Jedem seine Sprache? #####

5. September 2007, 10:30 Uhr |
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Jedem seine Sprache?

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Semantik tut Not

Das Gerätemodell nach ISO 15745 bietet mehr als die derzeit in den jeweiligen Sprachen genutzten Klassifikationen. Dazu ist es jedoch erforderlich, neben den formal beschriebenen Relationen zwischen dem Modell und den Sprachen erst einmal die in der Norm definierten Begriffe einheitlich zu verstehen. Dafür ist eine klare Definition der Begriffe in einem Glossar erforderlich. Die Elemente des Glossars müssen dann über eindeutige Referenzen an die jeweiligen Elemente der spezifischen Beschreibungen gebunden werden. Dies ist formalisiert mit XMLMechanismen aus dem Semantic Web möglich, und zwar mit Hilfe von Techniken wie Ressource Description Framework (RDF) oder mit der Web Ontology Language (OWL). Damit lässt sich der durch die Verwendung von XML eher noch geförderten Heterogenität der Beschreibungssprachen mit XML-Mitteln sinnvoll begegnen.

Eine konsequente Vereinheitlichung der heute bestehenden heterogenen Sprachen ist – wenngleich von Geräteherstellern und Systemintegratoren mehr oder minder lautstark gefordert – eine eher akademisch interessante Lösung und würde einer völligen Neudefinition der existierenden Sprachen entsprechen. In der Praxis ist dies nicht umsetzbar, weder aus politischen noch aus ökonomischen und technischen Gründen.

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Drei XML-basierte Gerätebeschreibungen – zumindest die oberste Ebene ist bei allen nahezu identisch.

Der Weg einer semantischen Anreicherung hingegen ist möglich, ohne die bestehenden Sprachen zu ändern. Die elektronisch verarbeitbare, explizite Referenz ist dann in Werkzeugen verwendbar, um die betreffende Information zu erstellen und im passenden Element abzulegen. Natürlich ist auf diesem Wege auch die Nutzung der Informationen in anderen Phasen des Lebenszyklus möglich – worauf zum Beispiel die Szenarien der Systemintegration und Maintenance basieren. Das angesprochene Glossar stellt hierfür eine wesentliche Grundlage dar. Der Arbeitskreis „XML in automatisierungstechnischen Anwendungen“ im VDI/VDE hat begonnen, sich dieses Themas anzunehmen. Erste Schritte werden im Rahmen des vom Fachausschuss inhaltlich getragenen Expertenforums „Von Babylon nach XML++ Beschreibungssprachen in der Automation“ am 18. und 19. September 2007 in Düsseldorf vorbereitet. Die künftige Entwicklung der Gerätebeschreibungstechnologie dürfte neben den allgemeinen Trends von Beschreibungssprachen von verschiedenen Aspekten aus dem Einsatzumfeld geprägt sein. Als funktionaler Aspekt ist hier zum Beispiel das System-Management zu nennen, welches die existierenden Sprachen bislang nur ansatzweise berücksichtigen. Aspekte des Lebenszyklus beinhalten neben einer weiteren Vervollkommnung der Inbetriebnahme die Einbeziehung der Systemintegration und von komplexen Prozessen im Zusammenhang mit der Wartung und Instandhaltung sowie dem Asset Management.

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Semantisch unterschiedliche Darstellung derselben Applikation in den diversen Gerätebeschreibungssprachen.

Der dritte Teil der Serie „XML in der Automation“ in Ausgabe 10 der Computer& AUTOMATION widmet sich am Szenario des Systemintegrators dem Problemfeld der Integration. Dazu werden typische Beschreibungen im Umfeld von Planung, Gerätebeschaffung, Programmierung und MES/ERP-Integration mit ihren Sichten, Modellen und Eigenschaften vorgestellt.

Autoren:

Dr. Annerose Braune ist Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik der TU Dresden, Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik.
Prof. Martin Wollschlaeger ist Inhaber der Professur Prozesskommunikation an der Fakultät Informatik der TU Dresden. Er leitet den Arbeitskreis „XML in automatisierungstechnischen Anwendungen“.


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