Interview

Immer einen Schritt voraus

16. November 2009, 7:56 Uhr | Andrea Gillhuber
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Christian Oldendorf, Sartorius AG, ist aktiv am ConImit-Projekt PiratPro beteiligt. Im Interview spricht er über das Projekt, den Problemkreis der Produktpiraterie und seine Motivation im Kampf gegen die Produktpiraten.

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Christian Oldendorf, Sartorius AG, ist aktiv am ConImit-Projekt PiratPro beteiligt. Im Interview spricht er über das Projekt, den Problemkreis der Produktpiraterie und seine Motivation im Kampf gegen die Produktpiraten.

Herr Oldendorf, was unterscheidet die Produktpiraterie im Konsumgüterbereich von der industriellen Produktpiraterie?

Im Konsumgüterbereich handelt es sich um Produkte auf einfachem technologischem Niveau in großer Stückzahl, die durch den hohen Wieder erkennungswert attraktiv sind. Für Produktpiraten sind die Marke des Produktes oder die äußere Formgebung interessant und stehen im Vordergrund. Dabei geht es um den Profit durch die Kopie der Marke und die Bekanntheit des Originalproduktes.
Im industriellen Bereich wird die Funktionalität über die Technologie realisiert und daher stehen eher die Konzeptkopien (Kopien von Kernkomponenten) und damit von Kernkompetenz im Vordergrund. Für die kopierten Unternehmen ist das mitunter als noch gefährlicher einzustufen ist, da mit der Kopie von Konzepten ein Lerneffekt einhergeht. Der Produktpirat kann sich mit der Zeit zum ebenbürtigen Wettbewerber entwickeln.

Immer einen Schritt voraus - Das Problem mit der Produktpiraterie

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Mit welchen Problemen sehen sich die Original-Hersteller konfrontiert?

Produktpiraterie wird durch einen geschlossenen Problem-Regelkreis gefördert: Der zunehmende Kostendruck durch den globalen Wettbewerb zwingt zum Handeln. Die Handlungen bestehen oft darin, Standorte oder Teile davon in Niedriglohnländer zu verlegen. In vielen dieser Nationen spielt Produktpiraterie eine bedeutende Rolle. Hinzu kommt der Zwang zu höherer Standardisierung der Produkte, damit eine rentable Fertigung in den Niedriglohnländern unter der Ausnutzung der dortigen Stärken möglich wird. Das setzt große Stückzahlen, überwiegend manuelle Tätigkeiten und »einfach« - Automatisierung voraus.

Das große Problem an der Produktpiraterie in diesem Kontext ist der immense Wettbewerbsvorteil, den sich die Piraten verschaffen: Sie haben keine Entwicklungskosten für neue Produkte, sind sehr schnell mit neuen Produkten auf dem Markt und haben obendrein noch einen enormen eigenen Know-how - Zuwachs. Damit senken sie ihre eigenen Kosten und verstärken abermals den Preisdruck auf die Angebote der deutschen Unternehmen.
Wenn dann optische 1:1 Kopien bei deutlich schwächerer Leistungsfähigkeit oder Qualitätsproblemen auftauchen, entsteht darüber hinaus noch ein gravierender Imageschaden.

Sartorius arbeitet mit anderen Unternehmen und Forschungsinstituten an dem Projekt PiratPro. Welche Schutzmaßnahmen werden dort entwickelt?

Die Besonderheit des Projektvorhabens ist die Zusammenführung der Produktgestaltung und der Prozessgestaltung zu einer unkopierbaren Einheit unter Einbeziehung des Produktlebenszyklus´. Dabei ist die Betrachtung eines Produkts in beiden Phasen seines Daseins von großer Wichtigkeit. Es reicht eben nicht, ein Produkt nur in seinem Aufbau mit Elementen zum Schutz vor Produktpiraterie zu versehen. Es ist ebenso wichtig auch in der Anwendungsphase eines Produktes die Möglichkeit zur Beobachtung des Werdegangs zu behalten. Das gelingt durch die Verbindung von Produkt und Dienstleistung zu einem Nutzenbündel, die z.B. über Servicetätigkeiten während der Projektlebenszeit abgedeckt wird.


  1. Immer einen Schritt voraus
  2. PiratPro - Gemeinsam gegen Produktpiraterie

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