NB-IoT versus LoRa und Sigfox

Der Angriff der Telcos

7. Juni 2017, 12:02 Uhr | Heinz Arnold
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Potenzial für alle diese Technologien

»NB-IoT und LTE sehen wir stark im Kommen, aber auch LoRa und Sigfox, es gibt Potenzial für alle diese Technologien«, sagt Thomas Randt von Telit. Jetzt käme es darauf an, aus den Tests und den Pilotprojekten die richtigen Schlüsse zu ziehen und in die Stückzahlen vorzustoßen, die die Hersteller sich wünschen, und in die Preisregionen, die der Markt sich wünscht. Aber er sieht auch weitere Aufgaben auf einen Modulhersteller wie Telit zukommen: »Wie können wir zusätzliche Gewinne realisieren? Ich bin mir sicher, dass wir auch zusätzliche Cloud-Dienste anbieten werden.«

Doch wann kommen die Stückzahlen? Thomas Randt von Telit rechnet mit einem Schub für NB-IoT-Chips in einem halben Jahr. Die Chips für Sigfox produziere NXP bereits in höheren Volumen, die Nachfrage käme vor allem aus Asien, aus Australien und aus Südamerika. Auch in den USA ginge es zügig voran.

Das sieht Aurelius Wosylus ebenso: »In einem halben Jahr werden wir mit wirklich hohen Stückzahlen in die Produktion ziehen.« Auch wenn es mit den Zählern, die dem deutschen Eichrecht entsprechen, noch etwas dauern werde. 

Markt&Technik
Thomas Randt, Telit: »Sigfox und LoRa haben zwar einen großen Zeitvorsprung, doch NB-IoT könnte schon einen großen Teil der IoT-Anforderungen abdecken.«
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Romain Ricci, Technical Marketing Manager Microcontroller EMEA MMS Marketing & Application von STMicroelectronics, rechnet damit, dass die Stückzahlen für LPWAN-ICs in naher Zukunft kräftig steigen werden. Dabei fokussiert sich ST sowohl auf Sigfox und LoRa als auch auf NB-IoT und den LTE-Bereich. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, den Integrationsgrad der Chips für die LoRa- und Sigfox-Märkte weiter zu erhöhen, vor allem um Sicherheitsfunktionen zu aufzunehmen und dennoch die Leistungsaufnahme und den Preis weiter zu reduzieren. Das muss nicht immer monolithisch geschehen: Erst kürzlich hatte ST mit dem STSAFE-A1SX einen Secure-Element-Chip auf den Markt gebracht, der die Integrität und Vertraulichkeit von Datentransfers über das Sigfox-Netz gewährleistet. Auf dem Sicherheitselement läuft eine optimierte, sichere Applikation, die das Know-how von ST im Bereich der elektronischen Sicherheit in Bank-, eCommerce- und Identitätsanwendungen mit der Expertise von Sigfox in der Netzwerk- und Datenkommunikation für die kommende IoT-Welt kombiniert. Die Anwender müssen dieses Sicherheitselement nur noch mit ihrem Mikrocontroller verbinden und können sich ansonsten auf ihre Applikationsentwicklung konzentrieren.

Parallel dazu entwickelt ST aber auch kräftig im Bereich von LTE weiter, nicht nur für NB-IoT, sondern auch für die darüber liegenden CAT-Varianten bis hin zu CAT19 in Kooperation mit den Automobilherstellern. Aber zurück zum LPWAN: NB-IoT und CAT M1 sind eben auch deshalb von Relevanz, weil 2G langsam ausgephast und 3G reduziert wird. Hier kommt es, wie Romain Ricci schon bemerkt hatte, vor allem darauf an, die Kosten und die Leistungsaufnahme weiter zu reduzieren.

Wenn die IC-Hersteller nun den Integrationsgrad der ICs weiter erhöhen, sich andererseits Techniken wie LoRa und Sigfox mit zellulären Standards durchaus auch ergänzen können, wäre es da nicht schön, künftig auch Chips anbieten zu können, die sowohl Sigfox oder LoRa als auch NB-IoT oder CAT M verstehen? Thomas Lorbach von NXP ist da skeptisch. Zwar böte Qualcomm, zu der NXP jetzt gehört, bereits 10-nm-Chips an, »da passt eine Menge drauf!« Doch müssten dann Software-Defined-Radio-Funktionen (SDR) integriert werden. »SDR hat aber ein Problem: Es ist leistungshungrig. Das widerspricht einem der Grundgedanken von LPWAN, nämlich Strom zu sparen.«

Zumal die Hersteller die Chips derzeit eben noch nicht in wirklich hohen Stückzahlen fertigen, anders als etwa die Chips für BLE und WiFi. Hier gelten bereits die Regeln der Hochintegration: »Kombinationen dieser Standards auf einem Chip werden schon bald auf den Markt kommen, eben weil die entsprechenden Mengen dahinterstehen«, so Thomas Lorbach.

Doch auch wenn die Integration wirtschaftlich in Zukunft sinnvoll sein sollte und die Techniken und Standards sich zum Teil ergänzen, so ganz harmonisch wird es zwischen den Beteiligten trotzdem nicht zugehen. Als Oswald Maurer von einem NB-IoT-Projekt in Hamburg erzählt, in dessen Rahmen die Stadt über sieben Zellen abgedeckt wurde und die Verbindung zu Zählern im Keller hergestellt werden konnte, staunt Aurelius Wosylus ungläubig: »Das bezweifele ich! Wenn die Kellerfenster auch noch vergittert sind, dürften sieben Antennen kaum reichen, um verlässlich auslesen zu können.« Vieles lässt sich eben immer noch erst am Einzelfall vor Ort klären.


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