In der industriellen Bildverarbeitung ist 3D derzeit ein heiß diskutiertes Thema. Inwieweit setzen industrielle Anwender tatsächlich 3D-Techniken ein? Kristallisiert sich ein bestimmtes 3D-Verfahren als dominierend heraus?
3D-Verfahren werden für die unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt - mit einer deutlich steigenden Tendenz. Die Wahl des Verfahrens hängt von der Applikation ab. Hier spielen diverse Faktoren hinein wie Beleuchtungssituation, erforderliche Genauigkeit der 3D-Messung, Ziel der Auswertung, Oberfläche des Objekts - um nur ein paar wenige zu nennen. Aktuell sind die führenden Verfahren Stereo-Vision und Laser-Triangulation. Bei AVT ist der Anteil am Umsatz für 3D-Applikationen, in die unsere Kameras eingebaut werden, schon heute signifikant, mit steigender Tendenz. Für die nicht mehr allzu ferne Zukunft sehen wir bei Time of Flight und Laser-Triangulation die größten Potenziale - einerseits durch die vielen Applikationen, die in Frage kommen, andererseits durch das enorme Potenzial, das noch in der Technologie steckt.
Wie sehen Sie die Zukunft der Bildverarbeitung allgemein?
Wir erwarten auch weiterhin ein starkes Wachstum, sowohl im Mainstream-Bildverarbeitungsmarkt als auch in den verschiedensten Nischen. Es werden immer mehr Applikationen »off the factory floor« hinzukommen, die uns vor neue Herausforderungen stellen werden. Die Kamera selbst wird dabei eher zu einer Commodity werden, und die Vielzahl der Anbieter wird sich stark reduzieren. Diese Industriekonsolidierung ist bereits heute deutlich zu erkennen, wie das Beispiel Teledyne Dalsa und die Akquisitionsstrategie unserer Muttergesellschaft Augusta belegen.
Welche neuen Applikationen sehen Sie für die nächsten fünf Jahre?
Neben neuen Anwendungsfeldern im Verkehrswesen erwarten wir einen zunehmenden Einsatz von Inspektionslösungen im nicht-sichtbaren Bereich bei Industrieanwendungen. Auch 3D wird ein Thema werden, an dem über kurz oder lang kein größerer Player mehr vorbeikommt.
Gibt es konkurrierende Techniken, die das Wachstum der Bildverarbeitungstechnik stoppen könnten?
Es findet eine Technologiekonsolidierung zum Beispiel durch Smart-Sensoren statt. Allerdings wird das Bild auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der meisten Applikationen sein und beispielsweise vom Gesetzgeber für spätere Überprüfungen verlangt werden - ich denke etwa an Inspektionslösungen in der Pharmabranche. Deshalb erwarten wir auch weiterhin Wachstum und eher sich ergänzende als konkurrierende Techniken.
Sehen Sie die deutsche Bildverarbeitungsbranche gut gerüstet für den Run aus China?
China ist und bleibt eine große Unbekannte. Die chinesischen Hersteller werden sich schrittweise hocharbeiten und mittelfristig sehr ernstzunehmende Produkte entwickeln und fertigen. Allerdings bleibt auch bei uns die Entwicklung nicht stehen, und durch die richtige Ausrichtung und Positionierung können wir uns bereits heute auf den Run aus China einstellen. Durch Alleinstellungsmerkmale und eine konsequente Qualitätspositionierung, verbunden mit einem hohen Service-Niveau, richten wir Allied Vision Technologies schon heute auf die Unwägbarkeiten von morgen aus.