Telematik-Dienste und -Anwendungen im modernen Fahrzeug

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24. Februar 2009, 10:06 Uhr |
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Die Integration verschiedener Geräte erfordert auch neue Bedienkonzepte. Welche Trends sehen Sie hier und in welche Richtung geht Continental?

Halamek: Neue Bedienkonzepte sind in der Tat notwendig. Das Einbringen und Bedienen von mobilen Geräten, die Zunahme von Umfeldsensoren und die damit nötige Aufmerksamkeit des Fahrzeugführers erfordern diese. Wir setzen hierbei u.a. auf unser SMI-Konzept. Endgeräte werden dazu in das fahrzeugeigene HMI eingebunden. Die Bedienung ähnelt so einer bereits bekannten Funktion und wird dabei intuitiv vom Fahrer übernommen. Sprachsteuerung führt schon heute in immer mehr Fahrzeugen für eine sehr komfortable Bedienung. Schließlich bietet das Head-up-Display für alle rein fahrrelevanten Informationen eine ideale Ergänzung zu den bestehenden Anzeigemöglichkeiten.

Derzeit agieren Fahrzeuge weitgehend unabhängig, wie wird das Auto der (näheren) Zukunft mit seiner Umwelt kommunizieren?

Halamek: Das Fahrzeug der Zukunft wird „always on“ sein. Heute nimmt das Fahrzeug über seine Umfeldsensorik Daten auf und verwertet diese nur für sich. Künftig werden diese Daten auch anderen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung stehen. Somit könnten Vorwarnsysteme etabliert werden, die z.B. den nachfolgenden Verkehr vor Hindernissen und Unfällen warnen, auf besondere Fahrbahnverhältnisse hinweist oder im Kreuzungsbereich vor heranfahrendem Querverkehr warnt. Damit kann die Zahl der Unfälle weiter reduziert werden. Diese Informationen können jedoch auch für die Verkehrslenkung verwendet werden und damit helfen, Staus zu vermeiden und Emissionen zu verringern. Schließlich werden Fahrer und Mitfahrer auch unterwegs im Auto auf jene Datenquellen zugreifen, die sie vom Büro oder von Zuhause gewöhnt sind. Das heißt: Wir werden im Auto einen vollwertigen Internetzugang haben – damit wir Autofahrer auch dort „always on“ sind.

Sie hatten vorher den Notruf eCall erwähnt. Bisher sind aber alle Autohersteller mit der Einführung ähnlicher Systeme gescheitert. Warum?

Halamek: Von einem Scheitern kann keine Rede sein. Mehrere OEMs haben seit vielen Jahren Notrufsysteme im Einsatz. Ob BMW, Daimler, Fiat, GM, PSA oder Volvo, alle haben den Notruf in Kombination mit Telematik-Diensten im Angebot. OEMs, die heute noch kein Notrufsystem anbieten, stehen vor der Entscheidung zu warten, bis die EU den eCall verbindlich vorschreibt, oder sich heute zum eCall zu bekennen und nach möglichen Geschäftsmodellen zu suchen, die den Einsatz wirtschaftlich macht. Wir bei Continental haben uns zum Ziel gesetzt, solche eCall-Notrufsysteme für den festen Einbau ab Werk sehr kostengünstig zur Verfügung zu stellen, um damit sehr bald möglichst viele Leben retten zu können.

Wird eCall jetzt zur Erfolgsgeschichte?

Halamek: Continental ist der festen Überzeugung, dass eCall zu einer Erfolgsgeschichte wird. Wir werden in absehbarer Zeit sehr preiswerte eCall-Module anbieten können, die es den OEMs erlauben, eCall quer durch alle Fahrzeug-Segmente anzubieten. Weitere Funktionen, z.B. das Auffinden eines Fahrzeugs, können die Attraktivität eines solchen Systems weiter erhöhen.

Wie hoch ist der technische Aufwand, eCall in einem Fahrzeug zu integrieren?

Halamek: Soll eCall nachträglich ins Fahrzeug gebracht werden, so ist der Aufwand vergleichbar mit dem Einbau einer Freisprecheinrichtung. Wird eCall als Embedded-Modul im Produktionsprozess verbaut, so ist der Aufwand erheblich geringer.

Mit welchen anderen Funktionen ließe sich die eCall-Hardware nutzen?

Halamek: Bedingt durch die Gleichheit der Grundkomponenten, lässt sich ein eCall-System mit entsprechender Anpassung von Hardware- und Software-Komponenten sehr leicht z.B. für Stolen-Vehicle-Tracking, Pay-As-You-Drive/Pay-Per-Use oder Flottenmanagement-Applikationen nutzen. Hierbei wird durch ein Prioritätsmanagement sichergestellt, dass das eCall-System im Notfall Vorrang vor allen anderen Applikationen erhält. Dieser Mechanismus wird von uns seit vielen Jahren verwendet und findet sowohl im Bereich von OEM-spezifischen Notrufsystemen als auch bei 112-basierten Notrufen seine Verwendung.


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  2. Wie stark beeinflussen Telekommunikationsstandards (WiMAX, UMTS, LTE) die Entwicklungen und wie tief steigt Continental in diese Techniken ein?
  3. Die Integration verschiedener Geräte erfordert auch neue Bedienkonzepte. Welche Trends sehen Sie hier und in welche Richtung geht Continental?
  4. Kommen für die Anbindung von Mobiltelefonen oder Smartphones noch andere Übertragungstechniken in Frage?

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