Die WEA-Hersteller haben auch selbst Wartungs- und Reparatur-Service-Angebote. Worin unterscheiden diese sich?
Tatsächlich bieten auch die WEA-Hersteller unterschiedliche Produkte an, von einer Wartungsgrundversorgung bis hin zu Vollwartungen inklusive Verfügbarkeitsgarantien und Großkomponententausch.
Welche Aufgaben und Möglichkeiten bleiben dann für Service-Firmen überhaupt übrig?
Von »übrig bleiben« kann gar keine Rede sein. Vor einigen Jahren herrschte bei vielen Anlagenbetreibern eine hohe Unzufriedenheit mit den Service-Leistungen der jeweiligen WEA-Hersteller. Diese Unzufriedenheit war sicherlich auch dem schnellen Wachstum der Branche geschuldet, die im Service keinen besonders lukrativen Markt sah. Wir betreuen aktuell Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1600 MW, was ein Beleg dafür ist, dass viele Betreiber einen Bedarf an unabhängigem, markenübergreifendem Service sehen.
Im Gegensatz zu den Anlagenherstellern können wir mit unseren Kunden wesentlich offener über Probleme, technische Defekte und Mängel sprechen und dafür Lösungen anbieten, unter anderem eine modulare Vertragsgestaltung sowie Upgrades oder Produktneuentwicklungen.
Wodurch können sich Service-Firmen so hervorheben, dass die Kunden sich für ihr Angebot entscheiden und nicht für das des WEA-Herstellers?
WEA-Hersteller müssen sich neben ihren Dienstleistungen vor allem auf den Verkauf von Anlagen fokussieren. Wir sind hingegen ausschließlich auf den Service spezialisiert und können uns darauf vollständig konzentrieren. Bei uns dreht sich demnach alles um die Wartung, Instandhaltung und Verbesserung von WEA-Techniken.
Availon bietet Service für Vestas, GE, Gamesa, Nordex, DeWind, Tacke und Enron. Warum nicht für Enercon, was ja ein großer Markt wäre?
In der Tat gibt es Anfragen in diese Richtung. Momentan scheinen die Kunden von Enercon aber mit den Dienstleistungen und Preisen des Herstellers zufrieden zu sein. Die große Fertigungstiefe von Enercon erschwert es markenübergreifenden Dienstleistern zudem, einen wirklich herstellerunabhängigen Service aufzubauen.
Generell geht es uns nicht darum, Anlagen von möglichst vielen verschiedenen Herstellern zu betreuen. Wir wollen uns vielmehr auf ganz spezifische Anlagentechniken konzentrieren und unser Service-Spektrum und die Qualität unserer Arbeit trotz steigender Zahl der zu betreuenden Anlagen auf einem hohen Niveau halten. Das lässt sich allerdings auch nicht auf einem Low-Cost-Level realisieren. Nur eine entsprechend hohe technische Kompetenz in Bezug auf ganz bestimmte Anlagentypen verschafft den Betreibern einen echten Mehrwert.
Warum nicht für REpower?
Wir wollen nicht alles machen, sondern uns auf die Anlagentechniken konzentrieren, die wir am besten beherrschen. Ihre Aufzählung in der vorherigen Frage erweckt den Eindruck, als handele es sich um sehr diversifizierte Anlagentypen, dabei liegen WEA etwa von GE, Tacke oder Enron technologisch nicht sehr weit auseinander. Auch die Anlagen von REpower verfügen über eine ähnliche Technologie wie die Südwind-S70/77 mit 1,5 MW Leistung. Südwind wurde bekanntlich 1999 von Nordex übernommen, weil unter anderem auch die Technologie der Südwind-WEA gut ins Portfolio passte. Und Nordex-Anlagen haben wir seit Mitte 2012 in unserem Portfolio.