AGR: Holzwirtschaft leidet unter Ressourcenverschwendung

Zu viele heizen mit Holz

27. Juni 2012, 10:42 Uhr | Carola Tesche
»Der Verbrauch von Holz ist Ressourcenverschwendung«, sagt Ludwig Lehner, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR).
© Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher

Eine Studie des Hamburger Wissenschaftlers Prof. Dr. Udo Mantau belegt, dass die Deutschen immer mehr Holz verbrennen. Dabei verschärft die zusätzliche Nachfrage den Wettbewerb um den Rohstoff in Deutschland und gefährdet zugleich die internationale Konkurrenzfähigkeit der Branche.

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Der Studie zufolge stieg der Verbrauch von Holz in der Zeit von 2001 bis 2010 insbesondere in privaten Haushalten von zwölf Mio. auf 34 Mio. Festmeter (Kubikmeter). Davon kommen 22 Mio. Festmeter frisch aus dem Wald, während sich elf Mio. auf weitere Sortimente verteilen wie etwa Schnittholzprodukte, Gebrauchthölzer oder Gartenholz. Auch hiervon wäre zumindest ein Teil wirtschaftlich und klimaschutzbezogen sinnvoller in Holzprodukten verwertbar. Besonders paradox an dieser Entwicklung: Nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gelten von den 16 Mio. privaten Öfen Dreiviertel als überaltert.

Erschwerend komme die schlechte Isolierung vieler Häuser hinzu. Da macht auch der Einsatz besonders effizienter Holzöfen keinen Sinn. Nach Einschätzung der AGR (Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher) stützt sich die Bundesregierung beim Ausbau der Biomassenutzung auf falsche Zahlen. Erhebungen aus der Zwischenwaldinventur 2008 zeigten, dass die amtlichen Holzeinschlagsstatistiken nicht die tatsächliche Nutzung widerspiegeln.

»Mehr als 50 Prozent des geschlagenen Brennholzes sind statistisch gar nicht erfasst«, sagt Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der AGR. Der Grund: Energieholz wird häufig von nicht befragten Kleinbetrieben unter zehn ha vermarktet oder von Waldbesitzern zur Deckung des Eigenbedarfs verwendet. Die fehlerhafte Statistik sei spätestens seit der Zwischeninventur bekannt, und dennoch ignoriere die Bundesregierung diese Tatsache. Die Folge sei eine drastische Fehleinschätzung des verfügbaren Biomassepotenzials in Deutschland.

Dabei ist die AGR nicht grundsätzlich gegen eine Verbrennung von Holz. Jedoch wird mittlerweile bereits die Hälfte des jährlich in Deutschland verfügbaren Holzaufkommens verbrannt, ohne daraus höherwertige Produkte herzustellen. Wichtig sei jedoch, den knappen Rohstoff möglichst effizient und wertschöpfend einzusetzen. Dass das auch in punkto Klimaschutz ein sinnvoller Ansatz ist, hat das Bundesforschungsinstitut von Thünen (vTI) unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Dieter kürzlich in einer Studie belegt: Holzprodukte langfristig zu verwenden, zu recyceln und erst am Ende zu verbrennen, dient dem Klimaschutz und spart allein in Deutschland jährlich bis zu 105 Mio. t CO2. Das sind nach Angaben der Initiative HolzProKlima etwa 13 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Von der Bundesregierung fordert die AGR deshalb, die energetische Nutzung von verwertbaren Holzsortimenten nicht weiter zu fördern. Ludwig Lehner: »Die ineffiziente Verbrennung von Holz ist ein Relikt des letzten Jahrtausends und für ein modernes, fortschrittliches Land – das die Nachhaltigkeit vor 300 Jahren erfunden hat – nicht mehr akzeptabel.« Die deutsche Holzindustrie sieht ihre internationale Führungsposition gefährdet. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind bereits spürbar.


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