Vor dem Hintergrund dieses Nachfragebooms haben Sie auch Mitte des Jahres wieder Ihr Werk Miyazaki 2 in Betrieb genommen. Könnte es sein, dass Sie schneller als geplant Ihre Produktionskapazität noch einmal deutlich erhöhen müssen?
Angesichts der wachsenden Nachfrage nach CIS-Dünnschichtmodulen haben wir die Produktion im Werk Miyazaki 2 inzwischen wieder aufgenommen. Mit der Konzentration der Fertigung in unserer 1-GW-Fertigung Kunitomi hatten wir dieses Werk Ende 2012 nicht mehr für die Serienproduktion genutzt. Nun stehen uns die 60 MW Produktionskapazität wieder zur Fertigung von Modulen, die primär für private Wohnhäuser eingesetzt werden, zur Verfügung. In der zweiten Hälfte dieses Jahres werden wir dort auch mit der Produktion eines neuen Modul-Typs für den Residential-Markt beginnen.
Vom beschriebenen Boom in Japan scheinen vor allem japanische Solarzellen- und -modulhersteller zu profitieren. Ist Japan in Sachen PV ein abgeschotteter Markt?
Abgeschottet nein. Anders wäre wohl nicht zu erklären, wieso ein hoher Anteil der PV-Produktion aus anderen Ländern wie Taiwan und China nach Japan fließt. Richtig ist aber, dass der japanische Kunde traditionell mittel- und langfristig denkt und stark auf Vertrauen baut. Vor diesem Hintergrund entscheidet er sich häufig für heimische Produkte. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass Service für den japanischen Kunden eine sehr große Rolle spielt.
Birgt diese starke Stellung des japanischen Marktes nicht auch gewisse Risiken? Wie steht es um die internationalen Aktivitäten von Solar Frontier?
Der bereits beschriebene Nachfrageboom in Japan hat dazu geführt, dass die Fertigungskapazitäten der japanischen Hersteller über das Ende des Förderprogramms Mitte 2015 hinaus gut ausgelastet sein werden. Solar Frontier wurde unter dem Namen Showa Shell Solar erst 2006 gegründet. In den sieben Jahren ist es uns bislang immer gelungen, unsere gesteckten Ziele zu erreichen. Wir sind inzwischen in den USA, dem Mittleren Osten und seit 2010 auch in Europa vertreten. Europa, Asien und auch Afrika werden für uns ab 2015 wieder deutlich an Bedeutung gewinnen. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an Länder wie Indien, die heute schon ein Bedarfsloch von 20 bis 30% in ihrem Energiebedarf haben.
Bedeutet das, Sie werden auch im Zuge einer verstärkten Internationalisierung Ihres Geschäfts die Kunden zentral von Japan aus bedienen?
Nein. CIS ist eine Beschichtungstechnologie. Vor diesem Hintergrund macht es keinen Sinn, beschichtetes Glas rund um die Welt zu schiffen. Wir werden zu gegebener Zeit unsere Erfahrung, die wir in der 1-GW-Fertigung in Kunitomi gewonnen haben, in Produktionsstätten transferieren, die wir in anderen, wichtigen Regionalmärkten errichten wollen. Wann das passieren wird, wann das optimale Zeitfenster für solche Entscheidungen sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Welchen Effekt wird Ihrer Einschätzung nach der Übergang zur verstärkten Eigennutzung von PV-Strom im Residential-Bereich haben? Wird die Zwischenspeicherung von PV-Strom die Nachfrage nach PV-Lösungen noch einmal verstärken?
Bisher handelt es sich bei diesen Speicherlösungen aus meiner Sicht um ein Messephänomen. Dieser Trend, auch wenn er jetzt in gewissem Umfang von staatlicher Seite gefördert wird, richtet sich nach meinem Eindruck bislang vor allem an Early Adopter. Einen nachhaltigen Effekt auf die Nachfragesteigerung im PV-Bereich kann ich bislang nicht erkennen. Eine echte Dynamik wird sich in diesem Segment erst entwickeln, wenn die Batterietechnik kostengünstiger wird und der Verbraucher sich auf diese Weise von steigenden Energie- und Stromkosten unabhängig machen kann.