Für die Übertragung von Videodaten gibt es mit MOST150 grundlegende Verbesserungen. Zum einen ermöglicht die isochrone Übertragung, eine direkte Übertragung der Nutzdaten ohne Bits aufzufüllen (Bitstuffing) oder eine Transcodierung vorzunehmen. Zum anderen unterstützt der MOST150-INIC die Transport- Stream-Schnittstelle, die sich als Schnittstellenstandard für Video-Bausteine etabliert hat. Damit können Video-Bausteine direkt an den INIC- 150 angeschlossen werden, ohne dass eine zusätzliche Hardware (Glue-Logic) erforderlich ist. So kann beispielsweise in einem digitalen Fernsehempfänger der DVB-T-Tuner zusätzlich zu einem MPEG-Encoder eines eventuell zusätzlich vorhandenen analogen Tuners direkt an einen MOST150-INIC angeschlossen werden.
Mit dem Transport von DVD-Audio- und DVD-Video-Inhalten in digitalen Netzwerken kommt auch die Forderung nach einem effizienten Kopierschutz für die entsprechenden Inhalte. Daten von DVD müssen auf einem digitalen Netzwerk kopiergeschützt transportiert werden; hierzu muss eine Technik namens DTCP (Digital Transmission Content Protection) verwendet werden. DTCP erfordert von Quellen und Senken eine gegenseitige Authentifizierung. Zusätzlich müssen die multimedialen Ströme vor dem Versand über ein digitales Netzwerk von der Quelle verschlüsselt werden. Die Senke muss im Gegenzug in der Lage sein, den digitalen Inhalt zu entschlüsseln.
Wie schon mit MOST25 kann die Applikation auch bei MOST150 kopiergeschützte Kanäle zur Übertragung von DVD-Audio- und DVD-Video- Inhalten nutzen. DTCP-Lösungen für MOST sind sowohl als Hardware-, als auch als Software- Lösungen von verschiedenen Lieferanten verfügbar. MOST war das erste Netzwerk, das eine Genehmigung zum Transport von DTCP-geschützten Inhalten vom zuständigen Gremium DVD-CCA erhielt. Dies wurde dadurch ermöglicht, dass DTCP in den MOSTStandard integriert wurde.
Ethernet-Kanal für IP-basierte Kommunikation
Mehr und mehr Anwendungen in der schnelllebigen Konsumgüterindustrie und im Bereich der Unterhaltungselektronik verwenden IP-basierende Kommunikation. Idealerweise können sie ohne Änderungen in die Multimedia- Landschaft im Fahrzeug übernommen werden. Dies ermöglicht zum einen geringere Entwicklungskosten, zum anderen kürzere Entwicklungszyklen und schnellere Verfügbarkeit am Markt. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch im Automobil-Umfeld IP-basierende Kommunikation mehr und mehr Einzug halten wird. Über den Ethernet- Kanal können originäre Ethernet-Datenpakete (Ethernet-Frames) übertragen werden. Zusätzlich unterstützt der INIC150 auch eine Adressierung über MAC-Adressen. Somit stellt sich die Kommunikation aus Sicht der Anwendung wie die Kommunikation über Ethernet dar. TCP/IP-Stacks oder auf TCP/IP aufbauende Kommunikationsprotokolle können so ohne Anpassungen über MOST kommunizieren.
Es ist denkbar, dass neue MOST- 150-basierte Anwendungen in bestehenden Fahrzeugplattformen, die MOST25 nutzen, integriert werden sollen. Dieses Szenario bedeutet zunächst einmal getrennte Netzwerke mit unterschiedlichen Netzwerk-Bandbreiten. Mit MediaLB können solche Netzwerk-Gruppen (Cluster) zu einem Netzwerk verbunden werden. Hierbei können sowohl die Netzwerk-Bandbreite als auch das physikalische Übertragungsmedium komplett verschieden sein. Zur Verbindung beider Cluster können zwei INICs über MediaLB miteinander verbunden werden, wobei jeder von ihnen als Netzwerkschnittstelle zu „seinem“ Netzwerk-Cluster genutzt wird (Bild 3).
Einer der beiden Netzwerk-Cluster muss hierbei vom zugehörigen INIC und dieser wiederum von seinem Pendant getaktet werden. Aufgrund der synchronen Natur von MOST ist es möglich, beide Netzwerk-Cluster ohne Zwischenspeicherung und dem damit verbundenen Overhead oder nennenswerten zeitlichen Verzögerungen zu verbinden. Mit geeigneten Maßnahmen ist damit nicht nur die Verteilung von synchronen Datenströmen, sondern auch das Versenden und Empfangen von Kontroll- und Paketdaten über Clustergrenzen hinweg möglich.
Um eine neue Netzwerktechnologie wie MOST150 anwenden zu können, muss eine geeignete Infrastruktur vorhanden sein. SMSC’s MOST150-Infrastruktur beinhaltet den Network Interface Controller (INIC), die MOST NetServices (den Software-Stack für MOST), die MediaLB-Technologie (incl. VHDL-Quellcode und den entsprechenden Lizenzierungsmodellen), sowie Entwicklungswerkzeuge wie den OptoLyzer G2 oder die MOSTPCI- Card. fr