XML – Hype oder Segen?

2. August 2007, 12:00 Uhr | Dr. Annerose Braune und Dr. Martin Wollschlaeger
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das „Wiki der Automation“

Dass nach wie vor erhebliche Aufwendungen für die Integration unterschiedlicher Sprachen, etwa zur Abdeckung des Funktionsumfangs über den Lebenszyklus, erforderlich sind, liegt nicht an Einschränkungen der XML-Technologie. Vielmehr sind sie Resultat einer fehlenden Orientierung an einheitlichen Beschreibungsmodellen und einer fehlenden übergreifenden Definition von Semantik in der Automation. Der GMA-Fachausschuss 5.23 hat sich daher neben der angesprochenen Systematisierung zum Ziel gesetzt, Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Sprachen zu identifizieren und in geeigneter Form zu beschreiben. Dazu ist es zunächst erforderlich, ein einheitliches Verständnis für die Modelle und Begriffe herzustellen. Ein Vorbild für ein solches Vorgehen stellt die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ dar. Da die allgemein bekannte Version aber Wert auf Allgemeingültigkeit legt, wäre für die Belange der Automation eine spezifische Version notwendig – ein „Wiki der Automation“. Entsprechende Vorarbeiten in diese Richtung sind derzeit in den Reihen des GMA-Fachausschusses in Gange.

Im nächsten Teil der Artikel-Serie werden typische Beispiele für Gerätebeschreibungssprachen und deren Sichten, Modelle und Eigenschaften vorgestellt und verglichen.

Was ist XML?

XML ist ein Standard des World-Wide-Web-Konsortiums (W3C) und dient als Metasprache zur Definition anderer Sprachen. Die rasante Verbreitung von XML resultiert unter anderem aus der menschen- und maschinenlesbaren Beschreibung von Informationen sowie in der Trennung von Daten, logischer Struktur und Präsentation. Um XML-Daten nutzen zu können, sind sie von einem Produzenten zyklisch oder auch einmalig bereitzustellen. Sie können mit unterschiedlichen Transportprotokollen über ein Kommunikationsmedium oder auch lokal zwischen Applikationen ausgetauscht werden. Ein XMLKonsument – eine beliebige Applikation oder auch ein Web-Browser – empfängt das Dokument und extrahiert die von ihm erwarteten Daten, um seine vorbestimmte Funktion, beispielsweise die Visualisierung von Prozessdaten, zu erfüllen. Neben 1:1-Beziehungen zwischen Produzent und Konsument sind auch 1:n-Beziehungen möglich. Weiterhin können die XML-Daten eine Aggregation von Teilen sein, die sequenziell von verschiedenen Produzenten erstellt werden. Auf diesem Weg lassen sich ganze Werkzeugketten abbilden.

Autoren

Dr. Annerose Braune ist Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik der TU Dresden, Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik.

Dr. Martin Wollschlaeger ist Inhaber der Professur Prozesskommunikation an der Fakultät Informatik der TU Dresden. Er leitet den Arbeitskreis „XML in automatisierungstechnischen Anwendungen“.


  1. XML – Hype oder Segen?
  2. Das „Wiki der Automation“
  3. Die wichtigen Sprachen
  4. XML – ein „moving target“

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