Wenn Sie jetzt tatsächlich wieder gut dastehen. Warum hat Sie der Augusta- Konzern dann abgestoßen?
Märkle: Unser Unternehmen gehörte seit knapp zehn Jahren zu der Augusta Technologie AG. Die Augusta selbst hat mit Lauer damals als größtem Unternehmen im neuen Markt sehr viel Erfolg gehabt. Allerdings waren die Finanzstrukturen auch bei der Augusta durch die allseits bekannten generellen Entwicklungen im Neuen Kapitalmarktsegment zu sanieren. Durch diese Veränderungen hat man heute bei der Augusta eine völlig andere Aktionärsstruktur erhalten. Das operative Geschäft wurde neu definiert. Man trennt sich von Unternehmen, die nicht mehr zum künftigen Kerngeschäft gehören und will über eine „Buy-and- Build-Strategie“ eine neu erstarkte Augusta mit den Bereichen Controls und Sensors aufbauen.
Ihre Frage „Warum trennt man sich dann von einer Lauer“, lässt sich daher sehr einfach beantworten: Wenn man in Wachstumsmärkte investiert, geht man heute von zweistelligen Zuwachsraten aus. Der HMI-Markt wächst jährlich zwischen drei und fünf Prozent. Dies reicht einer Augusta bei den neuen Zielen nicht aus. Aus unserer Sicht sind wir mit unserem neuen Eigentümer sehr gut positioniert. Wir haben nunmehr einen industriell denkenden Investor, der auch mittelfristige Ziele umsetzt und trägt. Wir sehen mit Beijer Electronics eine ausgezeichnete Verbindung, die eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat.
Lauer hat seit der Augusta-Übernahmen in 1997 eine produkttechnische Odyssee hinter sich: bis zum Jahr 2000 sollte das Produktspektrum um das SPSGeschäft; ab 2000 um die SCADA-Welt ergänzt werden – beides ohne Erfolg. Ab 2002 erfolgte die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft der Bedienterminals, wobei Sie jetzt zunehmend Datenmanagement- Aufgaben in Form eines Management Execution Interfaces übernehmen wollten – Schlagwort WOP-iT. Werden Sie diesen Weg nun unter der Flagge von Beijer weiterverfolgen oder gibt es im Firmenverbund eine neue produkttechnische Ausrichtung?
Märkle: Ja natürlich führte diese Reise auch zu den dann aufkommenden Problemen innerhalb von Lauer. Lauer hat einfach das Kerngeschäft vernachlässigt und mit neuen artverwandten Produkten versucht, sich im Markt zu etablieren. In 2002 stellte man fest, dass die Konzepte nicht wie geplant umsetzbar waren. Die Investition in die Entwicklung des WOPiT- Konzepts hingegen war auch im Nachhinein betrachtet sinnvoll und notwendig. Heute ernten wir, was damals gesät wurde. Unsere Überzeugung, den Marktanteil im Kerngeschäft HMI weiter auszubauen, ist aufgrund dieser Entwicklungen größer denn je. Aus diesem Grunde wird die WOP-iT-Familie unter Lauer weiterhin fortbestehen; Beijer Electronics wird hieran nichts ändern. Mit dieser Produktgruppe werden wir in absehbarer Zeit die zweistellige Millionengrenze an Umsatz generieren.
Wie sieht die Zukunft für Lauer unter der Beijer-Flagge aus? Wie beurteilen Sie hierbei die Beijer/Lauer-Positionierung im Gesamtmarkt der Bediensysteme?
Märkle: Lauer wird mit den neuen Eigentümern der Beijer Electronics gestärkt in seiner Eigenständigkeit geführt werden. Beide Marken bleiben im Markt eigenständig bestehen. Für die Lauer Kunden bedeutet dies eine unveränderte Marktpolitik mit allen bekannten und qualitativ hochwertigen Produkten. Darüber hinaus ergeben sich durch die gebündelten Aktivitäten – etwa auf den Beschaffungsmärkten – viele nutzbringende Vorteile. Wir stimmen zukünftige Treiberentwicklungen gemeinsam ab und können flexibler auf Kundenwünsche reagieren. Sowohl Beijer- als auch Lauer-Kunden profitieren von dieser Allianz. Im Portfolio gibt es nur geringe Überschneidungen, die von den Produktergänzungen weit übertroffen werden. Beijer profitiert wesentlich von der umfangreichen IPC-Palette, die bei Lauer seit vielen Jahren im Markt etabliert ist. Ganz persönlich hat mich gefreut, dass in dem Veräußerungsprozess bei Augusta, Lauer ein hohes Mitspracherecht bei der Auswahl des neuen Eigentümers hatte. hap
Neue strategische Ausrichtung Die Augusta Technologie AG gab im März diesen Jahres eine strategische Neuausrichtung bekannt, wonach sich die AG, nach eingehender Analyse des bestehenden Beteiligungsportfolios mit Blick auf langfristig zu erwartende Wachstums- und Renditepotenziale, von Tochtergesellschaften im Geschäftsfeld IT Systems trennen wolle. Nach dem Verkauf der DLoG Manufacturing Solutions im Februar 2007 erfolgte jetzt die Veräußerung der Lauer-Gruppe. Weiterhin auf der Verkaufsliste steht nun noch die Keil-Gruppe. Zukünftig will die Augusta auf die Marktsegmente Sensorik und Automatisierung (Sensors und Controls) fokussieren. |