Ist die Franchisevereinbarung mit Rutronik auch ein Zeichen dafür, dass Intersil seinen Distributionsanteil erhöhen will?
Hinger: Ja, durchaus. Die Analog-Komponenten haben traditionell einen extrem hohen Distributionsanteil, verglichen mit anderen Produktgruppen. Außerdem haben wir in den letzten Jahren unser Produktspektrum vor allem für den Industriebereich kontinuierlich ausgebaut. In diesem Breitenmarkt kann die Distribution ihre Vorteile voll und ganz ausspielen, weshalb wir diesen Vertriebskanal sukzessive stärken. Gleichzeitig bauen wir aber auch unsere eigene Präsenz in Europa aus. Mit unserem europäischen Headquarter in München haben wir jetzt in allen wichtigen Regionen Niederlassungen etabliert. Trotzdem ist es wichtig, einen Partner zu haben, der in den europäischen Märkten zuhause ist und auf eine bestehende Analog-Kundenstruktur zurückgreifen kann. Das gilt umso mehr, als es sich hier um einen sehr diversifizierten Markt handelt, in dem sich die Anforderungen der Unternehmen nicht über einen Kamm scheren lassen.
Kann die Distribution dem Trend zu Gesamtlösungen stärker Rechnung tragen?
Mangler: Das ist durchaus ein Grund, Distributoren stärker einzubinden. Unsere Kunden wünschen sich auch im Analogsegment nicht nur Komponenten, sondern Lösungen, die perfekt auf ihren Bedarf abgestimmt sind. Das bedeutet aber nicht, dass alle Bauteile von einem Hersteller der analogen Signalkette kommen müssen. Im Gegenteil: Die Gesamtlösung muss dem Kunden sowohl unter technischen als auch unter Kostengesichtspunkten das beste Ergebnis bieten. Auch die Verfügbarkeit der Komponenten gilt es zu berücksichtigen. Wir sind froh, dass wir jetzt über ein so breites Produktportfolio über die gesamte analoge Signalkette verfügen, das es uns erlaubt, aus vielen Komponenten eine optimale Lösung zusammenzustellen.
Wie hoch ist der Anteil des Design-in-Geschäftes?
Mangler: Rutronik hat über das gesamte Produktspektrum einen Design-in-Anteil von rund 50 Prozent. Bei den Intersil-Komponenten liegt der Anteil bei zirka 90 Prozent. Da ein 1:1-Austausch in den wenigsten Applikationen möglich ist, rückt die fundierte Beratung mit Kenntnis sowohl auf Bauteileebene als auch auf der Baugruppenebene in den Mittelpunkt, um das bestmögliche Design für unsere Kunden zu finden. Wie bereits erwähnt, liegt die Lösung meist in der Kombination verschiedener Hersteller und Technologien.
Deshalb verfügen wir etwa im Bereich der Sensortechnik über eines der umfassendsten Produktportfolios im gesamten europäischen Distributionsmarkt. Nur dadurch, kombiniert mit unserem tiefgreifenden Analog-Know-how, konnten wir jetzt z.B. einen universellen Messverstärker für verschiedene Typen von Thermoelementen entwickeln. Die Kombination der verwendeten Bauteile von Intersil, Microchip, WIMA, Arcotronics und AVX macht diese Applikation auch in Sachen Performance unschlagbar und ermöglicht unseren Kunden einen noch schnelleren Einstieg in die Präzisionsmesstechnik.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Zusammenarbeit gesteckt?
Hinger: Wir sind uns sicher, dass wir das Geschäft gemeinsam signifikant entwickeln und kontinuierlich zusätzliche Marktanteile gewinnen werden. Dabei konzentrieren wir uns vorrangig auf Unternehmen, die in Europa entwickeln und produzieren. Die wichtigsten Wirtschaftsräume sind Zentraleuropa mit der DACH-Region, Italien, Frankreich und UK. Um das zu erreichen, setzen wir auf eine langfristige verlässliche Zusammenarbeit, von der alle profitieren: Hersteller, Distributor und nicht zuletzt der Kunde.
Das Interview führte Carmen Skupin