Doch ist es nicht so, dass gerade der Siegeszug von IoT viele Arbeitsplätze überflüssig macht? Und dass davon – im Unterschied von dem Siegeszug der Automatisierung und Computerisierung – nun auch eine Vielzahl von Jobs betroffen sein wird, die bisher noch als sicher galten, weil sie eine durchaus solide Ausbildung erfordern? Thomas Rudel sieht diese Gefahr nicht: »Wir haben schon in der Vergangenheit gesehen, wie unsere Mitarbeiter an den Anforderungen gewachsen sind. Vor 15 Jahren konnten die Lageristen mit einem Computer nichts anfangen, jetzt sind sie Profis, und sie üben jetzt einen hochwertigen Job aus, der sich nicht ersetzen lässt.« Und Mitarbeiter mit diesen Kenntnissen seien nach wie vor gesucht: »Alle Firmen haben Probleme, gute Lageristen zu finden.«
Siegfried Gross geht davon aus, dass die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt nicht sinken, sondern im Gegenteil eher steigen werde. »Was sich ändern wird, sind die Anforderungsprofile.« Damit verlaufe die IoT-Revolution also nach dem Muster der vorausgegangenen industriellen Revolutionen, die unter dem Strich zu immer mehr Arbeitsplätzen geführt haben – eine Meinung, der sich die übrigen Forumsteilnehmer im Wesentlichen anschließen.
Womit dann auch der Kreis zur Ausbildung wieder geschlossen wäre, denn neue Anforderungsprofile ziehen neue Berufsbilder nach sich. Doch auch wenn auf die Ausbildung – womit hier nicht nur das Studium, sondern auch die Lehrberufe gemeint sind – große Herausforderungen zukommen, so sehen die meisten der Forumsteilnehmer die Voraussetzungen als gut an, um den Wandel schaffen zu können – trotz vieler Kritik und Verbesserungsvorschläge im Detail.
188.000 Elektrofahrzeuge wurden 2015 verkauft
Tesla – ein Modell für die Zukunft?
Ist Tesla ein Beispiel dafür, wie sich Unruhe kreativ umsetzen lässt? Die Firma geht ja relativ unbelastet von Erfahrungen aus der traditionellen Automobilindustrie an den Start. Sie investiert kräftig. Zeigt sie damit einer alten behäbig gewordenen Automobilindustrie, wie es geht?
Und müssten die Regierungen mehr tun, um einen Rahmen zu setzen, in dem sich Elektroautos und die dafür erforderliche Infrastruktur entwickeln können? In China passiert in diese Richtung einiges. 188.000 Elektrofahrzeuge wurden 2015 verkauft (fast ausschließlich von chinesischen Herstellern produziert), nicht zuletzt wegen steuerlicher Vorteile und weiterer Vorteile für die Käufer.
Aber so weit muss man gar nicht Ausschau halten: Auch in manchen europäischen Ländern sind einige Regierungen sehr aktiv. In Schweden ist der Anteil der E-Autos beispielsweise sehr hoch, in Norwegen ebenfalls. Hier bekommen die Fahrer allerhand Vergünstigungen – vom Fahren auf Busspuren in der Stadt über kostenlose Durchfahrt durch Tunnels bis zu kostenlosem Tanken. »Dort hat die Politik ihre Hausaufgaben gemacht«, sagt Johann Weber. Der Kaufprämie in Deutschland kann er nicht so viel abgewinnen: »Was nützt eine Kaufprämie, wenn die Infrastruktur gar nicht vorhanden ist?« Und an Batteriehersteller BMZ geht die Förderung offenbar vorbei, wie Dr. Jörn Wirth, kaufmännischer Leiter von BMZ, feststellt: »Wir erhalten keine Unterstützung.« Aber vielleicht ist es sowieso verkürzt, die Elektroautos nur über die jetzt verkauften Stückzahlen zu betrachten. Mobilität ist das entscheidende Stichwort.
Ob Firmen wie Tesla oder die großen IT-Unternehmen besser geeignet sind, in der neuen Mobilitätswelt Fuß zu fassen als die etablierten Hersteller? Werden die großen Marken – gerade aus Deutschland – an Bindungskraft verlieren? Heute ist es sicherlich viel zu früh dafür, um das abschätzen zu können. Sicher ist nur, dass der Umbruch stattfinden wird, und zwar eher schneller als von vielen gedacht. Ein Blick auf andere Branchen, in denen die Entwicklung bereits eingesetzt hat, zeigt, dass teilweise kein Stein auf dem anderen bleibt.
Aber wie gesagt: Noch weiß niemand, wie sich die Neudefinition der Mobilität auf die etablierten OEMs auswirken wird. Und ob Tesla ein Beispiel dafür ist, wie die Zukunft aussieht? Zwar treibt das Unternehmen die Entwicklung neuer Autos und auch der Batterien kräftig voran, investiert viel Geld, und die Börse bewertet es hoch. Doch ist Tesla noch tief in den roten Zahlen, worauf Jürgen Weyer aufmerksam macht: »Innovationen sind ja gut und schön, aber Geld sollte man damit auch verdienen.« Im Fall von Tesla darf man gespannt sein, ob und ab wann das Unternehmen Geld verdient.