Reifendruck-Überwachung: Ab 2012 Pflicht in der EU

15. Oktober 2009, 11:43 Uhr | Björn Graunitz, Elektronik automotive

Laut einem Beschluss des Europaparlaments müssen ab November 2012 alle Neuwagen in der EU mit einem Reifendruck-Kontrollsystem ausgestattet sein. Die neue Bestimmung ist Teil des EU-Klimapakets, mit dem Brüssel die Verkehrssicherheit und den Umweltschutz verbessern will.

Diesen Artikel anhören

Auf dem US-Markt sind Reifendruck-Kontrollsysteme schon seit dem Jahr 2007 für alle Neufahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,5 Tonnen gesetzlich vorgeschrieben. In Europa müssen nun auch alle neuen Fahrzeugmodelle ab November 2012 und alle Neuwagen ab November 2014 mit einem solchen System ausgerüstet sein. »Ein Meilenstein für die Umweltverträglichkeit und Verkehrssicherheit«, bezeichnete Günter Verheugen, Vizepräsident der EU-Kommission, die neue Verordnung.

Ein Beispiel für ein solches System ist das direkt messende Reifendruck-Kontrollsystem TSS von Beru, das bereits seit dem Jahr 1998 von zahlreichen Automobilherstellern als Serien- oder Sonderausstattung angeboten wird -aktuell in Modellen von Alfa Romeo, Audi, Bentley, BMW, Ferrari, Lamborghini, Maserati, Porsche und VW. In seiner mittlerweile dritten Generation besteht das TSS aus einem Kompaktsteuergerät mit integrierter Antenne und vier Radelektroniken. Dadurch konnte Beru die Anzahl der einzubauenden Komponenten auf ein Minimum reduzieren.

Das TSS-System warnt den Fahrer vor plötzlichem und schleichendem Druckverlust und kann ihn so vor unliebsamen Reifenpannen oder Unfällen durch schadhafte Bereifung schützen. Es überwacht den Reifendruck während der Fahrt und informiert den Fahrer mit Hilfe eines auf das Fahrzeugmodell angepassten Bedien- und Anzeigemoduls bereits ab einer Abweichung von 0,2 bar gegenüber dem vorgesehenen Solldruck.Der Vorteil gegenüber indirekt messenden Systemen liegt in der höheren Messgenauigkeit und Störsicherheit, da die speziellen Sensoren des TSS den Druck direkt in den einzelnen Rädern messen. Indirekt messende Systeme errechnen dagegen den Reifenluftdruck aus Daten vorhandener Messwerte der ABS-Sensoren. Daher reagieren diese erst ab einem Minderdruck von 25 bis 30 Prozent.

Laut der neuen noch zu detaillierenden EU-Vorgaben muss ein solches System im Pannenfall ab einem Druckverlust von 20 Prozent, oder wenn ein Reifenmindestdruck von 1,5 bar in einem Reifen unterschritten wird, eine Warnmeldung an den Fahrer ausgeben. Da indirekt messende Systeme keinen absoluten Reifendruck messen können, sondern über die Differenzdrehzahlen der Räder einen Druckabfall registrieren, muss der Fahrer jedes Mal nach dem Befüllen der Reifen diese neu kalibrieren, um die geforderte Messgenauigkeit zu erreichen. Dies birgt selbstverständlich eine unnötige Fehlerquelle.

Reifendrucksysteme erhöhen aber nicht nur die Sicherheit im Straßenverkehr, sie helfen auch dabei, den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu senken. Untersuchungen zufolge ist heute jeder dritte Pkw in der EU mit zu geringem Luftdruck unterwegs, denn Reifen ohne Drucküberwachung verlieren unbemerkt drei bis sechs Prozent Druck pro Monat. Die Folge daraus: Mit nur 0,6 bar zu wenig im Reifen, verbraucht ein Auto bis zu vier Prozent mehr Kraftstoff. Hinzu kommt, dass sich die Lebensdauer der Pneus um bis zu 45 Prozent verkürzt. Laut einer Untersuchung der »Fédération Internationale de l’Automobile« (FIA) in Zusammenarbeit mit Reifenhersteller Bridgestone werden auf diese Weise jedes Jahr weltweit rund acht Milliarden Liter Kraftstoff sinnlos verbraucht. Das entspricht einer zusätzlichen CO2-Belastung von jährlich 18,4 Mio. Tonnen.


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!