Engere Zusammenarbeit zwischen Maschinenherstellern und Automatisierern

Mechatronik erfordert Umdenken beim Engineering

29. Juni 2012, 15:05 Uhr | Andreas Knoll
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Automatisierer wandeln sich von Zulieferern zu Entwicklungspartnern

Die Studie zeigt also, dass sich die Maschinen zunehmend von mechanischen zu mechatronischen Systemen entwickeln, die Mechanik, Elektronik und Software in Einklang bringen. Die Entwicklungsabteilungen der Maschinenbauer müssen sich darauf einstellen, was ihnen aber wegen des Fachkräftemangels schwerfällt. Und weil das so ist, ziehen immer mehr Maschinenbauer externe IT- und Automatisierungstechnik-Anbieter hinzu, die sich wiederum von Zulieferern zu Entwicklungspartnern wandeln müssen.

Genau dazu hat der Antriebs- und Automatisierungstechnik-Hersteller Lenze beim VDMA eine weitere Mitgliederumfrage in Auftrag gegeben. Als wichtigste Trends im Maschinenbau haben sich dabei eine wachsende Variantenvielfalt und Komplexität sowie knappere Zeitbudgets herauskristallisiert. 83 Prozent der befragten Maschinenbau-Ingenieure sagten, dass die Antriebs- und Steuerungstechnik zunehmend komplexer wird und dass eine flexible Variantenfertigung mit modularisierten Komponenten an Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig verkürzt sich für knapp 77 Prozent der Maschinenhersteller die Zeit von der Idee bis zur Markteinführung. Als Folge stehen die Maschinenhersteller unter zunehmendem Druck.

Wegen der immer höheren Anforderungen wird laut 63 Prozent der befragten Maschinenbauer die Verantwortung von Zulieferern wie etwa Automatisierungstechnik-Herstellern in der Wertschöpfungskette steigen. Eine wachsende Verantwortung der Zulieferer sowie eine steigende Komplexität und Variantenvielfalt der Maschinen führt dazu, dass sich 82 Prozent der Befragten eine engere Zusammenarbeit mit ihrem Zulieferer wünschen, besonders in der Phase der Entwicklung (Prototyping).

»Für den Maschinenbau wird das Thema Engineering neben der mechatronischen Integration das zweite beherrschende Thema der nächsten Dekade sein«, kommentiert Lenze-Vorstandsmitglied Frank A. Maier. »Bereits jetzt schlägt das Engineering aus Sicht des Anwenders mit 20 Prozent der Total Cost of Ownership einer Maschine zu Buche; Tendenz steigend. Angesichts dessen suchen besonders die mittelständischen Kunden aus dem Maschinenbau die Zusammenarbeit mit einem flexiblen, innovativen, weltweit präsenten Partner.«

Für Maschinenbau-Zulieferer wie Lenze hat dies weitreichende Konsequenzen: »Unsere Rolle wandelt sich immer stärker vom Zulieferer zum Partner des Maschinenbauers während des gesamten Prozesses der Maschinenerstellung: von der Konzeption über Entwicklung und Inbetriebnahme bis hin zur Unterstützung beim After Sales«, verdeutlicht Maier. »Als Anbieter von Antriebs- und Automatisierungstechnik können und müssen wir unsere Kunden mit unserem Spezial-Know-how auf diesem Gebiet entlasten. Das geht so weit, dass wir die Kunden schon in der ersten Phase der Ideenfindung dabei unterstützen, ihre Ideen zu Papier zu bringen und zu einem tragfähigen Konzept weiterzuentwickeln.«

Von dieser Partnerschaft könnten die Maschinenhersteller hinsichtlich ihrer Kernkompetenzen nur profitieren: »Die Komplexität moderner Maschinen macht eine partnerschaftliche Arbeitsteilung mittlerweile unentbehrlich«, betont Maier. »Diese Arbeitsteilung erlaubt es dann den Maschinenherstellern, sich auf ihr eigentliches Kern-Know-how zu konzentrieren: die Abbildung eines Produktionsprozesses in eine Maschine, allgemein die Umsetzung der Anforderungen ihrer Kunden durch Innovationen an der Maschine.«

Völlig neue Geschäftsmodelle zwischen Maschinenhersteller und Automatisierer seien damit nicht verbunden: »Die Änderung besteht in der überschaubaren Zukunft eher in der Intensität der Zusammenarbeit«, führt Maier aus. »Vom Geschäftsmodell her bleibt es aber schon ein Zuliefermodell.«


  1. Mechatronik erfordert Umdenken beim Engineering
  2. Automatisierer wandeln sich von Zulieferern zu Entwicklungspartnern
  3. Schnittstellen zwischen Engineering-Tools verbessern
  4. Die gesamte Maschine elektrifizieren

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