Interview

Immer einen Schritt voraus

16. November 2009, 7:56 Uhr | Andrea Gillhuber
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

PiratPro - Gemeinsam gegen Produktpiraterie



Ein Unternehmen möchte sich besser gegen Produktpiraterie schützen und nimmt Kontakt mit PiratPro auf. Welche Handlungsmöglichkeiten bieten sich dem Unternehmen?

Zunächst einmal werden in dem Projekt Lösungen gegen Produktpiraterie entwickelt, die auf Produkte aus dem industriellen Bereich angewendet werden können. Sechs Lösungsansätze werden im Rahmen des Projektes entwickelt und erprobt. Jeder Projektpartner erprobt mindestens zwei der Lösungsansätze an einem Demonstrator und stellt die Erfahrungen zur Verfügung.

Bei entsprechender vertraglicher Absicherung können interessierte Unternehmen beraten werden und nehmen am Erfahrungsaustausch teil. Es gibt im Gegensatz zur Konsumer-Industrie keine standardisierten Lösungen, sondern Konzeptvorschläge und Beratungsgespräche durch die Projektmitglieder.

Welche Rolle spielt Sartorius in dem Projekt und welche Lösungen können Sie heute schon bieten?

Sartorius hat in dem Projekt die Rolle des Konsortialführers übernommen und gehört zu den Unternehmen, die die Schutzkonzepte im Rahmen der Funktionsmusterentwicklung praktisch umsetzen und erproben.
Interessenten kann heute bereits von Sartorius ein Analysewerkzeug zur Verfügung gestellt werden, mit dessen Hilfe der Gefährdungsgrad einzelner Produkte zu beurteilen ist. Die Konzeptansätze der De-Standardisierung und der Technologiedifferenzierung werden von Sartorius schon seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt und weiter entwickelt.

Mit dem entsprechenden Verweis auf den Schutz der Erfahrungen und der bisherigen Ausarbeitungen können Informationen zum Thema in individuellen Projekten zur Verfügung gestellt werden.

China wird als das Land der Produkt- und Markenpiraterie hingestellt - wohl nicht ganz zu Unrecht. Wie sehen Sie China in der Geschichte der Produktpiraterie?

Kopiert wird nur der Meister und das war schon immer so in der Geschichte. Die Chinesen haben das Schwarzpulver erfunden, die Europäer entwickelten daraus das Schießpulver. Die Chinesen haben das Porzellan erfunden, deutscher Forscher entwickelten daraus das hochwertige »europäische Porzellan«, z.B. das Meißener Porzellan.

Man schaue sich aber auch die Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert an. Der Begriff »Made in Germany« sollte britische Fabrikanten und ihre Kunden vor billigen Plagiaten aus dem deutschen Reich schützen. Die Waren aus Deutschland wurden aber in wenigen Jahren immer besser und waren bald beliebter als die Englischen, so dass der Qualitätsbegriff »Made in Germany« entstand.

Wie sehen Sie die Zukunft: Wird es irgendwann einen verlässlichen Schutz gegen Produktpiraterie geben oder bleibt es - bildlich gesprochen - beim Wettlauf »Hase gegen Igel«?

Einen 100-prozentigen Schutz wird es ganz sicher nicht geben. Es wird immer Elemente an einem Produkt geben, die kopierbar sind (z.B. die äußere, mit dem menschlichen Auge wahrnehmbare Formgebung). Das Ziel muss es deshalb sein, den Produktpiraten immer einen Schritt voraus zu sein. Schutz gibt es nur durch permanente Innovation und kürzere Innovationszyklen.

Dazu gehört es auch, dass sich die Kernkompetenzen eines Unternehmens im Laufe der Zeit immer mehr verschieben. Der Kostendruck und die Produktpiraterie werden einen Zwang zur Innovation hervorrufen, der allerdings auch ein Vorteil sein kann. So geht die Entwicklung neuer Produkte, Technologien und Verfahren auf jeden Fall weiter.

Was ist Ihre persönliche Motivation im Kampf gegen Produktpiraterie?

Die Arbeitsplatzerhaltung am Standort Deutschland durch Erhalt der Innovationskraft und des Innovationsvorsprungs sind wichtig. Qualität und Innovation sind zwei persönliche Anliegen von mir; aus eigenem Interesse und aus Verbundenheit zum Standort Deutschland werde ich mich dafür engagieren, dass Produktpiraterie nicht zu einem Problem für das Unternehmen Sartorius wird.


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