Passive Sicherheitssysteme lernen sehen und hören

3. September 2009, 15:25 Uhr | Björn Graunitz, Elektronik automotive
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Passive Sicherheitssysteme lernen sehen und hören

Die ermittelte Kollisionsgeschwindigkeit sowie der berechnete Aufprallort und -winkel ermöglichen eine situationsgerechte Anpassung der Intensität der Airbagauslösung und Aktivierung der Gurtstraffer. Dadurch lassen sich die Insassen in eine optimale Sitzposition noch vor dem Unfall bringen. »Bei niedrigen Geschwindigkeiten im Stadtverkehr eröffnet die Vernetzung der Systeme die Chance, Verletzungen der Insassen wie das HWS-Syndrom und Reparaturkosten am Fahrzeug ganz zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Niedrige Schadensaufkommen sind die Folge und die Versicherungen berücksichtigen dies bereits in ihren Prämien.«

Allerdings lassen sich auch durch die Daten der elektronischen Stabilitätskontrolle (ESC), die in den USA und in Europa ab dem Jahr 2011 für neue Modelle gesetzlich vorgeschrieben ist, wertvolle Informationen über den Fahrzustand ermitteln. Anhand der Fahrdynamiksensoren lässt sich durch Vernetzung mit dem Airbag-Steuergerät die Quergeschwindigkeit in einer Schleudersituation ermitteln. Verlässt das Fahrzeug die Fahrbahn, wird die Empfindlichkeit für den Seitenaufprall- oder Überschlagsschutz entsprechend angepasst. »Eine frühere Auslösung der passiven Rückhaltesysteme ist die Folge«, so Dr. Brand. Damit lassen sich
Kopf- und Seitenairbags noch schneller aktivieren, um beim gefährlichen seitlichen Aufprall auf einen Baum oder Pfahl (Pole-Crash) die Verletzungsfolgen zu mindern.

Den Schweregrat des Unfalls dank Körperschall-Sensoren »hören«

Mit Crash Impact Sound Sensing hat Continental eine neuartige Sensorengeneration in Serie gebracht, die es dem Airbag-System ermöglicht, die Unfallschwere »zu hören«. Das Erkennen der beim Aufprall entstehenden Schallwellen, basiert auf dem gleichen Prinzip, das für die Aufzeichnung von Erdbeben zum Einsatz kommt – wie beim Seismographen stärkere und schnellere Ausschläge der Aufzeichnungsnadeln Aufschluss über die Stärke der Erdstöße geben, so registrieren die Körperschall-Sensoren beim Aufprall des Fahrzeugs auf ein Hindernis, wie rasch sich die Karosserie verformt und wie schnell und stark sich diese
Körperschallwellen übertragen.

Eine aufwändige Signalauswertung, die mit Hilfe speziell entwickelter Algorithmen das Unfallgeschehen analysiert und bewertet, trifft letztendlich die Entscheidung, ob die Airbags ausgelöst werden oder nicht. Bei Versuchen unter Bedingungen des Euro-NCAP-Crashtests mit 64 km/h Kollisionsgeschwindigkeit bewertete der Körperschall-Sensor die Situation 15 Millisekunden früher als die konventionelle Sensorik als so schwer, dass er die Airbags auslöste. Folglich bleibt mit Hilfe dieser Technologie mehr Zeit, um Airbags und Gurtstraffer zu aktivieren und somit die Sicherheitssysteme effektiver arbeiten zu lassen.


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