Externes Bypassing in der Funktionsentwicklung

Mehrwert ins Steuergerät

16. Oktober 2006, 10:31 Uhr | Andre Rolfsmeier und Dr. Ortwin Ludger Franzen
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Software-Unterstützung in der Modellierungsumgebung

Das Einrichten eines Funktions-Bypasses macht eine Reihe von Konfigurationseinstellungen notwendig. Um diese Arbeiten für den OEM möglichst effizient und komfortabel zu gestalten, bietet dSPACE ein spezielles, für alle Bypass-Schnittstellen einheitliches Simulink-Blockset an, mit dessen Hilfe alle wesentlichen Bypass-Einstellungen dialogbasiert vorgenommen werden können (Bild 4). Das Blockset setzt eine Service-Integration im Steuergerät voraus und unterstützt neben den dSPACE-Services auch Implementierungen für XCP on CAN und CCP anderer Anbieter.

Nach dem Import der zum Steuergerät passenden Variablenbeschreibungsdatei entsprechend dem ASAM-MCD-2-Standard (ASAP2) können Eingangs- und Ausgangssignale der Bypass-Funktion mit Hilfe eines Variablenbrowsers ausgewählt werden. Das Blockset übernimmt dabei die Zuweisung der Variablennamen zu den entsprechenden Steuergeräte-Adressen und die Umrechnung der physikalischen Darstellung in der Modellierungsumgebung in die entsprechende Abbildung im Steuergerät. Darüber hinaus erlaubt es, die für eine bestimmte Bypass-Aufgabe relevanten Funktionsfreischnitte aus der Modellierungsumgebung zu aktivieren. Dazu werden die im schnittstellenspezifischen Datenbereich der ASAP2-Datei (IF_DATA) beschriebenen Funktionsfreischnitte ausgewertet und im Bypass-Blockset über einen Auswahldialog angezeigt. Weitere Konfigurationseinstellungen, zum Beispiel die CAN-Baudrate und die entsprechenden CAN-Identifier für XCP on CAN, werden ebenfalls automatisch aus der ASAP2-Datei übernommen. Der Funktionsentwickler benötigt somit kein Expertenwissen für die Durchführung seiner Bypass-Aufgabe.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, mehrere ASAP2-Dateien in das Bypass-Blockset zu importieren. Die Verwendung einer zweiten Variablenbeschreibungsdatei ist dann interessant, wenn die originale ASAP2-Datei für die Bypass-Anwendung nicht verändert werden soll, zum Beispiel um zusätzliche Variablen im Steuergerät zu definieren oder Funktionsfreischnitte und Bypass-spezifische Service-Einstellungen im IF_DATA-Bereich zu beschreiben. Diese Informationen können dann in einer separaten ASAP2-Datei abgelegt werden. Zudem bietet das Bypass-Blockset die Möglichkeit, direkt aus der Modellierungsumgebung den dSPACE Variable Editor aufzurufen, mit dem Variablenbeschreibungen schnell und einfach erstellt oder existierende modifiziert werden können.

65AH1404_02.jpg
Bild 4. Die Modellierung einer Bypass-Anwendung kann durch die Nutzung eines spezifischen Blocksets vereinfacht werden.

Sicherheitsmechanismen greifen auch bei Ausfall des RCP-Systems

Neue Software-Funktionen werden typischerweise am Prüfstand oder direkt im Fahrzeug im Rahmen von Versuchsfahrten erprobt. Die eingesetzten Prototyping-Plattformen von dSPACE sind daher als autarke Systeme mit Auto-Boot-Option für den Automotive-Einsatz ausgelegt. Zusätzlich stehen Mechanismen zur Verfügung, die die Bypass-Kommunikation mit dem Steuergerät überwachen und eine konsistente Datenübertragung sicherstellen. Dazu zählen die automatische Deaktivierung des Funktionsfreischnittes bei dauerhafter Störung und die gleichzeitige Aktivierung Steuergeräte-interner Berechnungsergebnisse oder sicherer Ersatzwerte, die Erkennung von Kommunikationsfehlern sowie spezielle Puffermechanismen zur Sicherung der Datenkonsistenz auf dem Steuergerät.

Durch derartige Überwachungskonzepte kann gewährleistet werden, dass selbst bei Ausfall des RCP-Systems oder der Bypass-Kommunikation nur eine begrenzte Gefahr der Beschädigung von Fahrzeugkomponenten oder der Verletzung von Personen besteht.  

Dr.-Ing. Ortwin Ludger Franzen arbeitet seit 2003 als Teamleiter für Steuergeräte-Schnittstellen bei dSPACE und ist verantwortlich für die Bypass-Schnittstellen zum Steuergerät.

ofranzen@dspace.de

Dipl.-Ing. Andre Rolfsmeier ist seit 2001 Produktmanager für Steuergeräte-Applikation und Bypassing und in dieser Position verantwortlich für Bypass-Produkte bei der dSPACE GmbH.

arolfsmeier@dspace.de


  1. Mehrwert ins Steuergerät
  2. Software-Unterstützung in der Modellierungsumgebung
  3. Steuergeräte-Schnittstellen

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!