Spezifisch für Linux im Auto ist die mehrkanalige Audio- und Video-Verarbeitung. Damit Beifahrer und die Passagiere auf der Rückbank eingebunden werden können, ergeben sich mehrere Ausgabewege mit unterschiedlichem Inhalt. Dies kann über ein separates Infotainmentsystem implementiert werden oder aber auch als Teil-Funktion der Head-unit ausgeprägt sein. Auch ein Zusammenwachsen von Head-unit und Kombiinstrument führt zu mehreren Displays. grafik-/video-seitig wird dies von dem gängigen Linux-X11-System mit den geeigneten Treibern bereits gut beherrscht. Das Management multipler Audio-Kanäle hingegen muss Linux für Car-Infotainment zusätzlich erbringen. Dazu gehört, dass verschiedenen Audioquellen unterschiedliche Priorität einzuräumen ist. So muss die Unterhaltung pausieren, wenn ein Telefonat eingeht, das Navigationssystem eine Ansage macht oder gar eine Warnung vom Fahrzeug ertönen muss.
Anbindung an Fahrzeugnetzwerk
Das Infotainmentsystem ist, verglichen mit einem PC, ein weitaus stärker vernetztes System. Je nach Ausprägung, ist es auch ein verteiltes System. Hier kann Linux für Car-Infotainment auf Lösungen der Linux-Community zurückgreifen, da bei Servern häufig verteilte Linux-Systeme genutzt werden. Dazu kommen drahtlose Vernetzung über Bluetooth, WiFi und Wi-Max. Linux für Car-Infotainment muss zusätzlich Anschlussmöglichkeiten für und Interoperabilität mit Automobil-Netzwerk-Standards wie etwa CAN, FlexRay oder MOST mitbringen. Mit ihrer Vielzahl an Software-Komponenten und Applikationen sind Infotainmentsysteme komplex. Dies betrifft die Einbindung ins Fahrzeug ebenso wie die Software-Struktur. Bei der Vernetzung helfen Restbus-Simulation und Netz-Protokollanalysatoren. Für die Software auf dem Gerät selbst helfen Standardisierung und der Einsatz erprobter Software-Komponenten. Ergänzt wird dies durch leistungsfähige Entwicklungswerkzeuge, etwa der auf Eclipse basierenden Wind River Workbench. Neben dem klassischen Compile-Edit-Debug-Zyklus ermöglicht sie die Konfiguration von Linux-Kernel und Komponenten sowie die Analyse des Gesamtsystemverhaltens zur Laufzeit.
Wind River hat zusammen mit Intel und Software-Partnern wie Elektrobit, Gracenote, Nuance, Parrot und Planet9 eine offene Plattform für Car-Infotainment geschaffen. Basierend auf Open-Source-Linux und Lösungen der Open-Source-Community wurden die spezifischen Anforderungen im Auto adressiert. Die Plattform für Car-Infotainment ist als Open-Source verfügbar (www.moblin.org/community/ivi/) und wird von Wind River und den beteiligten Partnern weiterentwickelt.P. Kleiner, A. Kocher/sj