Als regionaler Photovoltaik-Systemanbieter gestartet, hat sich die MHH Solartechnik zu einer festen Größe des deutschen Photovoltaik-Marktes entwickelt und treibt seit der Übernahme durch die BayWa im Jahr 2010 konsequent die Internationalisierung des Großhandels mit Photovoltaik-Systemkomponenten voran.
»Es hat seine Gründe, warum im letzten Jahr in Baden-Württemberg etwa 1 GW Photovoltaik-Leistung installiert wurde«, versichert Günter Haug, Geschäftsführer der MHH Solartechnik in Tübingen, »hier passen einfach die Einstrahlungsverhältnisse«. Diese dürften auch dazu beigetragen haben, dass das 1991 gegründete Unternehmen zu den Pionieren der Photovoltaik in Deutschland gehört. Der Blick zurück, er macht deutlich, was sich seit den Gründertagen in Sachen Photovoltaik in Deutschland verändert hat. »Damals betrug die Einspeisevergütung 17 Pfennig und die Anschaffungskosten für eine Photovoltaik-Anlage waren um den Faktor 5 höher als heute«, erinnert sich Haug. Dass sich das geändert hat, dazu hat auch die MHH Solartechnik beigetragen. Ihr Kerngeschäft ist der Großhandel mit Photovoltaik-Systemkomponenten für Fachhandwerker in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Lieferumfang gehören dabei alle Komponenten einer Photovoltaik-Anlage. Montagesysteme und Zubehör produziert das Unternehmen selbst, Module und Wechselrichter bezieht das Unternehmen von Herstellern, die sich, wie Haug betont, »Qualität, hohe Wirkungsgrade und Langlebigkeit auszeichnen«. Dieser Maxime folgend, wurde 2010 das bis dahin Module von Schott Solar, Hyundai, REC und Kyocera umfassende Vertriebsspektrum um Bosch, LG und Solar Frontier und Sanyo erweitert. Bei den Solarinvertern setzt Haug auf Fronius, SMA, Danfoss, Sunways und Delta.
Herangereift zu einem der größten Photovoltaik-Systemanbieter in Deutschland und dem angrenzenden deutschsprachigen Raum, lieferte das Unternehmen im Jahr 2010 Solarstromanlagen mit einer Leistung von fast 100 MW aus und erzielte 2010 einen Umsatz von etwa 190 Mio. Euro. Für das Jahr 2011 wird der Umsatz der MHH Solartechnik und ihrer internationalen Tochterunternehmen deutlich über der 200-Mio.-Euro-Umsatzschelle liegen. Bundesweit beschäftigt MHH Solartechnik heute über 100 Mitarbeiter. Sie verteilen sich auf den Unternehmensstammsitz in Tübingen sowie vollständige Vertriebsteams in München, Nürnberg, Duisburg und seit September letzten Jahres auch Braunschweig.
Den Marktanteil seines Unternehmens beziffert Haug aktuell auf rund 2 Prozent der in Deutschland installierten Photovoltaik-Leistung. »Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Residential- und Commercial-Anwendungen«, erläutert Haug, »wir installieren im Jahr etwa 5000 Anlagen, deren Durchschnittsleistung bei 15 kW liegt«. Etwa 70 Prozent ihres Umsatzes erzielen die Tübinger in Süddeutschland, die Zahl der namhaften Wettbewerber beziffert Haug auf über ein Dutzend. Bis zur Mitte dieses Jahrzehnts will Haug den Marktanteil seines Unternehmens auf 5 Prozent erhöhen und die Internationalisierung deutlich vorantreiben. Als Ziel nennt er einen Auslandsumsatzanteil von 50 Prozent.
Das dies heute möglich ist, hat damit zu tun, dass die MHH Solartechnik im Jahr 2010 von der BayWa übernommen wurde. Nachdem sich die Eigentumsverhältnisse bereits 1998 einmal verändert hatten, damals kam es zur Mehrheitsübernahme durch Sunways, deutet nun alles darauf hin, dass der Photovoltaik-Pionier unter dem Dach der BayWa nun endgültig heimisch geworden ist. »Unser Problem in der Vergangenheit war, dass wir nicht die finanziellen Möglichkeiten hatten, um zu wachsen und zu expandieren«, schildert Haug die Hemmnisse der Vergangenheit, »wir wollten international expandieren, aber das war nicht möglich«.
