Seehofer sagte der Bild am Sonntag, er habe den Eindruck, »dass es einigen Politikern und Verbänden darum geht, der Automobilindustrie und damit den Arbeitsplätzen den Krieg zu erklären – auch durch ein Verbot des Verbrennungsmotors. Aber das wird auf den erbitterten Widerstand Bayerns stoßen.« Man werde gemeinsam mit den Beschäftigten und in deren Interesse gegen »jede Art von Hetzjagd vorgehen«. Gleichwohl hätten die Hersteller Fehler gemacht, die schnell korrigiert werden müssten.
BMW-Chef Harald Krüger verteidigte die Gipfel-Ergebnisse. Dort »wurden anspruchsvolle Pakete geschnürt«, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Das Software-Update für 300 000 BMW-Diesel und eine europaweite Umweltprämie von 2000 Euro für den Tausch von Alt- in Neuwagen führten zu einer deutlichen Verbesserung. Von Fahrverboten in Innenstädten hält Krüger nichts, am Diesel will er langfristig festhalten: »Der Diesel kann sich sehen lassen; wir kapitulieren nicht.«
Unterstützung bekam er unter anderen von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Grünen-Politiker warnte vor schwerwiegenden Folgen für den Klimaschutz, sollte die Zahl der Pkw mit Dieselmotoren binnen kurzer Zeit deutlich sinken. Die Klimaziele wären so nicht mehr zu halten, sagte er der Welt am Sonntag. Benziner stoßen mehr klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus als Diesel.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer unterbreitete am Wochenende einen neuen Vorschlag zur Lösung des Diesel-Problems. Der Professor für Automobilwirtschaft an der Uni Duisburg-Essen schlägt vor, Autobesitzer zur Umrüstung der Motoren mit einem Gutschein im Wert von 2000 Euro zu bewegen. Der Betrag sollte auch dann gezahlt werden, wenn das Altauto verschrottet wird. Die Vorschläge lagen der dpa vor.
Dudenhöffer rechnet darin vor, die gutscheinfinanzierte Umrüstung und Verschrottung würde einmalig 20,2 Milliarden Euro kosten. Weitere 1,8 Milliarden Euro würden jährlich anfallen, wenn die Kfz-Steuer für Diesel auf das Niveau der Benziner-Besteuerung gesenkt würde. Der Autoexperte schlägt zur Finanzierung vor, den Steuervorteil des Dieselkraftstoffs von 18 Cent pro Liter gegenüber Benzin aufzuheben. Das ergäbe jährliche Mehreinnahmen von 9,9 Milliarden Euro. Laut Dudenhöffer wäre damit die gutscheinfinanzierte Umrüstung nach zweieinhalb Jahren finanziert.