Wer noch nicht umgestellt hat, muss sich beeilen

Die EN 954-1 ist tot, es lebe die EN ISO 13849-1

16. März 2012, 12:41 Uhr | Andreas Knoll
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Wissen über Veränderungen muss »Allgemeinwissen« sein

Unternehmen, die sich rechtzeitig mit der neuen Norm auseinandergesetzt haben, genießen mehr gestalterische Möglichkeiten bei der Konstruktion. »Um diesen Mehrwert nutzen zu können, ist aber ein entsprechendes Wissen über die Norm notwendig«, gibt Förster zu bedenken. »Die Zahl der Maschinenhersteller, die bereits umgestellt haben, schätzen wir auf sicherlich mehr als 50 Prozent.«

Doch gerade die Variationsmöglichkeiten, die sich mit der Anwendung der EN ISO 13849-1 auftäten, seien oft der Grund für eine noch zögerliche Umsetzung der neuen Norm: »Anwender sind - Stand heute - noch immer nicht im selben Ausmaß mit der EN ISO 13849-1 vertraut, wie sie es mit der überschaubaren EN 954-1 waren«, stellt Förster klar.

Förster zufolge ist häufig vor allem das nötige interne Wissen noch nicht in ausreichendem Maße aufgebaut. Hier könnten Schulungen das erforderliche Know-how zur Anwendung der Norm vermitteln. »Pilz beispielsweise bietet in mehrtägigen Fortbildungen Wissen rund um die neue EU-Maschinenrichtlinie und die EN ISO 13849-1 an«, sagt er. »Praxisnah werden hier die Denkweise nach den gültigen Normen, die Vorgehensweisen sowie Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Außerdem lernen Teilnehmer, wie Software-Tools wie PAScal bei Sicherheitsberechnungen helfen können und wie man mit ihnen Sicherheitsberechnungen deutlich vereinfachen kann.« Wem das nicht reiche, etwa weil er schneller einsteigen wolle oder müsse, der könne Pilz als Dienstleister und Entwicklungspartner mit ins Boot holen.

Einerseits ist es die fehlende Zeit, die eine eingehende Beschäftigung mit der veränderten Normensituation im Bereich der funktionalen Sicherheit verhindert, ebenso wie eine Auseinandersetzung mit den neuen Konzepten. Andererseits ist es die bereits erwähnte Betrachtung der gesamten Sicherheitsfunktion vom Sensor über die Logik bis zum Aktor, die oft noch Neuland ist und sich erst in den Prozessen etablieren muss. »Die Beschäftigung mit Normen wie der EN ISO 13849-1 zieht eine Analyse des gesamten Entwicklungsprozesses nach sich«, stellt Förster fest. »Die Orientierung der Entwicklungsprozesse anhand des V-Modells aus der EN/IEC 61508, auf die sich die EN ISO 13849-1 häufig bezieht, stellt Spezifikationen und Design in den Vordergrund. Ziel muss sein, die Prozesse in Schritte zu strukturieren und mehr Aufwand beim Design zu betreiben, um letztendlich bei der Realisierung davon zu profitieren.«

In der Vergangenheit haben die Maschinenhersteller gut mit der EN 954-1 gelebt. Im Detail betrachtet war ihre Anwendung nicht immer optimal, die Sicherheit stand nicht immer an erster Stelle. »Heute ist dies jedoch grundlegend anders: Anwender denken um und erkennen, dass es für Innovation und Standortsicherung wichtig ist, schon in der Designphase mehr Aufwand zu betreiben«, resümiert Förster. »Denn Normen und Standards sind prinzipiell Vorschläge, die den Anwender dabei unterstützen, Gesetze einzuhalten. Ziel der EU-Maschinenrichtlinie ist es damit, von einer ständigen Überwachung zu einer Eigenverantwortung der Hersteller zu kommen.«


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