Katalogdistribution

»Das Re-Engineering der Produktionslinien ist für uns eine riesige Chance!«

13. Juli 2012, 9:33 Uhr | Karin Zühlke
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Hersteller profitieren bei der Neuprodukteinführung

Welche Rolle spielen Sie als Katalogdistributor für die Hersteller bei der Neuprodukteinführung?

Wir sind für den Hersteller ein interessanter Partner, wenn es um die Neuprodukteinführungen geht, weil wir bereits in der frühen Entscheidungsphase Zugang zum Kunden haben. Ein Produkt kommt bei uns mit Sicherheit früher auf den Markt als in der Volumendistribution, allein schon deshalb, weil wir im Bereich Forschung & Entwicklung sehr gut vertreten sind.

Obwohl Distrelec bzw. Schuricht ursprünglich aus dem Halbleiterbereich kommt, sind Sie mittlerweile sehr stark in der Automation »zu Hause«, wie ich Ihren vorherigen Ausführungen entnehme?

Ja, das ist richtig. Die Automation wächst bei uns derzeit schneller als die klassische Elektronik: Messtechnik, Prozessüberwachungstechnik, Sensorik, bis hin zur vorbeugenden Instandhaltung und zur Wärmebildkamera, sind Produktbereiche, die sehr stark nachgefragt werden.

Und das hat seinen guten Grund: Die Kunden wollen ihre eigene Produktion besser überwachen, um die Produktionskosten zu senken und das Energiemanagement im Auge zu behalten. Dieses Umdenken und das Re-Engineering der Produktionslinien ist für uns eine riesige Chance!    
Wir veranstalten auch Seminare in diesem Bereich, um einen Know-how-Transfer zwischen Herstellern und Kunden herzustellen, z.B. über VDE-Normen, die zum Schutz der Produktion und der Mitarbeiter eingehalten werden müssen. Solche Seminare zeigen uns, wo der Puls am Markt gerade schlägt.  

Wird die Elektronik neben der Automation überhaupt weiterhin eine Rolle bei Distrelec spielen?

Ja, selbstverständlich, wenn man die Elektromechanik einbezieht. Ohne Schalter, Steckverbinder und Reihenklemmen kann ich mir keine Industrieanlage vorstellen. Die Elektromechanik hat ein anderes Anforderungsprofil als die Automation. In der Automation geht es bei uns meist um Einzelstücke für Repair. In der Elektromechanik werden häufig auch kleine Mengen für die Kleinserienfertigung geordert.

Der Kunde bekommt bei Ihnen das gesamte Produktspektrum ab einem Stück. Rechnet es sich denn wirklich, beispielsweise einen Stecker für 3,50 Euro zu verkaufen?

Ja, absolut! Denn ein Kunde, der schnell und unkompliziert genau das eine Stück bekommen hat, das er dringend braucht, kommt auch beim nächsten Mal wieder. Und schließlich leben wir als Katalogdistributor von einer langfristigen Kundenbeziehung.
 
Stehen Ihre Ingenieure auch für den Kundensupport solcher Kleinstmengen zur Verfügung? 

Wie gesagt, nur der zufriedene Kunde kommt wieder. Wenn er ein gravierendes technisches Problem hat, dann wird die Not nicht deshalb geringer, weil das Ersatzteil nur 3,50 kostet. Wo soll ich also die Grenze ziehen? Es wäre unpraktikabel und wenig kundenfreundlich. Unser Denkansatz ist hingegen langfristig und auf Kundenbindung durch hohe Servicequalität angelegt.

Mit Distrelec, Schuricht und Elfa haben Sie mittlerweile drei Marken unter einem Dach. Wird es künftig europweit ein einheitliches Branding geben?

Wir haben ein klares Branding für Europa. Seit Anfang dieses Jahres sind wir gruppenweit mit einem neuen Erscheinungsbild unterwegs, das auch für Elfa Distrelec gilt. Die Integration ist also sehr weit fortgeschritten. Ungeachtet dessen bleiben regionale Strukturen bestehen, denn die Nähe zum Markt ist ein grundlegender Aspekt unserer Philosophie.

Im letzten Jahr erklärten Sie, die Internationalisierung von Distrelec vorantreiben zu wollen. Wie ist dieses Vorhaben mittlerweile gediehen?

International sind wir ja bereits aufgestellt: Wir kommen aus dem skandinavischen Raum mit der Elfa, Distrelec aus der Schweiz und Schuricht aus Deutschland. Künftig werden wir uns zusätzlich verstärkt auf Osteuropa konzentrieren.  

Wird es dafür einen eigenen Außendienst geben?

Wir werden unsere lokale Präsenz in den Kernmärkte Osteuropas ausbauen. Länder wie Polen, Tschechien und Ungarn haben die Phase der verlängerten Werkbank des Westens überwunden und entwickeln eine eigene, stabile Wirtschaft.
Hierbei geht es für uns nicht um das Großseriengeschäft, sondern um die Wartung und Instandhaltung der Industrieanlagen.    

Nichtsdestotrotz: Die Katalogdistribution vor allem in Deutschland ist sehr hart umkämpft. Wie kann ein kleinerer Katalogdistributor wie Distrelec mit den globalen Katalogdistributoren mithalten?

Der Markt ist groß genug für alle. Denn die Anforderungen der Kunden unterscheiden sich deutlich. Entscheidend sind Qualität, Lieferzuverlässigkeit und Verfügbarkeit, und ein Argument, das man nicht vernachlässigen darf, ist die regionale Nähe.


  1. »Das Re-Engineering der Produktionslinien ist für uns eine riesige Chance!«
  2. Hersteller profitieren bei der Neuprodukteinführung
  3. Der DTAM steigt - also ein Gewinn für die Distribution?

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