Derzeit wird in Europa nur jeder zweite Neuwagen mit ESP ausgeliefert, weil viele Käufer die zusätzlichen Kosten scheuen. Einig waren sich die Experten aller Bereiche, dass eine verstärkte Aufklärung über die Wirkung von ESP dringend erforderlich sei. Auch an der Begriffsverwirrung mit den vielen unverständlichen Kürzeln oder endlos langen englischen Bezeichnungen müsse nachhaltig gearbeitet werden.
Vor allem bei kleineren und älteren Autos, die gerade von vielen besonders gefährdeten Fahranfängern gesteuert würden, ist die Ausstattung mit ESP noch sehr gering. Obwohl Versicherungsprämien für Autos mit ESP günstiger seien und sich die Mehrkosten nach drei bis vier Jahren amortisieren, wäre auch eine staatliche Förderung wünschenswert.
Wer übernimmt die Haftung im Fehlerfall?
Wer übernimmt bei Systemfehlern die Haftung? In jeden Fall, da waren sich die Tagungsteilnehmer einig, müsse die volle Verantwortung beim Fahrer bleiben. Assistenz-Systeme sollen entlasten, helfen und warnen, nicht aber den Fahrer zum passiven Passagier machen. Zahlreiche Systeme werden derzeit entwickelt, zum Beispiel Nachtsichtsysteme und Abstandsradar mit Notbremsung und Spurthalte-Systeme, die vor allem bei Nutzfahrzeugen von besonderer Bedeutung sind.
Einig waren sich die Experten auch, dass elektronische Hilfen die Fahrer nicht ablenken dürfen. Die volle Aufmerksamkeit gehöre der Fahrbahn, der Umgebung sowie dem Verkehr und nicht dem Umgang mit Navigations-, Unterhaltungs- oder Kommunikationssystemen.
Dass ABS oder ESP die Masse der Nutzer dazu verleitetet, mit riskanter Fahrweise in neue Grenzbereiche vorzustoßen, habe sich nicht bestätigt. Auch das Thema Übermüdung am Steuer ist auf dem Weg zum »Unfallfreien Fahren« eine besonders wichtige Station. Der so genannte Sekundenschlaf ist Ursache vieler Unfälle.
»Wir können mit entsprechender Sensorik die Kopf- und Augenbewegungen des Fahrers erfassen«, erklärt Dr.-Ing. Matthias Rabe, Leiter Aufbauentwicklung bei Volkswagen, »wir können auch aus dem Fahrverhalten Erkenntnisse gewinnen, aber die Sensorik muss hier noch weiterentwickelt werden. « Auf keinen Fall, so Rabe, dürfe sich der Fahrer ständig überwacht fühlen.
Von der MPC-Tagung ging schließlich auch eine dringende Botschaft an alle Fahrerinnen und Fahrer, die noch immer der Meinung sind, sie könnten auf diese Systeme verzichten. »Wer glaubt, es selber besser zu können, unterliegt einem gefährlicher Irrtum«, betonte Senator a.D. Volker Lange, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller. »Wer verantwortungsvoll am Verkehr teilnehmen möchte, sollte sich auch stets um den neuesten Stand der Technik bemühen. Wer Umweltschutz und Verkehrssicherheit fördern will, der kann mit dem Ersetzen von in die Jahre gekommenen Automobilen durch sichere, saubere und sparsame Fahrzeuge dazu einen ganz wesentlichen Beitrag leisten«.
Auch hier wäre es wünschenswert, betonte Lange, dass die Politik die Verjüngung der Fahrzeuge durch steuerliche Anreize unterstützt. Die sei bei der eher rückläufigen Einkommensentwicklung vieler Menschen von ganz besonderer Bedeutung.