Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass seit kurzem fast 50 verschiedene Anbieter von PV-Strom-Zwischenspeicherlösungen auf dem deutschen Markt aktiv sind. Ihre jüngste Leistungsshow war die Intersolar im Juni dieses Jahres in München. Dort waren auch die namhaften Batteriehersteller mit ihren »Solarbatterielösungen« vertreten. Auch wenn offenbar viele auf Lithium-Systeme als Speicher setzen, ist das Rennen um die beste Elektrochemie für die PV-Solarstromzwischenspeicherung noch nicht entschieden.
Nach Einschätzung von Vetter werden Lithium-Batterien vor allem in Netz-gekoppelten Photovoltaikanlagen große Chancen haben, »das gilt sowohl bei privaten Hausdachanlagen als auch in Photovoltaikparks«. Wenn es um größere Speichertiefen geht, könnten nach seiner Einschätzung in Zukunft auch Redox-Flow-Batterien interessant werden. Im Rennen bleiben aber auch Blei- und Natrium-Nickelchlorid-Batterien sowie viele weitere mögliche Lösungen zur Zwischenspeicherung von PV-Strom.
Zu den Batteriespezialisten, die sich für Lithium-Systeme entschieden haben, gehören unter anderem Saft, Varta Microbattery und Panasonic. Sie setzen bei ihren Lösungen nicht nur auf unterschiedliche Lithium-Systeme, sondern auch auf verschiedene Akkubauformen. So setzt etwa Panasonic bei seiner speziell für den europäischen Markt entwickelten und seit Juni produzierten »Home Energy-Storage-System« als Zellbasis auf seine bewährten Lithium-Ionen-Akkus des NCA-Typs in der Bauform 18650, wie sie unter anderem auch in den Elektrosportwägen von Tesla zur Energiespeicherung zum Einsatz kommen.
Bei Saft hat man sich nach Auskunft von Deutschland-Geschäftsführer Holger Schuh für eine andere Lösung entschieden. In den auf der Intersolar vorgestellten modular erweiterbaren Li-ion-Batteriesystemen kommen größere zylindrische Zellen zum Einsatz, die auch in E-Mobility-Lösungen einsetzbar wären und ursprünglich auch für diese Applikation entwickelt wurden. »Wir setzen bei dieser Anwendung auf eine industriell gefertigte Lithium-Technologie mit 20 Jahren kalendarischer Lebensdauer und nicht wie verschiedene Wettbewerber auf Zellen, die ursprünglich aus dem Consumer-Bereich kommen.«
Auch bei Varta Microbattery sind die Zellen, die in den vor kurzem vorgestellten Zwischenspeicherlösungen der »Engion Familie«zum Einsatz kommen, eigentlich mit dem Ziel entwickelt worden, sie im E-Mobility-Bereich einzusetzen. »Vor einem Jahr haben wir uns dann entschlossen, uns mit dem Einsatz zur Zwischenspeicherung von PV-Strom zu beschäftigen«, erläutert Herbert Schein, CEO der Varta Microbattery. Für den Einsatz von Lithium-Systemen, in diesem Fall Lithium-Eisen-Phosphat, in dieser Applikation spricht aus seiner Sicht die um den Faktor 4 höhere Energiedichte gegenüber heute verwendeten Bleizellen und eine Entladetiefe der Lithium-Systeme von bis zu 90 Prozent.
Argumente, die aus Sicht von Bernhard Frank, Managing Director der AIC Europe, vor allem dann für Lithium-Lösungen sprechen, wenn es um platz- und raumbeschränkte Anwendungen geht, also nicht unbedingt im mitteleuropäischen Einfamilien- oder Reihenhaus. »»Das größte Potential hat eine Blei-basierte Lösung aus meiner Sicht dort, wo sich mit Hilfe einer passenden Photovoltaikanlage ein Dieselmotor ersetzen lässt.«
Frank weist drauf hin, dass in Drittweltstaaten eine Diesel-kWh etwa 30 Cents kostet, eine entsprechende Solarlösung wäre bereits für 24 Cents pro kWh zu bekommen. Das Einsatzspektrum einer Blei-basierten Lösung reicht deshalb von einer Solar-Zwischenspeicherlösung, welche die Grundbedürfnisse eines Haushaltes in Drittwelt- oder Schwellenländern abdeckt, »bis zu kompletten Containerlösungen, die dann bei Bedarf bis zu 700 kWh Speicherkapazität zur Verfügung stellen können.«
Den Einwand, Blei würde zu wenige Ladezyklen bieten, lässt Frank nicht gelten: »Mit der AVRLA-Batterie hat die Hitachi-Tochter Shin-Kobe Electric Machinery eine Bleibatterie entwickelt, die schon vor 10 Jahren eine Lebensdauer von 3000 Zyklen erreicht hat, inzwischen wurde die Zyklenfestigkeit auf bis zu 4500 Zyklen gesteigert.« Das Beispiel zeigt: Blei ist abhängig von der jeweiligen Applikation als Zwischenspeicherlösung für Erneuerbare Energie noch nicht abgeschrieben, der Wettstreit um die jeweils beste Lösung zur Zwischenspeicherung etwa von PV-Strom ist weiter offen.