Autos aus China – Läuft der Countdown schon?

24. Juli 2007, 17:23 Uhr |
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Chinesische Hersteller in Nordamerika

Auch der amerikanische Markt ist für die chinesischen Automobil-Hersteller interessant. So verhandeln sie zwar mit amerikanischen Händlern, doch ist der Zeitplan für die Markteinführung noch ungewiss, da es auf amerikanischer Seite Bedenken hinsichtlich der Qualität der Fahrzeuge aus der Volksrepublik gibt. Zhang Ji vom chinesischen Wirtschaftsministerium gibt zu, die Qualitätsanforderungen auf dem internationalen Markt unterschätzt zu haben. So glauben auch die amerikanischen Verbraucher, dass die chinesischen Autos keine gute Qualität haben.

Ein Beispiel für diese Probleme ist der chinesische Hersteller Geely. Mit Kühlschränken und Fahrrädern begonnen, stellt das Unternehmen heute 100 000 Fahrzeuge pro Jahr her. Bisher verkauft Geely seine Autos in China, dem Mittleren Osten, in einigen osteuropäischen Ländern und seit neuestem auch in Südafrika. Die Taktik ist auch hier, zum kleinst-möglichen Preis zu verkaufen.

Ende 2008 plant Geely ein Fahrzeug für unter 10 000 US-Dollar auf dem amerikanischen Markt einzuführen. Allerdings kann das Unternehmen bisher weder die Sicherheits- noch die Emissionsanforderungen der USA erfüllen. Außerdem haben die Autos kaum Extras wie etwa beheizbare Sitze oder ein Sonnendach. Genau das wünschen die ausländischen Konsumenten jedoch. Aufgrund der mageren Ausrüstung fühlen sie sich sogar noch bestätigt darin, dass die chinesischen Autos von geringer Qualität sind.

Eine Studie des Konsumforschungsunternehmens J.D. Power hat ebenfalls viele Mängel an chinesischen Autos festgestellt. Im Durchschnitt stießen sie auf 374 Mängel bei 100 Fahrzeugen. Bei den amerikanischen Fahrzeugen waren es nur 118 Mängel bei 100 Autos. Geely gab daraufhin bekannt, die Anforderungen in den USA bis zum Jahr 2008 erfüllen zu können.

Wie man den amerikanischen Markt erfolgreich betritt, zeigte hingegen der langjährige Joint-Venture-Partner von Mitsubishi, Changfeng Motors. Der SUV Liebao CS6 wurde 2006 auf der Automesse in Detroit vorgestellt. Mit einem Fiat-Motor, ABS, Navigationssystem, Sonnendach, in die Sitze integrierte Bildschirme und einem Design der italienischen Firma Pininfarina, die auch Ferraris designt, fand der Changfeng Beachtung. Zwar wird er noch nicht verkauft, er zeigt jedoch den Willen und das Potenzial des chinesischen Unternehmens, den amerikanischen Markt zu erschließen. Die amerikanischen Unfall-und Emissionsanforderungen hat der Liebao CS6 bereits bestanden.

Noch ein langer Weg

In nächster Zukunft werden die chinesischen Autos nicht konkurrenzfähig sein. Selbst wenn sie die amerikanischen und europäischen Standards erfüllen, sind sie noch weit davon entfernt, sich auf diesen Märkten zu etablieren. Ein Grund dafür liegt in der Struktur der Unternehmen. So stecken die chinesischen Automobil-Hersteller im Durchschnitt nur etwa ein Prozent ihres Umsatzes und damit fünfmal weniger als westliche Hersteller in die Forschung und Entwicklung. Bisher an die Forschungs- und Entwicklungsarbeit ausländischer Partner gebunden, muss China nun versuchen, selbständiger zu werden.

Selbst wenn die Markteinführung chinesischer Fahrzeuge in Europa oder den USA gelingen sollte, ist das noch kein Grund, dort auch zu bestehen. Japanische Hersteller wie Mitsubishi, Daihatsu oder Isuzu haben diese Erfahrungen ebenfalls gemacht.

In den nächsten drei bis fünf Jahren, der typischen Zeitspanne eines Produktzyklus, sollten die chinesischen Autos kaum konkurrenzfähig sein. Was danach kommt, kann man nur ahnen.

Klaus Koehler/Klako Group, Mathias Bloch, Elektronik


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