Internationale Expansion
Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Heute ist das Unternehmen über Niederlassungen in Frankreich (Toulouse), Machynlleth/Powys (Großbritannien) und seit dem 1. Januar dieses Jahres ist die MHH Solartechnik über das italienische Tochterunternehmen Tecno Spot in Bruneck (Südtirol) auch in Italien aktiv. Über das US-amerikanische Schwesterunternehmen Focused Energy in Santa Fe, New Mexico, werden zudem Installateure in den USA, insbesondere in Arizona, Kalifornien, Pennsylvania, New Mexico und Hawaii betreut und beliefert. Unter dem Dach der BayWa wurde so inzwischen ein starker Verbund von Großhandelsunternehmen geschaffen, der eine Präsenz auf allen wesentlichen europäischen Ländern und in Nordamerika auf dem Gebiet der Photovoltaik gewährleistet. »Diese internationale Aufstellung bietet uns auch vor dem Hintergrund der Marktveränderungen in den letzten eineinhalb Jahren Möglichkeiten, die lokal tätige Wettbewerber nicht haben«, stellt Haug nüchtern fest, »wenn der Vertrieb in den deutschsprachigen Kernländern stockt, dann können wir unsere Expertise gewinnbringend auf den internationalen Wachstumsmärkten umsetzen«. Dass das Wachstum in den nächsten Jahren vor allem aus dem Ausland kommen wird, steht für ihn fest. »Nach der sprunghaften Entwicklung des deutschen Marktes in den letzten Jahren, ist wohl kaum damit zu rechnen, dass sich die im Vorjahr erreichte Installationsleistung in Deutschland in diesem Tempo weiter steigern lässt«.
Haug geht sogar noch weiter, »wenn es wirklich irgendwann zu etwas Ähnlichem wie einer Deckelung des deutschen Marktes auf 1 GW jährliche Installationsleistung kommen sollte, dann wird der Markt hierzulande kollabieren«. Gerade der Privatsektor ist nach seiner Erfahrung sehr abhängig von Stimmungen, und die sich immer wiederholenden Diskussionen um weitere Einschnitte bei der Einspeisevergütung erweist sich hier als überaus schädlich, »die Politik bringt hier unnötiger Weise immer wieder Unruhe rein«. Haug geht es dabei weniger um die Einspeisevergütung an sich, als um zu Zuverlässigkeit einmal gemachter Zusagen.
»Angesichts der Kostenentwicklung die Photovoltaik-Anlagen in den letzten Jahren durchlaufen haben, ist PV-Strom schon heute kostengünstiger als Off-Shore-Windkraft«, unterstreicht er, »wer heute in eine PV-Anlage investiert, der erhält den doppelten Wirkungsgrad zu einem Fünftel der Kosten, die für eine solche Anlage noch vor knapp 20 Jahren anfielen«. Ähnliche Veränderungen wie bei den Preisen hält Haug in Zukunft auch bei den Abnehmern von PV-Strom für möglich. »Ich halte es durchaus für möglich, dass es in zwei, drei Jahren für einen PV-Anlagenbetreiber sinnvoller sein kann, einen Abnehmervertrag mit einem Energieversorger zu unterschreiben, als sich um fallende Einspeisevergütungen im Rahmen des EEG zu bemühen«.
Nach Fukushima und der staatlich propagierten Energiewende sei hier einiges in Bewegung gekommen. »Gerade in Baden-Württemberg wird derzeit beispielsweise der Bau kleiner, dezentraler Gaswerke vorangetrieben«, berichtet Haug, »aber auch im Bereich der Photovoltaik sind im letzten Jahr lokale Initiativen entstanden, die es ohne Fukushima so vielleicht nicht gegeben hätte«. Der Geschäftsführer der MHH Solartechnik verweist aber auch auf die Notwendigkeit die Anstrengungen im Bereich der Speicherlösungen nun forciert voranzutreiben: »Die heutigen Lösungen basieren noch auf Blei-Akkus, um hier zu leistungsfähigen Lösungen zu kommen, muss die Lithium-Ionen-Technologie entsprechend weiterentwickelt werden«. Haug sieht hier Industrie und Forschung gefordert, noch in diesem Jahrzehnt entsprechende Lösungen zu finden und anzubieten, »ohne entsprechende Lösungen in dieser Richtung wird das große „smarte“ Verbundnetz mit vielen dezentralen Erzeugern Erneuerbarer Energien wohl eine Illusion bleiben«.
Einen Beleg für den Wandel in der Energiebranche sieht Haug auch gerade in der Übernahme seines Unternehmens durch die BayWa: »Man hat erkannt, dass die Umsätze etwa aus dem Bereich konventioneller Energien stagnieren, oder rückläufig sind. Aus diesem Grund setzt man auf den konsequenten Ausbau des Engagements im Bereich Erneuerbarer Energien, die mittelfristig für die BayWa einen Umsatzbeitrag von 1 Mrd. Euro leisten sollen«