Das Geschäft bei Avnet Integrated floriert kräftig – auf Board- und Systemebene. Woran das liegt, erläutert Dr. Dominik Ressing, Global Head of Technology von Avnet Integrated, im Gespräch mit Markt&Technik.
Markt&Technik: Die Allokation bzw. Nicht-Verfügbarkeit von elektronischen Komponenten machte vielen produzierenden Firmen im letzten Jahr sehr zu schaffen. Wie stellt sich die Situation bei Avnet Integrated dar?
Dr. Dominik Ressing: Durch unsere Zugehörigkeit zum Avnet-Konzern sind wir an vielen Stellen lieferfähig, wo andere es nicht sind. So hatte keiner unserer Kunden einen durch uns verursachten allokationsbedingten Bandstillstand.
Glaubt man den Auguren, könnte der industrielle Wachstumsboom in diesem Jahr vorbei sein. Teilen Sie diese Ansicht?
Unseren Kunden geht es sehr gut. Viele unserer Kunden haben die Auftragsbücher über Jahre hinaus voll. Wir wachsen sehr schön mit unseren Bestandskunden.
Dass die Wirtschaft nicht mehr so floriert, bezieht sich eher auf die Zahlen aus der Automobilindustrie – und das betrifft uns erst einmal nicht unmittelbar, denn wir haben aus Prinzip kein Automotive-Geschäft.
Mittelbar schlägt die schwächelnde Automobilindustrie aber auch auf die klassische Industrie durch … ?
Das ist schon richtig. Der Maschinenbau wird mittelfristig eine zurückhaltende Investition aus der Automobilindustrie zu verzeichnen haben. Aber insgesamt steigt der Automatisierungsgrad in Europa und damit auch das Potenzial für die Industrie und den Maschinenbau. Nicht zuletzt aufgrund von Handelskriegen und Importzöllen werden ganze Werke verlagert werden – die Mobilität von Fabriken wird steigen.
Was meinen Sie damit genau?
Die Automatisierung wird sich positiv auf die Investitionsgüterindustrie auswirken. Insofern mache ich mir um unseren Markt keine Sorgen.
Welche Markt-Schwerpunkte sind besonders vielversprechend?
Interessant ist derzeit vor allem eHealth mit Gesundheitswesen, die Automatisierung und Gaming. Gemeint sind damit sowohl Spieleautomaten als auch die Security-Ausstattung für Casinos.
Und wie verteilt sich das Geschäft auf Boards bzw. Systeme?
Boardgeschäfte werden immer mehr zu Systemgeschäften, auch wenn das Kernelement das Board ist. Für unsere Kunden geht es in erster Linie um das CPU-Core-Know-how. Aber auch die CPU-Hersteller kommen vermehrt auf uns zu, weil ihre eigenen Support-Ressourcen überlastet sind und sehen uns mehr und mehr als Plattform, um ihre Technologie in den Markt zu bringen. Das spielt uns natürlich in die Hände und bestätigt uns als technologische Speerspitze, als die wir – respektive MSC – von Avnet ja auch erworben wurden.
Insofern ist die Intention von Avnet ja bestens aufgegangen, auf Wertschöpfung zu setzen, weit über das Distributionsgeschäft hinaus…
Ein Großteil des Wertes, den wir verkaufen sind Chips und je mehr Wertschöpfung an Engineering und Entwicklung wir bieten, umso höher sind unsere Margen.