Mit KBL (Kabelbaum-Liste; VDA 4964) ist ein ursprünglich deutscher Standard gerade dabei, sich global zu etablieren. Und doch meldet die Industrie bereits einen Erweiterungsbedarf an, der mittelfristig einen neuen Standard nötig macht.
Mit KBL (Kabelbaum-Liste; VDA 4964) ist ein ursprünglich deutscher Standard gerade dabei, sich global zu etablieren. Und doch meldet die Industrie bereits einen Erweiterungsbedarf an, der mittelfristig einen neuen Standard nötig macht.
Der Kabelbaum, der zu den teuersten Einzelkomponenten eines Fahrzeugs gehört, und seine Schnittstellen waren das Thema des von ProSTEP iViP e.V. (www.prostep.org) und dem VDA (www.vda.de) veranstalteten „KBL Day 2009“, der am 27. Januar 2009 in Weissach stattfand. Eine der komplexen Voraussetzungen bei der Entwicklung eines Kabelbaums ist, dass als Grundlage ein 150-Prozent-Fahrzeug verwendet wird, d.h., es müssen alle möglichen Funktionen, Ländervarianten, Fahrzeugkategorien und Produktionsstandort-Rahmenbedingungen in Betracht gezogen werden – auch wenn diese sich zum Teil gegenseitig ausschließen. Zudem werden für die einzelnen Entwicklungsbereiche unterschiedliche Werkzeuge mit unterschiedlichen Datenformaten genutzt, was nicht nur den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Bereichen, sondern auch zwischen verschiedenen Firmen erschwert, etwa zwischen OEM und Zulieferer.
Für spezifische Anwendungsgebiete wurden von der VDA-Arbeitsgruppe Fahrzeugelektrik bereits dedizierte Datenmodelle veröffentlicht, etwa für den Austausch von Komponenteninformationen (KOMP), die Beschreibung von abstrakten Verdrahtungsarchitekturen und Stromlaufplänen auf Bordnetzebene (ELOG), den Austausch von Topologie- und Geometrie-Informationen (GEO) sowie für die Darstellung konkreter Leitungsstränge (KBL). Diese vier Modelle bedienen verschiedene Szenarien. In der Industrie wächst jedoch der Bedarf nach einer Harmonisierung der Modelle und somit nach einem Modell, das den gesamten Bordnetz-Entwicklungsprozess unterstützt.
Gesamte Elektrik in einem Datenformat
Die Nachfrage nach einer weitreichenden Lösung resultiert aus der zunehmenden Komplexität des Entwicklungsprozesses. Neue Fahrzeuge verfügen über mehr neue, oft elektrische Funktionen und sind in einer Vielzahl unterschiedlicher Varianten verfügbar. Bei der eigentlichen Entwicklung kommen zudem mehr Entwicklungspartner zum Zuge, sei es innerhalb einer Firma auf mehrere Standorte verteilt oder extern in Form von Zulieferern und Entwicklungsdienstleistern.
Um die daraus resultierenden Anforderungen zu erfüllen, wurde nun mit dem VEC (Vehicle Electric Container) ein neues Datenmodell vorgeschlagen, das die wichtigsten Informationen aus KBL, KOMP, GEO und ELOG enthält und für einen durchgängigen Datentransfer sorgen soll (Bild). Um eine Überfrachtung zu vermeiden, sollen gezielt Informationen entfernt werden, etwa für die Zeichnung eines Kabelbaum-Layouts. VEC wird in UML spezifiziert, die Kompatibilität mit KBL wird über Conformance Classes und entsprechende Konverter sichergestellt.
Die Strukturblöcke von VEC sollen im Laufe des Jahres entworfen und im Jahre 2010 mit den Anwendervertretern und Software-Herstellern abgestimmt werden. Eine Empfehlung des VDA ist für 2011 geplant. sj