Der deutsche Windenergie-Markt verzeichnete im Jahr 2012 erneut ein stabiles Wachstum, während sich vor allem die großen Märkte USA und China sehr instabil zeigten. Investitionsschwerpunkte in Deutschland sind nach wie vor Niedersachsen und Schleswig-Holstein, doch Rheinland-Pfalz und Bayern holen auf.
Nach aktuellen Erhebungen der Deutschen WindGuard im Auftrag des Bundesverbands WindEnergie (BWE) und des VDMA-Fachverbands Power Systems (VDMA PS) wurden im vergangenen Jahr 1008 (2011: 895) Windenergieanlagen mit einer Leistung von 2439 (2011: 2008) Megawatt neu installiert. Damit gingen 2012 rund 20 Prozent mehr Leistung ans Netz als im Vorjahr. »Deutschland ist der Fels in der Brandung der Windindustrie in einem turbulenten Weltmarkt«, kommentierte Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Fachverbands. »Der absehbare Einbruch des US-Markts 2013 und die weitgehende Abschottung des schrumpfenden chinesischen Markts zwingen die Hersteller zur Fokussierung auf die europäischen Kernmärkte. Der dringend benötigte systemische Umbau des EEG und des Strommarktdesigns in Deutschland wird daher umso wichtiger. Wenn uns dies gelingt, werden die Rahmenbedingungen am Heimmarkt auch Vorbild für unsere Exportmärkte sein.«
Der Windenergieausbau findet im gesamten Spektrum der Bundesländer statt: Nord und Süd, Ost und West. »Der leichte Zuwachs beim Ausbau zeugt auch von einer guten Akzeptanz der Windenergie und von der Bereitschaft der Bürger, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen«, sagte BWE-Vizepräsidentin Sylvia Pilarsky-Grosch. »Wir verzeichnen seit einiger Zeit eine zunehmende Gründung von Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks.«
Auch wenn im Bundesländervergleich nach wie vor Niedersachsen (Zubau 2012: 361 Megawatt, 154 Windenergieanlagen) und Schleswig-Holstein (333 Megawatt, 135 Windenergieanlagen) die Spitzenposition einnehmen, erreichen südliche Bundesländer wie Rheinland-Pfalz (288 Megawatt, 100 Windenergieanlagen) und Bayern (201 Megawatt, 81 Windenergieanlagen) gute Ausbauwerte. Mit nur 19 Megawatt und 9 Windenergieanlagen bleibt Baden-Württemberg noch Schlusslicht unter den Flächenländern.
Auf See gingen im vergangenen Jahr 16 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 80 Megawatt neu ans Netz. Damit speisen gegenwärtig in der deutschen Nord- und Ostsee zusammen 68 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 280 Megawatt Strom ein. »Im Jahr 2012 wurden jedoch bereits 109 Fundamentstrukturen auf See installiert; sechs Offshore-Windparks mit über 350 Anlagen und einer Leistung von 1700 Megawatt sind in Bau«, betonte Herdan. »Ob der gordische Knoten bei der Netzanbindung durch die jüngste Klärung der Haftungsfragen gelöst und die Finanzierung damit gesichert ist, wird sich dieses Jahr zeigen.«
Die Erhebungen der Deutschen WindGuard auf Basis einer Herstellerbefragung erstreckten sich auch auf die Konfiguration der neu angeschlossenen Anlagen. Demnach offenbart sich vor allem bei den Turmhöhen eine weite Spreizung im Bundesländervergleich. So verzeichnen etwa die Anlagen in Schleswig-Holstein mit durchschnittlich 82 Metern die bei weitem niedrigste Nabenhöhe. Im Vergleich dazu liegt die Nabenhöhe in Bayern bei 134 und in Baden-Württemberg bei 130 Metern. »Das zeigt, dass es hier enormes Verbesserungspotenzial gibt«, führte Pilarsky-Grosch aus. »Denn höhere Türme und größere Rotordurchmesser sorgen in ganz Deutschland für eine bessere Windausbeute. Bei optimaler Anlagenkonfiguration können wir im Norden und im Süden für mehr Volllaststunden sorgen und so entscheidend zur Netzstabilität beitragen.«
Mit geschätzten 13.200 Megawatt Leistung aus neu installierten Windenergieanlagen in den USA anno 2012 (2011: 6800 Megawatt) und voraussichtlich kaum mehr als 5000 Megawatt 2013 sowie 14.000 Megawatt in China 2012 (2011: 17.600 Megawatt) und voraussichtlich stagnierenden Installationen 2013 sind beide Märkte extrem instabil - mit drastischen Folgen für die jeweilige Windindustrie vor Ort. Nach Einschätzungen von VDMA PS kann der Weltmarkt in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent einbrechen. »Wenn die Windenergie nicht in den Mühlen des Wahlkampfs zerrieben wird, sichert der starke Heimatmarkt der Windindustrie Fertigungskapazitäten in Deutschland für den 2014 wieder absehbar wachsenden Weltmarkt«, resümierte Herdan.