht dabei übrigens auf die Qualitätsprobleme, die im Gefolge dieser Preisdrückerei auftraten.
Aus Sicht von Hansmann hat López dagegen zum ersten Mal für so etwas wie eine Machtbalance zwischen der Ingenieur-getriebenen Entwicklung und dem kaufmännisch orientierten Einkauf gesorgt. Deutsche Lösungen hing oft das Prädikat »Overengineering« an. Das trieb die Produktionskosten in die Höhe, und die Anwender – nicht nur aus Kostengründen – manchmal zur Verzweiflung.
Auf die Einhaltung des »Design-to-Cost«-Ansatzes zu achten, ist
darum eine der Hauptaufgaben des Einkaufs, der sich inzwischen in einer gewissen Form von »Einkauf 4.0« zu einem modernen, crossfunktionalen Einkaufsmanagement gewandelt hat, das viele Schnittstellen im Auge zu behalten und zu bedienen hat.
In der Vergangenheit sah das anders aus: Welches Image Einkaufsleitern anhing, illustriert Hansmann mit einer Anekdote über den ehemaligen Einkaufsleiter eines großen deutschen Chemie- und Pharmaunternehmens: »Als der nach Jahren einen Weggefährten aus seinen Anfangsjahren im Unternehmen traf, fragte er ihn als Erstes: ‚Was hast du denn verbrochen, dass sie dich zum Einkaufsleiter gemacht haben‘«?
Die immer noch herrschenden Machtverhältnisse zwischen Vertrieb und Einkauf in der deutschen Industrie lassen sich für Adomeit gut daran ablesen, »dass es in Deutschland etwa zwei Dutzend Lehrstühle gibt, die sich dem Thema Verkauf widmen, aber nur zwei, die sich mit der Thematik des Einkaufsmanagements auseinander setzen«. Den komplexen Anforderungen eines weltweiten Sourcings in einer globalisierten Industrie werden die alten Konzepte nicht gerecht. Das Anforderungsprofil an Einkaufsmanager hat sich deutlich gewandelt. Bleibt abzuwarten, wie lange es dauert, bis die Branche Abschied vom liebgewordenen Feindbild der »Bad Guys« nimmt. (eg)