Das parallele Engineering

2. Oktober 2008, 8:59 Uhr | Reinhard Simon
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das Automotive-Geschäft


Herr Simon, wie wichtig ist Digital Manufacturing heute für das Geschäft von Rockwell Automation?
Für das heutige Geschäft spielen diese Entwicklungen noch keine messbare Rolle. Wir sehen jedoch, dass einige Anlagenbauer in der Automobilindustrie bereits intensiv mit diesen Methoden arbeiten. Indem wir heute unsere Software-Tools effektiv mit den führenden Design-Tools vernetzen, versprechen wir uns für die nahe Zukunft Vorteile hinsichtlich einer besseren Integrationsfähigkeit.

Sie fahren diesbezüglich ja zweigleisig: Einerseits haben Sie kürzlich eine Kooperation mit Dessault Systemes bezüglich Delmia bekannt gegeben, andererseits unterstützt Rockwell Automation auch das Projekt AutomationML.
Simon: Beide Initiativen folgen dem gleichen Ansatz, der für uns bedeutet, die Engineering-Werkzeuge effizient mit dem Programmierwerkzeug für unsere Steuerungen zu verknüpfen, um wichtige Phasen des Anlagendesigns – 3D-Simulation, Virtual Commissioning, Code-Generierung – von Konvertierungsproblemen zu befreien. Während AutomationML einen generellen zukünftigen Lösungsansatz für alle Engineering-Werkzeuge auf der gesamten Toolkette des Anlagendesigns beschreibt, ist die Kopplung zwischen Delmia Automation und unserer Steuerungswelt RSLogix enger und konkreter gefasst: Konkret sprechen wir hier von der Verkettung zweier wichtiger Tools, die heute bereits einsetzbar sind.

Rockwell Automation und die Automobilindustrie – wie gehen Sie mit den besonderen Anforderungen dieses Geschäftsfeldes um?
Simon: Wichtige Branchen wie die „Automotive“ unterstützen wir über die vertikalen Industrie-Initiativen. Das heißt, neben dem für bestimmte Autohersteller zuständigen Account Management haben wir Industrie-Experten für die im Automobilbau typischen Fertigungsbereiche (Rohbau, Montage, Lack, Powertrain etc.) im Boot. Neben der Konzentration auf Automobilhersteller gilt ein großes Interesse dieser Organisationseinheit den Zulieferfirmen, sprich den Maschinenbauern oder Teilelieferanten. Zu dieser vertikalen Spartenbetreuung, die vorwiegend die zentralen Planungsstäbe der Hersteller berät, ist noch der regionale Vertrieb mit dem direkten Geschäft mit einzelnen Werken befasst.

Wenn die Automobilindustrie, wie derzeit ja Trend, ihre Investitionen nach Osteuropa verlagert, wie will Rockwell Automation diesem Trend begegnen?
Simon: Selbst wenn neue Automobilwerke vorwiegend im Osten entstehen, bleiben deren Zentralen mit ihren Planungsstäben aus heutiger Sicht am bisherigen Standort. Insofern bleibt unser Automotive-Team natürlich fokussiert auf die etablierten Zentralen der Autohersteller – hier werden schließlich die wesentlichen Entscheidungen für weltweite Projekte getroffen! Allerdings wurden bereits wichtige Weichen in der Organisation gestellt. – Unser Unternehmen hat das vertikale Automotive-Team neu aufgestellt und ihm einen stärkeren internationalen Fokus verliehen, nicht nur in Bezug auf Osteuropa.

Für den Erfolg von AutomationML ist eine hohe Akzeptanz ausschlaggebend, daher setzt das Konzept auf Standardisierung und die Integration bereits etablierter XML-Beschreibungsformate: CAEX als flexibles Dachformat, Collada für Geometriebeschreibungen, PLCopen XML für logische Ablaufbeschreibungen. CAEX ist als IEC 62424 und DIN EN 62424 (VDE 0810-24) in Kürze verfügbar. Collada ist ein offener Konsortialstandard der Khronos Group für interaktive 3D-Daten, PLCopen XML ein offener Konsortialstandard zur Nutzung der IEC 61131-3. Der Arbeitskreis DKE/AK 941.0.2 „AutomationML“ hat die Aufgabe, ein solches Datenaustauschformat für den Engineering-Workflow zu definieren und der Normung zuzuführen (DKE Deutsche Kommission im DIN/VDE).

Ein viel versprechendes Ziel, das aber ein gewisses Risiko birgt: Nur wenn diese Umsetzung konsequent erfolgt, wird sich der gewünschte Erfolg einstellen – hier liegt somit auch der springende Punkt dieses Ansatzes.

CA810-01-Bild2_af_02.jpg
Bild 2: Bringt Zeiteinsparung besonders bei Design-Änderungen: Die effiziente Kooperation zwischen den verschiedenen Bereichen.

  1. Das parallele Engineering
  2. Das Automotive-Geschäft
  3. Der heutige Status

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!